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Hans-Werner Sinn über die Junkie-Ökonomien Südeuropas

FMW-Redaktion

Jetzt ist Hans-Werner Sinn in Rente (so manch ein Hater wird jubeln). Aber das hält ihn nicht davon ab weiterhin zu den großen Zusammenhängen von Wirtschaft und Finanzen seine Meinung kund zu tun. Jüngst beschreibt er im Handelsblatt sehr anschaulich die Entwicklung der südeuropäischen EU-Mitglieder zu wie er sagt „Junkie-Ökonomien“. Wir haben das Wort Junkie auch schon öfters verwendet, wenn es darum geht Volkswirtschaften und Staaten zu beschreiben, die um zu überleben nach ständig neuer Kreditzufuhr aus dem Ausland gieren.

Hans-Werner Sinn
Hans-Werner Sinn, noch Präsident des ifo-Instituts. Foto: Romy Bonitz, ifo Institut / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

So geschieht laut Sinn seit dem Ende der Finanzkrise eine permanente Geldüberflutung in Südeuropa. Wo es während der Finanzkrise noch notwendig gewesen sei, dass die EZB Geld ins System pumpt und alles mit billigem Geld flutet, hätte ab 2009 die „Entwöhnung“ von der Geldschwemme beginnen müssen. Aber wie Sinn es schreibt, führte die EZB stattdessen Ersatzdrogen ein, mangels privaten Kapitalzuflüssen. Den selben Fehler habe Japan in den 1990ern gemacht, als dort die Immobilienblase platzte – die Bank of Japan flutete den Markt 20 Jahre lang mit billigem Geld, und durch die expansive Verschuldungspolitik sei die Staatsverschuldung von 67 auf 246% des BIP gestiegen. Sinn mahnt erneut das Hauptproblem an, das definitiv ein Grundproblem ist, welches seitens der EU-Politik aber gerne ignoriert wird. Strukturelle Reformen in den entsprechenden Südländern bleiben (zumindest in großem Umfang) aus. Zitat Sinn:

„Ganz im Gegenteil. Je mehr von den keynesianisch-monetaristischen Drogen ausgegeben wird, desto stärker erlahmen die Selbstheilungskräfte der Märkte und die Bereitschaft der Politik wie auch der Wirtschaft, der Bevölkerung schmerzhafte Entziehungskuren zuzumuten. Das ist nicht der einzige Nachteil der EZB-Politik. Als größtes Problem könnte sich erweisen, dass durch die Politik des billigen Geldes auch die noch gesunden Volkswirtschaften drogenabhängig werden. Anzeichen dafür gibt es bereits. So sind die Immobilienmärkte Deutschlands, Luxemburgs und Österreichs in der Krise außer Rand und Band geraten, weil die Banken den Käufern das Geld hinterherwerfen. In Österreich sind die Immobilienpreise seit dem Ausbruch der Lehman-Krise um bald die Hälfte gestiegen, und in Luxemburg um fast ein Drittel.“

Laut Sinn wäre die Immobilienblase in Deutschland jetzt noch durch „energische Zinserhöhungen beherrschbar.“ Er sieht aber wenig Hoffnung, da die EZB derzeit voll in Richtung von noch mehr Lockerung der Geldpolitik steuere.

Nochmal zum Thema „ausbleibende Strukturreformen“. Das ist zumindest nach unserer Meinung der Grund, warum gerade in den Südländern der Eurozone die Kreditnachfrage der Privatwirtschaft bei den Banken nicht anzieht. Da konnte die EZB bisher machen was sie wollte, es passiert einfach nichts. Was nützen Nullzinsen, wenn ich als Unternehmer in Italien oder Griechenland kein Vertrauen in den Staat habe, keinen strukturellen wirtschaftlichen Neustart in meiner Volkswirtschaft erkenne? Soll ich als kleiner Unternehmer dann als reinen Selbstzweck Kredite aufnehmen? Was nützt mir das ohne Kunden, die meine Produkte kaufen wollen? Und wenn ich Kunden hätte, z.B. Abnehmer meiner Produkte im Ausland: Was nützt mir ein Nullzinskredit der Bank, wenn ich damit eine Fabrik erweitern möchte, aber die Genehmigung der Erweiterung dauert bei den Behörden eine Ewigkeit? In der Zeit kaufen die Kunden schon längst bei der Konkurrenz.



