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Aktien: Der perfekte Herbststurm zieht auf – Detailanalyse

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Der für Aktien generell schwierige Herbstanfang birgt in diesem Jahr durch mehrere Sondereffekte das Risiko starker Turbulenzen. Wie in der letzten Korrekturphasen im Februar 2020 droht ein schneller Einbruch mit hoher Amplitude.

Sechs Risikofaktoren für Aktien

Ein Mix aus mehreren Entwicklungen, die sich überlagern, erhöht die Risiken für eine heftige Korrektur bei Aktien spätestens nach der Sommerpause. Obwohl die meisten Faktoren bekannt sind, tragen die zum Teil bewusst irreführenden und beschwichtigenden Aussagen führender Notenbanker zu falschen Erwartungshaltungen bei vielen Marktteilnehmern bei. Kurzfristig mag es so gelingen, einen Einbruch der Aktienmärkte zu verhindern. Doch die Risiken sind real und liegen v. a. in diesen sechs Bereichen:

1. Konjunktur
2. Inflation
3. Margendruck
4. Vierte Corona-Welle
5. Saisonalität
6. Geldpolitik

Konjunktur und Inflation

Der Redakteur der New York Times, Neil Irwin, wies in einem Artikel bereits am 21. Juni auf den sich in den kommenden Quartalen umkehrenden Effekt des fiskalischen Stimulus auf das US-Wachstum hin. Weltweit betrachtet stehen die Vereinigten Staaten in Sachen Konjunkturstützung durch fiskalische Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie aktuell auf Platz vier.

Grafik zeigt Fiskalstimulus pro Land nach BIP

Durch das Auslaufen der meisten Hilfs-Programme ohne gleichwertigen Ersatz wird die Konjunktur durch eine geringere Gesamtnachfrage in den kommenden Monaten belastet. Die folgende Grafik zeigt den Einfluss der Fiskalstimuli auf das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Beginn der Pandemie bis zum zweiten Quartal 2022. Dabei sind sowohl Ausgaben der Bundesregierung in Washington für Waren und Dienstleistungen als auch Ausgaben der Bundesstaaten und lokale Ausgaben für Waren und Dienstleistungen sowie steuerliche Anreize und Transferleistungen berücksichtigt.

Grafik zeigt Effekte des Fiskalstimulus

Im ersten Quartal dieses Jahres hat die Fiskalpolitik das US-Wachstum annualisiert noch um 8,56 Prozentpunkte gesteigert, wie das Hutchins Center Fiscal Impact Measure (FIM) errechnete. Der BIP-Anstieg betrug im ersten Quartal annualisiert 6,4 Prozent. Doch dieses Wachstum wird sich durch die geringeren Staatsausgaben bereits im abgelaufenen zweiten Quartal deutlich auf annualisiert nur noch ca. 3,2 Prozent zurückbilden, wie das Prognosemodell der Fed of New York zeigt.

Mit einem Anteil von 17 Prozent am Welt-BIP trägt China über ein Fünftel und damit den größten Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum bei. Die jüngsten Zahlen zeigen aber auch im Reich der Mitte eine deutliche Wachstumsverlangsamung. Dies ist zum einen durch Basiseffekte verursacht, zum anderen durch einen Einbruch des Kreditimpulses, der die chinesische Zentralbank (PBoC) jüngst zu einer Senkung der Reserveanforderungen für Banken veranlasste, um die Kreditvergabe erneut zu stützen.

Vor allem die staatsnahen Unternehmen außerhalb des Finanzsektors sind mit 165 Prozent in Relation zum BIP extrem stark verschuldet und auf günstige Fremdfinanzierungen angewiesen. Die Gesamtverschuldung Chinas (privat und öffentlich) lag zum Jahresultimo 2020 bei 335 Prozent des BIP. Chinas Wachstum war und ist vom Kreditstimulus abhängig.

Für den Außenhandel der Bundesrepublik ist China extrem wichtig. Die deutsche Autoindustrie erzielt mittlerweile im Reich der Mitte ihre weltweit höchsten Umsätze. Hierzulande läuft der Wachstumsmotor zwar aktuell noch rund, aber auch bei uns laufen Ausgabenprogramme und Sonderregelungen im Herbst aus. Die temporäre Umsatzsteursenkung wurde bereits Anfang Januar wieder zurückgenommen. Die fiskalischen Corona-Hilfen waren die umfangreichsten Finanzhilfen in der Geschichte der Bundesrepublik.

