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Wells Fargo-Skandal, Öffentliche Inquisition Teil 2: „Ich kenne die Vertriebsziele meiner Mitarbeiter gar nicht“ (VIDEO)

Gestern gab es Teil 2 der öffentlichen Inquisition von John Stumpf, dem Vorstandsvorsitzenden von Wells Fargo, einer der fünftgrößten US-Banken. Seine Mitarbeiter hatten für bestehende Kunden...

FMW-Redaktion

Gestern gab es Teil 2 der öffentlichen Inquisition von John Stumpf, dem Vorstandsvorsitzenden von Wells Fargo, einer der fünftgrößten US-Banken. Seine Mitarbeiter hatten für bestehende Kunden mehr als 2 Millionen Konten ohne deren Wissen eröffnet, um Vertriebsziele zu erfüllen. Die Anhörung vor dem Senatsausschuss für Finanzdienstleistungen hatte offiziell den Titel “Holding Wall Street Accountable: Investigating Wells Fargo’s Opening of Unauthorized Customer Accounts”.

Gestern ging es nicht in erster Linie um die enormen Bonuszahlungen von Direktoren, sondern vor allem um die hohen Vertriebsziele an sich, die die Mitarbeiter veranlassten betrügerisch zu handeln, wodurch 5.300 von ihnen bereits entlassen wurden. Selbstverständlich (Satire) wusste der Chef von all dem nichts.
Sein gestriges Vorgehen ähnelt dem von anderen Bankchefs direkt nach der Finanzkrise. Um sich (mal für einen Tag) demütig zu zeigen, reiste er gestern von San Francisco nach Washington nicht im Learjet, sondern ganz normal Linie! Das ist doch schon mal was…

Der Knaller gestern aber war: Er kopierte die wichtigste Taktik der anderen großen Bankchefs: Er wusste nämlich von nichts. Weder von den ganzen Betrügereien von 5.300 Mitarbeitern in seiner Bank. Noch, jetzt kommts, will er wissen, wie die Vertriebsziele für die Mitarbeiter überhaupt aussehen! (kein Witz). Wirklich, das hat er so gesagt – er wisse nicht, wie viel die Bankberater verkaufen müssten, um ihre Vertriebsziele zu erreichen. Wenn man zum Beispiel sagt das ist Aufgabe des Privatkundenvorstands, dann hätte er die letzten Wochen vor dieser Anhörung sicher genug Zeit gehabt sich hierüber zu informieren. Aber wie Beobachter in den USA vermuten, handelt es sich hierbei um eine Strategie, die schon auf spätere strafrechtliche Ermittlungen abzielt. Dort kann er dann den ahnungslosen von nichts wissendem Bankchef spielen. Besser ein unwissender und dummer Trottel, der straffrei ausgeht, als ein voll informierter Bankchef, der verantwortlich ist? Das ist möglicherweise seine Taktik.

Erst 2013 will John Stumpf von diesen „Problemen“ in seinem Haus erfahren haben, obwohl eine Senatorin ihn gestern darauf hinwies, dass Wells Fargo-Mitarbeiter bei internen Beschwerde-Hotlines dieses „Problem“ bereits 2008 gemeldet hatten. Auch beim Hinweis auf massives Fehlerverhalten hunderter Mitarbeiter im Verlauf der Immobilienkrise verweist er darauf, dass das ein Fehlverhalten dieser Mitarbeiter war – im Umkehrschluss heißt das, dass er damit natürlich nichts zu tun hat – er ist ja nur der Chef der Bank.

Hier die Anhörung in voller Länge.



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