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US-Wirtschaft: Konjunkturerholung – was machen die Konsumenten?

Wie oft wurde in den letzten Jahren auf die Bedeutung des Konsums für die US-Wirtschaft hingewiesen? Mit dem 70-prozentigen Anteil an der US-Wirtschaft (2019 – 21,4 Billionen Dollar) kam man auf eine höhere Wirtschaftsleistung als die gesamte chinesische Wirtschaft. Deshalb sorgte die Trump-Administration dafür, trotz der Handelskriege, dass der US-Verbraucher seine Konsumlaune behielt. So auch während der Corona-Krise, mit Stimuluspaketen und Schecks an die Familien, die seit gestern in Summa die sechs Billionen-Grenze überschritten haben. Dennoch wurde viel Geld gespart, viel sogar für die Rückzahlung von Kreditkartenschulden verwendet.

US-Wirtschaft: USA vor einem gigantischen Wachstumsjahr?

Es vergeht derzeit kaum eine Woche, in der die Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft nicht nach oben gesetzt wird. Während die OECD noch bei 6,5 Prozent liegt, sind US-Banken bereits im Schnitt bei 7,6 Prozent angelangt. Die Rede ist von den Vereinigten Staaten und nicht von einem Schwellenland. Ironie des Schicksals: Hatte der letzte US-Präsident nicht stets ein Wachstumsziel von vier Prozent in den Raum gestellt, dies trotz heftigster Steuersenkungsprogramme nie erreicht und dennoch von der besten „Economy ever“ gesprochen? Und jetzt sollte seinem Nachfolger ein Wachstum zuteil werden, welches es zuletzt real im Jahre 1984 (7,3%) gegeben hat – wenn es tatsächlich dazu kommen sollte!

Denn als entscheidender Faktor für die US-Wirtschaft gilt der Verbraucher, der dieses Wachstum generieren muss. Trotz aller Meldungen aus den USA über die Empfänger von Lebensmittelmarken, hungernden Familien und den vielen Menschen ohne Job und Krankenversicherung, hat die Mittel- und Oberschicht gespart, wie selten zuvor. Die Sparrate, die sich historisch um die 10 Prozentmarke bewegt, ist zeitweise auf 30 Prozent gestiegen, vermutlich auch befördert durch die vielen Stimuluspakete. Sage und schreibe 1,5 Billionen Dollar liegen auf Geldkonten, obwohl auch noch viel Kapital zur Tilgung von Kreditkartenschulden verwendet wurde.

Die US-Staatsschulden sind nicht ohne Grund in den letzten 15 Monaten von gut 23 auf 28 Billionen Dollar gestiegen.

Jetzt kommt auch noch das nächste Stimuluspaket der Biden-Regierung in Höhe von 1,9 Billionen Dollar. Es ist für mich die Frage aller Fragen: Was passiert mit all dem Kapital: wird es auf den Gütermärkten umgewälzt oder gespart oder in die Kapitalmärkte geschleust?

Volkswirte von Bloomberg Economics erwarten für ein exzessives Verbraucherverhalten sogar noch ein höheres Wachstum. Aber könnte es dann tatsächlich nur bei dem Inflationsanstieg von gut drei Prozent bleiben, wie das US-Finanzministerium in Einigkeit mit der Federal Reserve prophezeit?

Auch wenn von manchem Analysten als Unsicherheitsfaktor der Fortgang der Impfungen gegen Covid-19 genannt wird, so erscheint dies mit jeden Tag eher beherrschbar. In den nächsten Tagen wird man in den USA bereits 100 Millionen Impfdosen injiziert haben, mit einer immer weiter steigenden Tendenz, bei gleichzeitig ausreichend Impfstoffen – einem dem Volk dienenden Relikt aus der „America-First-Politik“ von Donald Trump.

Fazit

Wieder einmal überschlagen sich Volkswirte mit Prognosen über eine Entwicklung der US-Wirtschaft, die mehr denn je von Unsicherheiten geprägt ist. Vermutlich um ein weiteres Mal daran zu scheitern. Wie viele Revisionen gab es denn im Jahr 2020? Ein großes Fragezeichen steht hinter den Konsumenten, die sicherlich allein schon aus verhaltenspsychologischen Gründen einen großen Nachholbedarf haben.

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Was aber würde passieren, wenn die Billionen Dollar tatsächlich in den Konsum und in die Wirtschaft flössen? Müsste der Nachfrageschock nicht erhebliche Preisverzerrungen nach sich ziehen, an den Güter- und Kapitalmärkten? Was für Folgen ergäben sich aus einem BIP-Wachstum von 7,6 Prozent und einer Rendite für die US-Staatsanleihe, die derzeit bei geradezu mageren 1,5 Prozent steht? Gab es so einen Spread nicht zuletzt in den 1960-ern?

Diese Divergenz kann nicht lange Bestand haben – entweder müssen Zinsen rauf oder Wachstum runter. Ich möchte jetzt kein Wasser in den (Konjunktur-)Wein gießen, aber die „Prognosteritis“ greift wieder um sich und wird viele Fehlannahmen provozieren, weil dies das System mit den reflexiv agierenden Wirtschaftssubjekten bedingt. Ob es da mehrere Quartale lang zu so einem Wachstum kommen kann, bei den vielen exogenen und endogenen Faktoren? Vermutlich ist der Konsument der zuverlässigste Faktor für die US-Wirtschaft, denn das Shoppen haben die Amerikaner seit Jahrzehnten geübt, ob mit Bargeld, einer oder sechs Kreditkarten.

Die US-Wirtschaft ist abhängig vom US-Konsument



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