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Stärkster Dollar-Anstieg seit 10 Monaten Zinsen: Märkte nehmen überzogene Zinserwartung unter die Lupe

Zinsen: Märkte nehmen überzogene Zinserwartung unter die Lupe
Dollar-Rally. Foto: Bedneyimages - Freepik.com

Viele Händler wurden in den ersten zwei Wochen des Jahres auf dem falschen Fuß erwischt, da es an den Finanzmärkten derzeit anders läuft als gedacht. Der kräftige Anstieg des Dollars seit Ende Dezember widersetzt sich der weit verbreiteten Erwartung, dass der Dollar in diesem Jahr weiter nach unten tendieren würde. Auch die Anleiherenditen befinden sich nach der rasanten Abwärtsbewegung seit Ende Oktober zuletzt wieder im Aufwind. So kletterte die 10-jährige Benchmark-Rendite jüngst wieder über die 4%-Marke, während die Kursanstiege an den Aktienmärkten stocken. Die Finanzmärkte müssen die überzogenen Erwartungen an sinkende Zinsen auf den Prüfstand stellen, da die großen Zentralbanken wie die Fed und EZB vorsichtiger werden.

Dollar-Rally wegen zunehmender Risiken

Der US-Dollar verzeichnete den stärksten Anstieg seit 10 Monaten, da Händler das Ausmaß der in den Märkten eingepreisten Zinssenkungen der Federal Reserve in Frage stellten und geopolitische Spannungen die Nachfrage nach der Zufluchtswährung erhöhten.

Am Dienstag stieg der Bloomberg Dollar Spot Index um 0,8 % und verzeichnete damit den stärksten Anstieg seit März, da der Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen der Welt zulegte. Der Index schloss auf dem höchsten Stand seit dem 13. Dezember. Der Dollarindex, ein Währungskorb, der den Greenback gegen sechs Währungen ins Verhältnis setzt, stieg seit dem 28. Dezember bereits um rund 2,8% an.

Damit stellt sich der Greenback der weit verbreiteten Meinung entgegen, dass der Dollar in diesem Jahr deutlich nachgeben würde. Der Markt spekulierte lange darauf, dass die Fed bereits im März die Zinsen senkt und im Laufe des Jahres die Lockerung der Geldpolitik ausweitet, um die Zinsdifferenz zu verringern, die die Anleger einst in Scharen in die USA strömen ließ.

Zentralbanken: Märkte passen Erwartung an Fed-Zinsen an - Dollar-Rally
US-Dollar bricht aus bärischem Trendkanal aus

Zinsen: Finanzmärkte überschätzen die Lockerung der Fed

Die Aussichten werden jedoch durch die Sorge getrübt, dass die Händler das Ausmaß der Lockerung durch die Federal Reserve überschätzt haben. Hinzu kommen die zunehmenden geopolitischen Spannungen. Der eskalierende Konflikt im Schifffahrtskorridor im Roten Meer sowie die anhaltende Schwäche der chinesischen Wirtschaft haben das Interesse am Dollar als vorübergehenden Zufluchtsort vor der Unsicherheit erhöht.

„Der Markt war und bleibt viel zu optimistisch, was Zinssenkungen der Fed angeht“, sagte Paresh Upadhyaya, Direktor für Renten- und Währungsstrategie bei Amundi Asset Management. Die Fed Fund Futures preisen weiterhin knapp sechseinhalb Zinssenkungen ein, während das FedWatch-Tool eine Wahrscheinlichkeit von sechs Senkungen bis Ende des Jahres anzeigt. „Wenn dann noch eine durch geopolitische Risiken oder politische Ungewissheit ausgelöste Risikoaversion hinzukommt, wird dies dem US-Dollar über seinen Status als sicherer Hafen Auftrieb geben.“

Fed-Gouverneur Christopher Waller unterstrich am Dienstag die Bedenken über den Kurs der Zentralbank, als er betonte, dass die Währungshüter methodisch und vorsichtig mit dem Tempo der Lockerung umgehen sollten. Seine Äußerungen trugen dazu bei, dass die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen um bis zu 14 Basispunkte auf einen Höchststand von 4,08 % anstiegen.

Risiken nehmen zu, während Optimismus nachlässt

Die Angriffe auf die Schifffahrtsrouten im Roten Meer haben Befürchtungen über weitere Störungen des Welthandels und der Lieferketten geweckt, die den Inflationsdruck erhöhen könnten. Kämpfer der Huthi griffen innerhalb eines Tages ein zweites Handelsschiff an, während Shell die Durchfahrt von Öltankern durch das Gebiet aussetzte.

Gleichzeitig verdeutlichen die von den chinesischen Behörden erwogenen Konjunkturpläne die Schwierigkeiten, mit denen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt seit dem Ende der Covid-Sperren zu kämpfen hat.

„Es überrascht mich nicht, dass ein Teil des Optimismus zu Beginn des neuen Jahres nachgelassen hat“, sagte Amanda Sundstrom, Strategin für festverzinsliche Wertpapiere und Devisen bei SEB AB in Stockholm. „Es wird einige Rückschläge geben, auch wenn wir immer noch glauben, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen“.

Dollar-Stärke könnte anhalten

Es gibt jedoch einige Anzeichen dafür, dass die jüngste Stärke des Dollars nicht so bald nachlassen wird. Während Optionshändler in Bezug auf eine weitere kurzfristige Stärke vorsichtig sind, zeigen die Risikoumkehrungen auf Sicht von einem Monat die stärkste Aufwärtsstimmung gegenüber dem Dollar seit einem Monat, vor allem aufgrund der erwarteten Schwäche der chinesischen Währung.

Am Dienstag fiel der Euro auf ein Monatstief von 1,0863 USD, während der Yen mit rund 147 zum Dollar auf den schwächsten Stand seit fast sechs Wochen rutschte. Der australische und kanadische Dollar sowie einige skandinavische Währungen – in der Regel Barometer für die weltweite Risikostimmung – fielen um über 1 %.

Überzogene Erwartungen an fallende Zinsen

Eine wachsende Zahl von Anlegern und Analysten vertritt die Ansicht, dass die Swap-Märkte für Zinssenkungen der großen Zentralbanken in diesem Jahr zu aggressiv kalkuliert sind.

Die Händler haben seit dem Ende der Pandemie immer wieder überschätzt, wie beharrlich die Fed sein würde. Robert Holzmann, Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank, sagte in einem Interview am Montag, dass die Bedrohungen durch die anhaltende Inflation und geopolitische Risiken die Europäische Zentralbank davon abhalten werden, die Zinsen in diesem Jahr zu senken. Bundesbankchef Joachim Nagel bremste ebenfalls den Zinsoptimismus, er rechnet frühestens mit einer Zinssenkung im Sommer, während die Marktteilnehmer auf den April wetten.

„Der Ton der Zentralbanker ist wieder etwas hawkisher geworden – besonders innerhalb der EZB“, da steigende Frachtraten die Angst vor Unterbrechungen der Versorgungskette angesichts der Probleme im Roten Meer und im Panamakanal wieder aufleben lassen, sagte Thierry Wizman, Direktor für globale Währungen und Zinsstratege bei Macquarie Futures. „Deshalb klingen sie weniger dovish“.

FMW/Bloomberg



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