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Zinssenkungen: Es geht los – nach Australien jetzt auch Südkorea

Ein neuer Zyklus hat begonnen. Die ersten Zinssenkungen wurden umgesetzt. Nachdem Australien am 4. Juni und 3.Juli schon zweimal die Leitzinsen gesenkt hat, von 1,50 auf 1,00 Prozent – Begründung sich abschwächender Arbeitsmarkt und schwache Inflationsdaten -, ist jetzt auch Südkorea gefolgt.

Südkorea mit Zinssenkungen zum ersten Mal seit drei Jahren

Der aufstrebende Industriestandort ist für Deutschland sehr interessant, schließlich verbindet beide Nationen ein gemeinsames Geschäftsmodell, es ist der Export. Deshalb lauschen deutsche Ökonomen bestimmt auch auf die Begründungen, die der Notenbankausschuss bei der ersten Zinssenkung seit 2016 (von 1,75 auf 1,50 Prozent) gegeben hat: Eine Verlangsamung des Wachstumstempos, ein Rückgang der Bauinvestitionen und vor allem ein Nachlassen der Exporttätigkeit bei den wesentlichen Gütern wie Halbleitern, petrochemischen Produkte, Autos, Schiffe, Maschinen, Handys und Flachbildschirme.

Der Start in einen neuen Zinssenkungszyklus?

Nach der Analyse einer US-Großbank könnten im 2. Halbjahr 2019 sage und schreibe 19 Zentralbanken Zinssenkungen durchführen. Derzeit legen die Zinsen in ausgewählten Regionen auf folgendem Niveau:

USA 2,25 – 2,50 Prozent
EU 0 Prozent (gültig für 19 Staaten)
Japan 0 bis – 0,10 Prozent
China 4,35 Prozent
Kanada 1,75 Prozent
Großbritannien 0,75 Prozent
Schweiz – 0,25 bis – 1,25 Prozent
Schweden – 0,50 Prozent
Brasilien 6,50 Prozent
Russland 7,50 Prozent

Der globale Einkaufsmanagerindex (EMI) ist seit Juni 2018 von einem Stand von 53,0 Punkten 12-mal gefallen, auf zuletzt 49,4 Punkten in den rezessiven Bereich. Demzufolge ist das Zinssenkungsszenario von Morgan Stanley durchaus nachvollziehbar.

Welche Sitzungen stehen an?

– EZB-Leitzinsenscheidungen 25. Juli und 12. September – Senkung des Einlagezinssatz für Banken von -0,40 auf -0,50 Prozent oder Reaktivierung des Anleihe-Kaufprogramms?
– Fed-Leitzinsentscheidung am 31. Juli

Aufgrund der großen Dominanz des US-Dollars könnte es natürlich sein, dass die Europäische Zentralbank erst mal abwartet, welchen Schritt Fedchef Powell vorlegt. Dann hätte man auch ein leichteres Begründen der eigenen Entscheidung, speziell in Europa.

Wenn nicht, muss es ganz schön brennen in der Eurozone.

Fazit

Der globale Zyklus für Zinssenkungen hat begonnen. Dies, obwohl bereits vor Kurzem ein Viertel aller Staatsanleihen weltweit (in den großen Industrieländern) „unter Wasser“ lag, also mit einer negativen Rendite aufwartete. Die große Frage ist natürlich, ob dieses billige Geld, welches die Zentralbanken zur Verfügung stellen, zur Ankurbelung der Weltwirtschaft überhaupt noch in der Lage sein wird? Natürlich haben die Bären in ihrer Argumentation Recht, dass es durch die Zombiefizierung (dazu interessantes Interview beim Klick an dieser Stelle) viele Volkswirtschaften zu einer Bereinigung kommen muss, dass kein Wirtschaftszyklus endlos ist.