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4 Kommentare

  1. Sehr gute Analyse. ( Herr Zipfel hatte bisher immer Recht) Ich hatte ihn vor einiger Zeit kritisiert als er noch vor der Pandemie meinte die Notenbanken würden bis zum bitteren Ende drucken.Er beschreibt jetzt die Nebenwirkungen dieser Massnahmen. Denn die Fehallokation über Liquidität höhere Rohstoffpreise und Immopreise hilft den Habenden und belastet die Unterschicht, was abzusehen war.Insofern hat er die Dummheit der Notenbanken besser eingeschätzt als ich, da doch das eingetretene Szenario abzusehen war.Das gedruckte Geld hilft somit hauptsächlich den Reichen und die Nebenwirkungen belasten nur die Ärmeren.Seine aufgeführten Risikofaktoren sind alle nachvollziehbar und logisch.Leider gibt es da immer noch Träumer die von steigenden Firmengewinnen ausgehen.Auch in Sachen Impfstoff war man zu optimistisch, mit der Durchimpfung ist die Pandemie nicht abgehakt, vor allem nicht weltweit.Ich schreibe hier als Profiteur, ich habe kein Problem mit der Inflation, 5% mehr Ausgaben für die Lebenshaltung kosten mich ein Lächeln, die meine Wenigkeit von Betongold mehr als kompensiert, aber ich habe soeben eine Diskussion am Radio gehört,dass in England, dem Finanzplatz Nr1 der Welt die jungen Frauen mit Gratis- Hygiene- Artikel versorgt werden müssen, weil sie es sich nicht leisten können. WELCH EIN ZYKLUS IN DER WELTGESCHICHTE.
    P.S Dass jetzt Herr Zipfel die Wende sieht, sollte ernst genommen werden, hat er doch das fatale Spiel der Notenbanken auch vorausgeahnt.Wenn mich Roland und Co. nicht umstimmen, werde nach dem Verfall Short gehen und sehen wie im Herbst die Blätter und die Börsen fallen

  2. fantastisches Resumé der aktuellen Lage – klar und ohne Schnörkel : Gratulation

  3. „Fällt der Aktienmarkt zu tief und droht dadurch eine Rezession, werden die Notenbanken reagieren müssen. Aber eben erst dann.“

    Schaut man sich den Weltindex an, so könnte der locker 1.000 Punkte abgeben, ohne auch nur den langfristigen Aufwärtstrend zu tangieren. Nur die Leute, die ihn in 2021 hochgekauft hatten, hätten das Nachsehen und es ist fraglich, ob diese die von den Anlageberatern gefürchteten „Volksaufstände“ auslösen würden [1] – wallstreetbets war sowieso immer eher für die lulz als für die Absicherung-im-Alter.

    Der Artikel zeigt, dass die Faktoren gerade bärisch sind. Kritisch ist für mich der Umstand, dass der FED Put nun nicht ohne weiteres anwendbar ist. Die Notenbanken haben ihre lange ersehnte Inflation und die Bürger und Unternehmen deren Folgeprobleme bei der Preisentwicklung, die schon zur Konsumzurückhaltung führt. Wollen sie, dass die Inflation „transitory“ bleibt, dürfen die Preise nicht weiter steigen, was ja ein Effekt der ultralockeren Geldpolitik ist. Hier genau liegt nun das Dilemma der FED, dass sie beides wollen, die ultralockere Geldpolitik fortsetzen und dass der Bump bei der Preisentwicklung einmalig bleibt. Gut möglich, dass die FED schon in den nächsten Wochen Tapering ankündigen wird, statt es irgendwann in Powells 2-te Amtszeit zu verschieben. Die Märkte glauben das offenbar auch, weswegen der Dollar an Stärke gewinnt.

  4. TIA ( Tina ohne no)

    Zum Thema TINA. Das CRV vor allem bei USAktien ist sehr schlecht.Ohne weitere Kursgewinne ist die Rendite auch mickrig und das bei grossem Risiko auf kurze / mittlere Frist.Da für mich die Amis auch ein Schwellenland ( absteigend) sind, könnte man auch in andern aufstrebenden Schwellenländern investieren.
    GOOGELN: UNTERSCHÄTZTE SCHWELLENLÄNDER

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