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S&P 500 mit schlechtestem Monat des Jahres Aktienmärkte: Das Narrativ eines Soft Landings steht vor dem Ende

Aktienmärkte: Das Narrativ eines Soft Landing steht vor dem Ende

US-Notenbank Fed bleibt restriktiv. Renditen schnellen in die Höhe. Autobauer im Streik. Ein drohender Stillstand der Regierung. Und die Energiepreise eskalieren. Ein Belastungsfaktor nach dem anderen baut sich an der Wall Street auf und bedroht das optimistische Narrativ, dass eine sanfte Landung der Wirtschaft in dieser bedrohlichen monetären Ära gesichert sei. Der Gegenwind für die Aktienmärkte spiegelt sich auch in den Kursen der US-Indizes wie dem marktbreiten S&P 500 wider.

Der starke Gegenwind hat dem S&P 500 den schlechtesten Monat in diesem Jahr beschert, in dem die Aktienmärkte der Schwerkraft trotzen. Der US-Leitindex verlor in dem saisonal schwachen Börsenmonat September fast 5 %. Gleichzeitig hat der gleichgewichtete S&P 500 Equal Weight Index – in der Unternehmen wie zum Beispiel Expedia genauso viel Gewicht haben wie Microsoft – fast alle Gewinne aus dem Jahr 2023 wieder abgegeben. Dies schadet aktiven Managern, die es versäumt haben, die großen Tech-Werte von Corporate America aufzukaufen, so Bloomberg.

Aktienmärkte: Equal Weighted S&P 500 gibt Gewinne ab - Fed-Politik
Equal Weight S&P 500 flat in diesem Jahr – Index gibt die Gewinne ab

Fed: Folgen der straffen Finanzbedingungen

Die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve verschärft die finanziellen Bedingungen und treibt die Renditen an. Der zweimonatige Schaden, der den Aktien dank noch höherer langfristiger Renditen auf Staatsanleihen zugefügt wurde – während der US-Dollar in die Höhe schoss -, hat einen Index von Goldman Sachs für die Finanzkonditionen auf den höchsten Stand des Jahres gedrückt.

Dies ist ein Zeichen dafür, dass die wirtschaftlichen Aussichten schwieriger werden und die Risikobereitschaft der Investoren nachlässt. „Wenn man diese massiven explosiven Bewegungen beim Dollar-Index und der Treasury-Kurve hat, ist es das, was das Vertrauen in Aktienanlagen stört“, sagte Art Hogan, Chefmarktstratege bei B. Riley Wealth. “

S&P 500: Schwieriges Investmentklime - Straffe Finanzkonditionen und hohe Renditen
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Gefahren für die Aktienmärkte lauern überall

Gleichzeitig macht sich bei Hedgefonds und institutionellen Investoren, die in letzter Zeit ihr Aktienengagement zurückgefahren haben, eine neue Angst breit: Dass der US-Konsument langsam einknickt. Zuletzt sprachen Gebrauchtwagenhändler und große Einzelhändler Warnungen zu ihren Gewinnaussichten aus – ein schlechtes Zeichen.

Sollte es zum Government Shutdown kommen, würden Anfang Oktober alle nicht lebensnotwendigen Tätigkeiten des Regierungsapparats zum Erliegen kommen. Jede Woche des Stillstands würde das US-Wirtschaftswachstum belasten. Zudem könnte ein längerer Streik der Automobilarbeiter zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führen. Auch die Ölpreise haben sich der Marke von 100 Dollar pro Barrel angenähert, was die Erwartung schürt, dass die Zinssätze noch länger steigen und hoch bleiben werden.

Aus diesem Grund weigern sich die Renditen der US-Staatsanleihen, sich zu beruhigen. Der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen stieg in dieser Woche auf über 4,6 % und damit auf den höchsten Stand seit 2007. Dies trägt dazu bei, dass die Aktienmärkte unter Druck stehen. Der S&P 500 musste seine längste Verlustserie des Jahres hinnehmen – derzeit vier Wochen, während der Nasdaq 100 im September einen Verlust von 5 % verbuchen musste.

