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„Wenn Sie jemanden kennen, der eine deutsche Filialbank kaufen will, lassen Sie es mich wissen“

FMW-Redaktion

Deutsche Bank-Chef John Cryan sprach gestern auf einer Investorenkonferenz in New York. Dabei ging es u.a. um das Thema Postbank. Er sagte nochmals klipp und klar die Postbank stehe zum Verkauf. Ziel sei es eigentlich die Postbank an die Börse zu bringen, aber momentan wolle man diesen Weg nicht gehen, weil der erzielbare Preis für die Deutsche Bank-Aktionäre nicht attraktiv wäre – also kein vernünftiger Verkaufserlös.

Deshalb könne man auch nach „kreativen“ Wegen suchen um die Postbank loszuwerden, wie es Cryan formulierte. „Wenn Sie jemanden kennen, der eine deutsche Filialbank kaufen will, lassen Sie es mich wissen“, sagte er dann in die Runde der Anwesenden. Das ist eindeutig. Die Postbank ist nervig, Überschuss, soll einfach nur weg – wenn der Preis denn halbwegs stimmt. Dabei erwirtschaftet die Postbank anständig Gewinn. Und mit ihrem klassischen „langweiligen“ Einlagengeschäft verbreitert die Postbank das trockene und triste Fundament der Deutschen Bank, was für John Cryan aber einfach nur langweilig zu sein scheint.

Da schimmert, so kann man es vermuten, die Investmentbanker-Seele aus Cryan heraus. Wie seine Vorgänger auch kann wohl auch er mit Filial- und Einlagengeschäft nicht viel anfangen. Sonst würde er verstehen, dass die Postbank ein wertvoller Eckpfeiler des Firmenfundaments ist bzw. auch in Zukunft sein kann. Die Marschrichtung ist klar: Weitere Filialen sollen geschlossen werden, da sie ja Geld kosten. Auch wenn man sich von zahlreichen Investmentbanking-Kunden getrennt hat, waren dies doch nur Karteileichen. Man will weiter auf dieses Segment setzen.

Bis 2018 könne man sich noch Zeit nehmen mit dem Abstoßen der Postbank, so Cryan. Denn erst dann würden die neuen Basel III-Vorschriften so stark auf einem lasten, dass man die Bilanzrisiken der Postbank abbauen müsse – also durch eine Abtrennung bzw. Verkauf. Ein Verkauf, mit dem man gar nicht erwarte besonders viel Geld zu verdienen, sei für die Deutsche Bank eine Art Kapitalerhöhung durch die Hintertür.

Cryan ist das, wofür ihn beim Amtsantritt alle hielten: Ein Sanierer ohne Visionen. Er arbeitete vor den Investoren die Restrukturierungsziele der Bank ab – die Vision oder die neue Agenda der Bank? Fehlanzeige. So ging es weiter mit den Rechtsstreitigkeiten in den USA und Geldwäschevorwürfen in Russland, wo man gute Fortschritte mache. Auch mit dem Betriebsrat, mit dem man „furchtbar lange“ verhandelt habe, käme man nun gut voran in Sachen Entlassungen durch Filialschließungen.

Da war dann noch ein Thema anzusprechen. Wie wird denn die Deutsche Bank bei einem Brexit reagieren?Cryan sagte dazu die Deutsche Bank sei ja eine deutsche Bank – man würde bei einem Brexit in einen Defensiv-Modus schalten und sich gegen Marktturbulenzen absichern. Langfristig würde die Bank Geschäft von London aufs Festland verlagern, da z.B. Kunden, die Staatsanleihen von Euro-Ländern handeln, dies wohl nicht mehr über London abwickeln wollten.

So sieht die Marschroute aus. Deutsche Bank ohne Postbank, und mit deutlich weniger Filialen. Das Investmentbanking soll wohl mehr denn je das Zugpferd der Bank sein.



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4 Kommentare

  1. Ist doch in Ordnung, wenn die sich abschaffen wollen, ohne die Privatkunden zu sehr mit hineinzuziehen – letztere gehen dann 3 Minuten später unter.

  2. Hat sich nix geändert.
    Deutsche Bank,wir vernichten Aktionärsgeld aus Leidenschaft.

  3. Wie auf Finanzmarkwelt schon zu lesen war…die Deutsche Bank wird zu einem Lehman 2.0!

  4. Die „ehrenwerte Vereinigung“Deutsche Bank/Postbank kann doch in nullkommanichts von einem anderen Clan mit einem Signore an der Spitze aufgekauft&gerettet werden!Isch abe ein Unternehmensanleihekaufprogramm aufgelegt,das du nicht ablehnen kannst!Auch ein/ein paar Merger(s) mit ähnlich finanzschwach/kriminellen Banken vom Appenin könnte die Rettung bedeuten.Cry nicht rum John!Nimm dir ein Beispiel an Josef!Victoryzeichen raus,auf zur Alternativlosen&die Chose ist geritzt,der Drops gelutscht!

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