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4 Kommentare

  1. Hallo,

    dann werde ich mich mal als „Hater“ outen……was zum Teufel bitte ist denn an unserer Ökonomie nicht Junkie??? Ich nehme Leute wie Sinn nicht mehr ernst!!! Liebe FMW-Redakiton ich werde aus euch auch nicht recht schlau. Einerseits wißt ihr doch wie unsere tolle Ökonomie funktioniert. Oder doch nicht??? Andererseits dann hier diesen kruden Blödsinn veröffentlichen.

    Also mit Ökonomie verbinde ich zuerst einmal unsere Geldsystem. Ein ungedecktes Geldsystem, was erst durch die Schuld zum Laufen kommt. Denn Geld entsteht nur durch Schuld (Kredit). Und nicht die Zentralbanken schaffen durch die Geldschöpfung aus dem Nichts Geld, sondern in der Hauptsache private Geschäftsbanken.

    Dieses System ist, wenn man nicht gerade Hans-Werner Sinn fragt, am Ende. Die Notenbanken haben einen völligen Zusammenbruch durch Einspeisung von zusätzlichen min. 13.000 Milliarden USD bislang verhindert, ebenfalls per Geldschöpfung aus dem Nichts. Und dann labert unser „geliebter“ Prof. Unsinn irgendwas von Junkies.

    Warum darf eigentlich niemand so richtig wissen, wie unser Geldsystem wirklich funktioniert. Ihr solltet euch mal damit beschäftigen. Ich finde es ja sehr lobenswert, daß ihr hier auch den wirklich ernst zunehmenden Ernst Wolf zu Wort kommen laßt. Wenn ich aber dann diesen Blödsinn von Sinn lesen muß kriege ich echt zu viel, sorry…

    Hier mal eine Info, die den ganzen Wahnsinn deutlich aufzeigt. Mann sollte auch wissen, daß die FED mittlerweile für über 3.500 Milliarden auch Aktien aufgekauft hat. Wie groß das Gesamtvolumen der Aufkäufe durch die Notenbanken wirklich ist, bleibt deren großes Geheimnis. Den offiziellen Verlautbarungen schenke ich absolut keinen Glauben…

    http://investmentwatchblog.com/since-07-11-trillion-of-global-qe-57-trillion-of-more-debt-europe-2-more-recessions-japan-3-more-recessions-us-2-negative-gdp-qtrs-the-collapsing-of-many-em-economies/

    Viele Grüße

    GN

    Ps: Würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Leser mal richtig über unser phänomenales Geldsystem aufklären würdet, anstatt den Blödsinn von Sinn hier noch wiederzukauen und damit zur weiteren Verdummung der Menschen in Bezug auf die Funktion unserer Ökonomie beizutragen. Ihr macht das doch in Hinsicht auf die hochgradig gefälschten Arbeitsmarktstatistiken vorbildlich!!!

  2. Leider zeigt sich wieder einmal, dass Herr Sinn kein Wissenschaftler, sondern bloß ein lauter Ideologe ist. Das fängt schon mit seiner Kritik der Politik als „keynesianistisch-monetaristisch“ an – das mag die Idealvorstellung der EZB sein, gerade der „keynesianistische“ Teil findet aber gar nicht statt. Der würde nämlich beinhalten, dass die Staaten über Ausgabenprogramme, Investitionen, Sozialleistungen, Personaleinstellungen etc. für einen Nachfrageschub sorgen, der dann Unternehmen zu Investitionen und Personalaufbau anregen würde. Stattdessen ist halb Europa unter dem Diktat unserer Schwarzen Null zu eisernem Sparen verdonnert worden – wie soll sich die Wirtschaft denn erholen, wenn alle Sektoren weniger ausgeben wollen?

    Die gleiche Diffamierung findet sich bei den „Junkie-Ökonomien“ des Südens. Natürlich greift „der Grieche“, „der Italiener“ und „der Franzose“ als Einzelner im Supermarkt nach dem preiswertesten Produkt, vor Allem wenn durch Sparpolitik und Lohndruck die Einnahmen wegbrechen. Und das sind häufig halt Importwaren aus dem Musterland Deutschland, dank hiesiger jahrzehntelanger Lohnzurückhaltung, Rentenkürzung, Steuerreformen. Wenn die Volkswirtschaft als Ganzes aber nun immer mehr importieren muss, ohne über eigene Exporte Einnahmen generieren zu können, steigt die Auslandsverschuldung. Verhindern könnte Griechenland das nur durch mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen (dürfen sie nicht, wegen des freien Warenverkehrs in der EU), Zöllen (dürfen sie nicht, wegen Zollunion in der EU) oder Währungsabwertung (können sie nicht, wegen des Euro).

