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Ford will radikal Stellen streichen – dem Sensenmann davon laufen mit einem schönen Dank an die Fed?

Ford will und muss wohl radikal auf die Kostenbremse treten. Denn wie es die Daten zuletzt mehrmals zeigten, ist der Höhepunkt im jahrelangen amerikanischen Autoboom wohl überschritten, und die Käufer sitzen auf einem gigantischen...

FMW-Redaktion

Ford will und muss wohl radikal auf die Kostenbremse treten. Denn wie es die Daten zuletzt mehrmals zeigten, ist der Höhepunkt im jahrelangen amerikanischen Autoboom wohl überschritten, und die Käufer sitzen auf einem gigantischen Berg an Autodarlehen, die überhaupt erst mal bedient werden müssen. Was Donald Trump gerade jetzt, wo er doch nur gute Nachrichten gebrauchen kann, nicht passen dürfte: In Nordamerika und Asien sollen 10% der Mitarbeiter bei Ford entlassen werden, aber nicht bei den Teilzeitarbeitsplätzen (welch ein Wunder).

Damit will Ford, wie es das WSJ erfahren hat, die Profitabilität erhöhen und den fallenden Aktienkurs stützen. Und der hat das wohl auch bitter nötig, wenn man sich den Chart auf lange Sicht ansieht. Wir haben hier mal ganz grob seit Ende der Finanzkrise 2008 den Auto-Boom im Aktienkurs eingezeichnet mit dem Aufwärtspfeil. Die Ford-Aktie antizipiert bereits seit 2015, dass der Autoboom wohl vorbei ist. Von 2008 ging es bis 2014 von gerade mal 1 Dollar rauf auf 18 Dollar. Seitdem geht es bergab auf jetzt wieder unter 11 Dollar. Aber vom Tief aus gesehen ein Anstieg um das 18-fache, das war schon was.

Und warum ist es betriebswirtschaftlich wohl so wichtig gerade jetzt auf mehr Gewinne zu setzen? Nun ja, bei schrumpfenden Absätzen ist es überlebenswichtig weiterhin seine Kosten verdienen zu können, sonst ist man ganz schnell weg vom Fenster. Prominente Beispiele, die in schrumpfenden Märkten schlecht wirtschaften: Man sehe dazu vor Kurzem die größte koreanische Reederei Hanjin – pleite! Auch GM war schon mal pleite!

Die Autoverkäufe der Massenhersteller in den USA waren nur als Beispiel von April 2016 auf April 2017 dramatisch zurückgegangen. GM -5,8%, FiatChrysler -7%, Ford -7,1%, Toyota -4,4% und Honda -7%. Also kein zufälliger Schwächeanfall eines einzelnen Herstellers! Und wenn die Umsätze schrumpfen, darf man aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit dem „Abbau“ der Kosten nicht zu spät anfangen, sonst überlebt man so einen Downturn nicht. Mehr Werbung oder Innovation nützt da auch nichts. Dass die Verbraucher schon seit geraumer Zeit überschuldet sind in dem Bereich, zeigen auch die kontinuierlich zunehmenden Ausfallraten bei Autokrediten.

Also runter mit den Kosten. Die Zeche zahlen die Mitarbeiter. Da nützt es natürlich wenig, wenn man aus heutiger Sicht sagt „hätte die Fed mal die US-Volkswirtschaft nicht jahrelang mit Geld überschwemmt“. Dann hätte es so eine jahrelange Hausse nicht gegeben, und jetzt auch weniger Entlassungen? Alles hypothetisches Gerede, das den jetzt Entlassenen wenig bringt. Aber wie üblich werden die Ex-Ford-Fließbandmitarbeiter sicher hochwertigen Ersatz in Amazon-Distributionszentren oder an der Kasse bei Wal Mart finden. Nichts gegen diese Jobs, aber man vergleicht die Löhne in Autowerken mit denen bei Wal Mart und Amazon, schon beantwortet sich die Frage von selbst, wovon der Amerikaner seine Familie ernähren kann, und wovon nicht.

Während das WSJ sagt mit der offiziellen Verkündung der massiven Stellenstreichungen bei Ford sei noch diese Woche zu rechnen, ließ Ford dies offen. Man bestätigte aber, dass man ganz klar auf Kostensenkungen setze um die Gewinnspannen zu erhöhen. Man wolle so schlank und effizient wie möglich werden. Tja, was sich zunächst nach kaltem Kapitalismus auf Kosten der Mitarbeiter anhört, ist aber wohl eher die notwendige Reaktion auf eine vorher zu lange andauernde Auto-Blase, die von der Notenbank mit gigantischen Summen und Niedrigzinsen gefüttert wurde.

Die Ford-Aktie reagiert aktuell zum Handelsstart mit einem Mini-Plus von 0,5%.


Der Aktienkurs von Ford seit dem Jahr 2005.



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