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Wie steht es um das Konsumklima in Deutschland?

GfK meldet aktuell das Konsumklima

Das „Konsumklima“ hierzulande, welches regelmäßig von der „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GfK) veröffentlicht wird, haben wir bei FMW noch nie besprochen. Es erschien uns bislang einfach nicht interessant genug. Aber hier und heute, wo wir alle uns mit der Coronavirus-Krise auseinandersetzen müssen, da ist es lohnenswert mal einen Blick drauf zu werfen. Das GfK-Konsumklima wird durch eine Umfrage erstellt. Die heute veröffentlichten Daten stammen vom Befragungszeitraum 4. bis 16. März 2020. Das Coronavirus (COVID-19) habe massive Auswirkungen auf die Verbraucherstimmung in Deutschland. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung müssten starke Einbußen hinnehmen. Folglich prognostiziere man heute für den Monat April einen Wert von 2,7 Punkten und damit 5,6 Punkte weniger als im März dieses Jahres (revidiert 8,3 Punkte).

Der Wert von 2,7 Punkten ist der niedrigste Wert seit Mai 2009. Damals lag das Konsumklima während der Finanz- und Wirtschaftskrise bei 2,6 Punkten, so die GfK. Was ist mit der Konsumneigung der Bürger? Man bedenke: Diese Befragung ging bis zum 16. März. Hätte man noch bis letztes Wochenende befragt, wäre die Stimmung wohl noch dramatisch schlechter ausgefallen? In vier Wochen dürfte das Konsumklima nochmal deutlich schlechter ausfallen, wenn die Krise noch ein paar Wochen anhält? Aber hier GfK im Wortlaut:

Ebenso wie Konjunktur- und Einkommenserwartung erleidet auch die Konsumneigung drastische Einbußen. Der Indikator Anschaffungsneigung verliert 22,2 Zähler und rutscht damit auf 31,4 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Juni 2013 mit 31,1 Punkten gemessen. Auch der Rückgang von gut 22 Punkten innerhalb eines Monats kann als historisch bezeichnet werden. Man muss in der Geschichte dieses Indikators schon sehr weit zurückgehen, um eine vergleichbare Entwicklung zu erkennen. Vor mehr als 13 Jahren – im Januar 2007 – wurde im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung sogar ein (deutlich) höherer Rückgang gemessen (-60,5 Zähler). Angesichts zu erwartender Einkommenseinbußen kann man einen noch deutlich über dem langjährigen Durschnitt von null Punkten liegenden Wert als kleinen Lichtblick im ansonsten düsteren Umfeld werten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Befragung im Zeitraum vom 4. bis 16. März stattfand und damit ein Großteil der Befragten noch keine Kenntnis von Geschäftsschließungen und Produktionsstopps hatte. Zusätzlich belastend für das Konsumklima war darüber hinaus ein spürbarer Anstieg der Sparneigung.

Einige weitere interessante Aussagen der GfK drucken wir hier ab, zum Beispiel zu möglichen zukünftigen Verhaltensänderungen nach Ende dieser Krise:

Dem Lebensmitteleinzelhandel hat das Coronavirus (COVID-19) Ende Februar jedoch noch einen Umsatzsprung von +14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat beschert. Dieser Zuwachs ist vor allem auf Hamsterkäufe in der Kalenderwoche neun zurückzuführen, in der in einzelnen Kategorien ein Umsatzplus von bis zu 200 Prozent im Vergleich zur Vorjahreswoche zu verzeichnen war. „Dieser Trend wird auch im März und unter Umständen in den Folgemonaten anhalten. Die ‚Stilllegung‘ des öffentlichen Lebens führt neben Hamsterkäufen auch zu einer Verlagerung des außer-Haus-Konsums in die privaten Wohnungen und Häuser der Haushalte und lässt die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr steigen“ so Dr. Robert Kecskes, GfK-Handelsexperte. Mittel- und langfristig wird sich auch der Lebensmitteleinzelhandel auf die wirtschaftlich unsichere Lage der Konsumenten einstellen müssen. Kecskes fügt hinzu: „Es ist anzunehmen, dass nach der Corona-Krise ein erstarktes lokales Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Auf der anderen Seite werden sehr viele Haushalte in prekäre Situationen geraten und auf öffentliche Hilfe angewiesen sein. Hierauf muss sich auch der Lebensmitteleinzelhandel vorbereiten.“

Verbraucher befürchten Rezession

Die Verbraucher sehen auf Deutschland wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten zukommen. Die Konjunkturerwartung büßt im März 20,4 Zähler ein und rutscht auf -19,2 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im August 2012 mit -20,0 Punkten gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Minus gut 27 Zähler. Als Folge der starken Ausbreitung des Virus und den damit einhergehenden Beschränkungen hat die deutsche Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit eine Vollbremsung vollzogen. Stillgelegte Produktion und geschlossene Geschäfte bzw. Gastronomie haben die Wirtschaftstätigkeit in vielen Bereichen fast zum Stillstand gebracht. Drohende Kurzarbeit in beträchtlichem Umfang sowie steigende Arbeitslosenzahlen schlagen inzwischen voll auf die Konsumstimmung durch. Die Angst vor Jobverlust ist innerhalb kürzester Zeit stark gestiegen.



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