Aber und selbiges habe ich als mögliches Szenario schon ein paar Mal angesprochen: Chinas Bestreben ein Abgleiten der heimischen Wirtschaft zu verhindern durch allerlei fiskalpolitische Maßnahmen, der massive Wunsch Trumps 2020 wieder gewählt zu werden, mit dem Fokus auf Wirtschaft und Börse und die weltweit konzertierten Aktionen der Notenbanken könnten wiederum dafür sorgen, dass die große Korrektur und das Großreinemachen wieder etwas in die Zukunft verlagert wird.

Kurzfristig ist ein Sommerloch an den Börsen durchaus wahrscheinlich, entweder ausgelöst durch negative Quartalsberichte oder ganz einfach durch den Impuls „Sell on news“, der nach einer großen Gewinnstrecke und einem dünnen Umsatzvolumen in den Sommermonaten nicht ungewöhnlich wäre.

Zumal sich auch Markus Fugmann im Urlaub befindet, historisch betrachtet, eine Chance für die Bären (Scherz).

Fed-Chef Jerome Powell bald auch mit Zinssenkungen?
Fed-Chef Jerome Powell. Bald Zinssenkungen?



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6 Kommentare

  1. Die Notenbanken haben nur noch wenig Munition und schießen ein letztes Mal verzweifelt um sich. Nur Dummköpfe und hartnäckige Realitätsverweigerer glauben, dass der „Krieg“ noch zu gewinnen ist. Solange die Verantwortlichen aber nicht zur Rechenschaft gezogen werden, schicken sie weitere Armeen von Sparern, Steuerzahlern und Rentnern in die sinnlose Schlacht und damit in deren Verderben. Schlimm ist, dass das schon immer so war und sich wohl auch nie ändern wird.

    1. Die Notenbanken haben nur noch wenig Munition und schießen ein letztes Mal… Wie oft habe ich das hier nun schon gelesen? 20 Mal, 30 Mal??

      1. Das stimmt allerdings. Es ist erstaunlich, wie lange sich ein überbordendes und zukunftsloses Schuldsystem doch noch am Leben halten kann. Politik und Notenbanken werden alles (!) tun, um das unvermeidliche Ende noch so lange wie möglich hinauszuzögern.

  2. Grüß Gott, @Wolfgang.
    Eine kleine Anmerkung zu deinem Artikel habe ich. Du schreibst…Der globale Einkaufsmanagerindex (EMI) ist seit Juni 2018 von einem Stand von 53,0 Punkten 12-mal gefallen, auf zuletzt 49,4 Punkten in den rezessiven Bereich…
    Wenn man die Gewichtung der einzelnen 30 größten Volkswirtschaften an EMI berücksichtigt, dann liegen wir mit 50.02% immer noch im Wachstumsbereich. Und somit ist doch alles in Ordnung…oder? :-)

  3. Nun macht mal hin mit dem Negativzins auf alle Kundenkonten ab jedem Einlagebetrag,all ihr Geschäftsbanken!Immer nur Knurren und Bellen reicht nicht,man muss auch mal beissen.These:Die geldpolitisch dummen Deutschen reissen Euch endlich die immer noch preiswerten Aktien und Finanzkonstrukte aus den Händen und konsumieren dann mit den sofort einsetzenden Gewinnen auf Teufel komm raus!Antithese:Sie merke(l)n endlich,dass Ihre eigene Regierung und die „gesamte Obrigkeit“sie gewissenlos mit allem was Sie besitzen,für das gescheiterte €uroprojekt ausbluten lässt!Der gigantische Eisberg,der die Deutschland AG zerschellen lässt,ist ja erst zu 10% zu sehen.Das ist bei Eisbergen so.Ein alle Maschinen volle Kraft zurück,um das Schlimmste noch evtl.zu verhindern,kann nur der totale Bankrun sein.Jetzt und nicht erst wenn Frollein Lagarde den „draghischen“wie einen Schuljungen aussehen lässt!

  4. Ich frage mich ehrlich gesagt „Braucht die Welt Liquidität??“
    Ist es das was die Weltwirtschaft braucht, oder wären Zinssenkungen etc. nur gute Geste die ohne große Wirkung verpufft?

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