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Gläserner Nutzer soll "nützliche" Zusatzleistungen erhalten X, ehemals Twitter, will biometrische Daten erfassen

Noch im Juli wollte Elon Musk, der im Oktober 2022 Twitter übernahm, die Datenerfassung des in X umfirmierten Social-Media-Dienstes stark einschränken. Jetzt passiert genau das Gegenteil. Wird X nun zur neuen Super-Datenkrake?

Logo von "X", ehemals Twitter, auf dem Firmensitz in San Francisco

Der neue Eigentümer des Social Media Unternehmens, Elon Musk, hatte im Juli angekündigt, die Marke Twitter fallen zu lassen. Jetzt ändert X, wie das Unternehmen nun heißt, auch deutlich seine Gangart in Bezug auf die Erfassung von Nutzerdaten.

Neue Kehrtwende bei X, früher Twitter

Der exzentrische Unternehmer Elon Musk ist dafür bekannt, gelegentlich das Gegenteil dessen zu tun, was er zuvor ankündigte. Erinnert sei nur an sein Angebot im August 2018 an die Anteilseigner von Tesla, alle Aktien aufzukaufen und den Elektroautobauer von der Börse zu nehmen.

Etwas irrational erschien zuletzt die Umbenennung von Twitter in X, ein Buchstabe, der sich auch in anderen Namen seiner Firmen, wie SpaceX oder X.Com (jetzt PayPal), wiederfindet. Durch die Umfirmierung wurde immaterieller Vermögenswert vernichtet, denn Twitter war weltbekannt. Doch Musk wollte nach eigenen Angaben alle Vögel verschwinden lassen. Und damit auch das wertvolle Firmenlogo. Der ikonische blaue Vogel ist nun verschwunden.

Die Umbenennung  könnte auch markenrechtliche Probleme mit sich bringen. In den USA und der EU ist der Buchstabe bereits durch andere Firmen, z. B. von Microsoft, als Marke registriert worden. Dadurch könnten zusätzlich zu dem Wertverlust durch die Umbenennung noch Schadensersatzforderungen in bislang unbekannter Höhe auf das Unternehmen zukommen.

Nun verschärft X entgegen der zuvor von Elon Musk angekündigten Datenpolitik auch noch das Sammeln von Nutzerangaben:

„Basierend auf Ihrer Einwilligung können wir Ihre biometrischen Daten zu Sicherheits- und Identifikationszwecken erfassen und verwenden“, erklärte das Unternehmen zur neuen Vorgehensweise. Welche biometrischen Daten gesammelt werden sollen, wird nicht ausgeführt. Generell wird der Begriff oft für Daten verwandt, die aus dem Gesicht einer Person, ihren Augen oder Fingerabdrücken gewonnen werden.

Eine Anfrage von Bloomberg News nach den Hintergründen zur Änderung der Datenschutzerklärung blieb bislang unbeantwortet. Noch hat sich das Unternehmen dazu auch öffentlich nicht geäußert.

Datenkrake X?

Social-Media-Unternehmen ernten weltweit seit Langem Kritik von Nutzern und Regulierungsbehörden wegen der von ihnen gesammelten Informationen und der Art und Weise, wie sie diese Daten verwenden. Im Fokus der Kritik steht dabei unter anderem die Nutzung persönlicher Daten zur Platzierung von Werbung, die auf die Interessen und die Suchverläufe der Nutzer von Social Media Plattformen zugeschnitten ist.

Wie X die biometrischen Daten erfassen und anschließend verwenden will, ist noch unklar.

Auch Informationen zum Lebenslauf der Nutzer will man nun sammeln: “Wir können Ihre persönlichen Daten (wie z. B. Ihren beruflichen Werdegang, Ihren Bildungsweg, Ihre Beschäftigungspräferenzen, Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, Ihre Aktivitäten und Ihr Engagement bei der Stellensuche usw.) erheben und verwenden, um Ihnen potenzielle Stellen zu empfehlen, um sie mit potenziellen Arbeitgebern zu teilen, wenn Sie sich für eine Stelle bewerben, um Arbeitgebern die Möglichkeit zu geben, potenzielle Kandidaten zu finden und um Ihnen relevantere Werbung zu zeigen”, heißt es in der aktualisierten Datenschutzerklärung.

Mehr Geld durch mehr Daten?

Eigentümer Elon Musk hat es als eine seiner Prioritäten bezeichnet, das ehemalige Twitter strategisch komplett umzukrempeln und die Website von nicht authentischen Konten zu befreien, so Bloomberg. Er will mehr Benutzer dazu bewegen, die kostenpflichtige Version des Dienstes zu nutzen, die auch eine genauere Verifizierung der persönlichen Daten umfasst.

Elon Musk hatte im Juli eingeräumt, dass sich die Werbeeinnahmen von Twitter seit der Übernahme halbiert haben. Werbekunden hätten sich von X zurückgezogen, weil sie unter Musk einen Imageschaden für ihre Marken befürchteten.

Um die Profitabilität des Unternehmens herzustellen und die Nutzerzahlen wieder zu erhöhen, will X in Zukunft mehr Audio-, Video- und Bezahlfunktionen anbieten. Auch, um für Werbekunden attraktiver zu werden.

Zudem sollen Partnerschaften mit Fernsehsendern und anderen „Zahlungsgruppen“ eingegangen werden. Das lässt aufhorchen. Denn diese Formulierung wird in der Branche gern verwendet als Synonym für den Verkauf von persönlichen Daten an Datenhändler oder um sie Werbekunden zur Verfügung zu stellen. Bislang ist jedoch unklar, wie X die biometrischen Daten erfassen möchte und diese Daten konkret verwendet werden. Eine Möglichkeit der Erfassung wären Kameras an Endgeräten oder eingescannte Ausweisdokumente. Im Gegenzug für die Zurverfügungstellung sensibler Daten sollen registrierte und verifizierte Nutzer neue „nützliche“ Zusatzleistungen erhalten. Auch diese wurden von dem Twitter-Nachfolger X noch nicht konkretisiert.

FMW/Bloomberg



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