    Solange der Koloss Deutschland seine Politik nicht ändert, wird die europäische Krise nicht enden – oder das ganze Projekt Europäische Einigung bricht irgendwann zusammen. Mir scheint, dass „irgendwann“ eher früher als später sein könnte.

  3. Hallo,
    ich möchte da erst einmal N. Ritter für seinen Kommentar danken, auch, wenn ich mittlerweile eine völlig andere Sicht auf die Wirtschaft bekommen habe. Wirtschaft ist in der Hauptsache einmal das Geldsystem. Das Geldsystem bestimmt die Ökonomie und nicht umgekehrt. Wer sich einmal mit der Geschichte des Geldsystems befaßt hat, kommt zu anderen Erkenntnissen.

    Exemplarisch dafür ist der Federal Reserve Act von 1913 und die Tatsache, daß die FED mehrheitlich im Besitz von privaten Geschäftsbanken ist. Nun kann ein jeder 3 mal raten, welche Politik diese FED zu wessen Vorteil betreibt…

    Zurück zu Sinn. Mit Sinn war ich sogar 2 mal der gleichen Meinung. Zum einem war das die Abwrackprämie und zum anderen war es das Thema Target2. Mit Target 2 ist Sinn durch die Republik von Vortrag zu Vortrag gereist, um dann ganz plötzlich wieder ganz leise damit in der Versenkung zu verschwinden. Das macht den Mann nicht glaubwürdiger!!!

    Er verbreitet eine ideologisch geprägte Meinung, die mit Wissenschaft mehr oder weniger nichts zu tun hat. Er ist nichts anderes als ein Ideologe, der sich für seine Auftraggeber prostituiert. So ist ja in seinen Augen der Mindestlohn Gift für die Wirtschaft, den es selbst in angelsächsischen Ländern bereits seit Jahrzehnten gibt. Als erstes muß nach Sinn der Mindestlohn auch jetzt wieder wg. der Flüchtlinge abgeschafft werden. Das sagt jemand, der bezahlte Vorträge abhält, für ein Honorar, für den ein Arbeiter mehrere Monate, wenn nicht Jahre arbeiten muß.

    Vorwurf Junkie. Japan betreibt diese Politik seit Jahrzehnten, wo ist da bitte der Prof. Sinn mit seiner Kritik???? USA, wo ist da ein Prof. Sinn??? Nichts, rein gar nichts kommt da von diesem Professor…

    Auch wie ich das bereits hier geschrieben habe, das Geld gleich Schuld ist. Also, das Jedem Dollar/EUR Schuld auch ein deckungsgleiches Guthaben gegenübersteht. Wer sich hierzu weiter informieren möchte, dem empfehle ich die Seite der Monetative e. V., die Seite von Prof. Jospeh Huber, das Buch des NTV-Telebörsen-Moderators Raimund Brichta (Die Wahrheit über unser Geld) oder das neue Buch von Paul Schreyer „Wer regiert das Geld“….und dann gibt es sogar noch einen Trader-Kollegen aus Bonn, Volker Handon, „Der Psyscho-Trader“……sowohl Schreyer, wie auch Handon befassen sich mit der mehr als berechtigten Frage der Staatsfinanzierung. Also der Frage der direkten oder indirekten Staatsfinanzierung. Prof. Jospeh Huber erklärt das so: „Der Staat hat ohne Not seine Geldhoheit an ein privates Bankenkartell verschenkt“……und wir bezahlen dafür!!!!

    Sinn möchte diesen unhaltbaren Status quo bewahren. Er wird dafür gut bezahlt die kranke Ideologie seiner Auftraggeber zu verbreiten, damit sich die gehirngewaschenen Bürger auch weiter brav danach richten und bloß nichts hinterfragen.

    http://www.monetative.de/
    http://www.vollgeld.de/

    Auf der Seite des ehemaligen Börsenmaklers /Skontroführes) Dirk Müller findet man ebenfalls genug zum Thema Geldsystem, leider ist diese Seite nur bedingt zu empfehlen, weil der Abruf meist ein kostenpflichtiges Abo voraussetzt. Es gibt aber auch auf Youtube genügend Beiträge von Müller. Wer sich im Thema wissenschaftlich vertiefen möchte, dem empfehle ich aber die Beiträge von Prof. Jospeh Huber.

    Mein Fazit zu Sinn: Wer die Menschen vorsätzlich verdummt, sollte nicht erwarten noch wissenschaftlich ernst genommen zu werden.

    Viele Grüße und vielen Dank, daß man hier noch zu Wort kommen darf

    GN

  4. Hier mal ein sehenswerter Vortrag von Prof. Jospeh Huber:

    https://youtu.be/0vOy3f6LdZo

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