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Yuan – wirklich eine Gefahr für die Dominanz des Dollars?

Yuan als Ersatz für den Dollar?

Kürzlich sorgte folgene Meldung für Aufsehen: Saudi-Arabien überlegt Ölkäufe zukünftig in Yuan abzuwickeln- ist der Yuan damit auf dem Weg zur neuen Ersatzwährung für den US-Dollar? Oder gar zentraler Bestandteil eines neuen Weltwährungssystems?

Yuan, Dollar und Öl

Einem finanzpolitischen Erdbeben gleicht die folgende Meldung: „China bricht das Dollar-Diktat beim Öl“. Damit sei der US-Dollar, der seit Ende des 2.Weltkriegs durch den Marshall-Plan dominant wurde, nicht länger die alles dominierende Währung im Welthandel. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Petrodollar“ entspringt der Tatsache, dass Öl in den letzten Jahrzehnten beinahe ausschließlich in US-Dollar gehandelt wurde. Die Überlegung Saudi-Arabiens, künftig Ölverkäufe nach China auch in Yuan abzuwickeln, rüttele an der Hegemonie des US-Dollar.

Diese Meldung entstammt jedoch einem Artikel der „WELT“ vom 05.09.2018. In diesem Artikel wird die Eröffnung der „Shanghai International Energy Exchange“ (INE) behandelt. Die Erfolge der INE nach drei Jahren bleiben überschaubar. Lediglich zwischen 10 und 20% der chinesischen Ölimporte werden in Yuan über die INE abgewickelt.

Seit 2015 ist der Yuan Teil des sogenannten Währungskorbes des IWF. Schon damals konnte man Schlagzeilen, wie diese lesen: „Aufstieg zur Weltwährung?“ (Deutschlandfunk, 30.11.2015). Der Yuan ist mittlerweile zur viertwichtigsten Währung aufgestiegen. Der Anteil am internationalen Zahlungsverkehr ist mit 2,7% jedoch marginal. Als Ersatzwährung kann der Yuan folglich nicht bezeichnet werden.

Es ist davon auszugehen, dass der Zahlungsverkehr in Yuan künftig zunehmen wird, eine Ablöse des Euro oder gar des Dollar aber ist aktuell nicht realistisch.

Warum der Yuan keine größere Bedeutung hat

Einer der Hauptgründe für den geringen Anteil am internationalen Zahlungsverkehr ist die fehlende Eigenschaft der freien Konvertierbarkeit des Yuan. Die meisten institutionellen Anleger sind jedoch darauf angewiesen, ihre Kapitalströme ab einem gewissen Zeitpunkt in eine andere Währung zu überführen. Ohne diese Eigenschaft können Investitionen in ausländischer Währung getätigt werden, da in der Regel jede Volkswirtschaft auf die Anhäufung von ausländischen Devisen bedacht ist, so auch China, aber nicht unbedingt eine Abwanderung eben jener befürwortet. Dadurch ist es Anlegern aber nicht mehr möglich, ihre Investitionen in die eigene Landeswährung zurückzutauschen. Die Anleger sind somit in Besitz eines nicht länger universellen Zahlungsmittels.

Bei der Betrachtung Chinas zeigt sich dieses Phänomen und dessen Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Akteure. Es ist relativ einfach Investitionen in China zu tätigen, diese Investitionen jedoch wieder zu liquidieren und Rendite einzufahren können jedoch schwierig werden. China kontrolliert strikt den Abfluss von finanziellen Mitteln. Ebenso hat sich China in der Vergangenheit als volatiler Gesetzgeber erwiesen. Investoren können sich ihrer geschäftlichen Vorhaben nicht sicher sein.

Dies zeigt sich besonders deutlich im Fall des Immobiliengiganten Evergrande. Hierbei gibt es zwei Arten von Anleihen: Sogenannte on-shore und off-shore Anleihen. On-shore Anleihen werden innerhalb des chinesischen Festlandes gehandelt, ausländische Investoren haben auf diese keinen Zugriff. Die off-shore Anleihen sind dagegen explizit für den Auslandshandel gestaltet. Kommt es nun im Zuge einer Krise zum Zahlungsausfall, werden on-shore Anleihen bevorzugt behandelt. Diese zwei Klassengesellschaft stellt für ausländische Investoren ein enormes Risiko dar.

Der Yuan als Ersatzwährung ist der sprichwörtliche Papier-Tiger. Zwar stellt China eine große Wirtschaftsmacht da, die internationalen Verflechtungen wie die USA und deren US-Dollar besitzt China jedoch nicht. Die Maßnahmen der chinesischen Regierung, den Yuan als Inlandswährung vor dem Einfluss des Auslands zu schützen, funktionieren, mindern dessen Bedeutung im internationalen Handel aber ebenfalls. Aktuell gibt es seitens Chinas kein erkennbares Interesse, den Status Quo in absehbarer Zeit zu ändern.



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3 Kommentare

  1. Ist doch intelligent, Rohstoffe in Yuan verkaufen und gleich in China einkaufen ohne Wechselverluste. Es mag vom Volumen noch wenig sein ist aber Asiatische Taktik, über viele Jahre einen Plan und immer klein klein darauf hinarbeiten weil dann merken nur wenige wohin die Reise geht.

  2. Die Chinesen haben kaum die Absicht den Renmimbi als neue Leitwährung zu etablieren. In einer multipolaren Welt muss es logischerweise auch ein multipolares Währungssystem geben.
    Das wäre alles auf der langen Bank, doch die Sanktionen der USA gegen Russland, haben die Blockbildung nu enorm beschleunigt. Die Russen, Chinesen und Inder stürzen sich nicht kopflos in das Abenteuer die USA und damit den $ zu bekämpfen.
    Die USA und Europa haben die Welt in den letzten 500 Jahren unterdrückt, ausgeplündert und ja, wie haben enorm viel gemordet. Diese Welt wartet nur darauf es uns heimzuzahlen.

  3. Man muss verstehen das jede Art von wirtschaftlicher Transaktion immer eine spiegelbildliche Transaktion. also genau wie vor 100.000 Jahren ein Tausch Gut gegen Gut ist. Das einzige was „Geld“ macht ist den Hin- und Rücktausch zeitlich zu entkoppeln.

    Gibt es mehrere Währungsräume dann kann Tausch nur stattfinden wenn diese Währungen frei ineinander konvertibel sind, wie der Autor vollkommen richtig darstellt. Und genau das bedeutet aber das die Regierung ihre Kontrolle über wirtschaftliche Aktivitäten aufgeben muss.

    „China kontrolliert strikt den Abfluss von finanziellen Mitteln.“

    Das ist der entscheidende Satz. Die chinesische Regierung müsste genau diesen Machtanspruch aufgeben. Die wirtschaftlich notwendige Power ist in China zunehmend vorhanden um eine Reservewährung zu stellen. Das die Regierung den notwendigen Kontrollverzicht über die Wirtschaftsaktivitäten in China hinnehmen würde, dazu fehlt allerdings auch mir jede Phantasie. Zumindest in absehbarer Zeit.

    Knallt der Dollar bzw. schwächelt stark (was möglich ist) wird die Folge daher vielleicht weniger eine neue Leitwährung sondern eine Entkopplung der Wirtschaftsräume sein.

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