Die angespannte Beziehung zwischen Aktien und Anleihen, die das Nervensystem der Wall Street untermauert, hält an. Ein Dreimonatsmaß für die Korrelation zwischen dem S&P 500 und den Benchmark-Treasuries ist auf den höchsten Stand seit Februar geklettert.

„Höher und länger sind derzeit die drei gefährlichsten Worte für die Aktienmärkte“, sagte Marija Veitmane, Senior Multi-Asset Strategist bei State Street Global Markets. „Es scheint, als ob der Aktienmarkt in den letzten Monaten zunehmend von den Zinserwartungen getrieben wird, seit das Mantra der Fed „higher for longer“ in den Köpfen der Anleger Fuß gefasst hat.“ Das bullische Narrativ einer weichen Landung der US-Wirtschaft (soft landing), bei dem die Fed auf wundersamerweise die Zinsen senkt, erleidet derzeit einen schweren Schlag nach dem anderen.

Aktienmärkte: Anleger reduzieren ihr Risiko

Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen ist derzeit eine ganz andere als im letzten Jahr, als langlaufende Anleihen abverkauft wurden und Aktien im Gleichschritt fielen, als die Fed die Zinsen aggressiv erhöhte. Heutzutage hingegen wird davon ausgegangen, dass die Federal Reserve mit ihren Zinserhöhungen weitgehend fertig ist. Die Händler gewöhnen sich indes an den Gedanken, dass der Fed-Vorsitzende Jerome Powell und seine Kollegen die inflationsbereinigten langfristigen Kreditkosten weiter erhöhen wollen.

Das Problem für die Aktienmärkte ist, dass der Markt noch nicht herausgefunden hat, wo sich die Zinssätze letztendlich einpendeln werden und welche Auswirkungen dies auf das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne haben wird, so Nicholas Colas, Mitbegründer von DataTrek Research.

Einige Anleger warten nicht ab. Diejenigen, die ihr Aktienengagement Anfang des Jahres übergewichtet haben, haben nun das Risiko stark reduziert und nähern sich einer neutralen Positionierung an, wie die Daten der Deutschen Bank zeigen.

Dazu gehören auch Leute wie Nathan Thooft in Boston. „Wir haben in den letzten Monaten das Aktienrisiko vom Tisch genommen. Dies ist auf eine Kombination aus sich verschlechternden technischen Daten, Stimmungen und zunehmenden fundamentalen Risiken sowie auf die politische Unsicherheit in Bezug auf die Fed und den möglichen Stillstand der Regierung zurückzuführen“, so Thooft, Global Head of Asset Allocation bei Manulife Asset Management.

Es ist nicht alles schlecht

Es gibt natürlich nicht nur schlechte Nachrichten. Die Aktienmärkte wie der S&P 500 und Nasdaq liegen immer noch zweistellig im Plus, der Kreditzyklus ist robust und viele Anleger haben sich mit den hohen Renditen abgefunden.

Wenn die Arbeitsstreiks und der Stillstand der Regierung die finanziellen Bedingungen weiterhin straff halten, würde dies die Bemühungen der Fed zur Eindämmung des Preisdrucks sogar unterstützen. Und an der letztgenannten Front gab es am Freitag weitere gute Nachrichten. Die Inflationsdaten zeigten, dass die von der Fed bevorzugte Messgröße für die zugrunde liegende Inflation so langsam anstieg wie seit Ende 2020 nicht mehr.

„Die Verschärfung der finanziellen Bedingungen, angeführt von den langfristigen Zinssätzen, schwächt die Argumente für eine weitere Zinserhöhung“, sagte David Mericle, der leitende US-Volkswirt von Goldman Sachs.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Im Jahre 2000,es war mittlerweile Oktober, hatten wir die gleiche Diskussion in den USA. Soft – oder Hard Landing, V oder U Formation….

    Für das Jahresende 00 wurden wieder viele neue All Time Highs vorausgesagt, genau wie jetzt, genau wie heute…

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