Indizes

Aktienmärkte: Rebalancing – oder neue Rekordkurse?

Das hätten sich viele Großinvestoren anders vorgestellt: Durch die Kursrally am Freitag kam es bisher nicht zu den angedeuteten Kursrückschlägen für die Aktienmärkte, zu einem marktschädlichen Rebalancing der Depots vor dem Quartalsende – sondern zu einem Angriff auf neue Allzeithochs, auf runde Marken, die man sich vor ein paar Monaten nicht hat vorstellen können.

Aktienmärkte: 4000 im S&P 500 und 15.000 beim Dax?

Liegen die Großen, das so genannte Smart Money, aktuell schon wieder falsch? Wie oft wurde in der Berichterstattung in den letzten Wochen erwähnt, dass sich das große Geld aus dem Markt zurückzieht, während die Privatanleger noch euphorisch für die Aktienmärkte waren? Ablesbar am Fear&Greed-Index auf den S&P 500, der bis zum Donnerstag letzter Woche auf das (Angst-)Niveau von 38 Prozent zurückgefallen war.

Aber noch deutlicher beim Verhalten von Smart Money zum Handelsschluss. Kam es nicht sechs Tage in Folge in der letzten Handelsstunde an der Wall Street zu Verkäufen – also zu der Zeit, in der regelmäßig die Profi-Anleger das Sagen haben? Oder gar an 29 Handelstagen innerhalb von drei Monaten? Das heißt doch, dass die Investoren mit fallenden Kursen der Aktienmärkte rechneten, aber jedes Mal wurde der Markt wieder hoch gekauft, aber nicht von den Großen.

Und wie oft haben Banken von der Umschichtung von Aktien in Renten gesprochen, die zu Quartalsende notwendig würde, um die Quoten bei der Asset Allocation zu erfüllen? Und was ist am Freitag zu Handelsschluss passiert? Der große Leitindex S&P 500 sprang in der letzten Handelsstunde auf 3976 Punkte, damit nur noch neun Punkte von seinem am 17 März erreichten Allzeithoch entfernt und nur noch ein Dreiviertel Prozent von der runden Marke von 4000 Punkten. Und der unglaublich stabile Dax hüpfte nachbörslich bis auf ein neues Hoch von 14.848 Punkten, die 15.000-er-Marke lässt grüßen. Beide Marken liegen schon deutlich über den Schätzungen der Banken für das Jahresende.

Haben sich die Großen ein weiteres Mal falsch positioniert und mussten am Freitag mit einem Teil des Kapitals doch wieder in den Markt? Sind die Profis in die selbst gestellte Falle getappt?

Dabei hagelt es derzeit doch von Gefahren für die Aktienmärkte, die für eine Korrektur der Indizes sprechen. Doch zunächst:

Was könnte die Aktienmärkte stützen?

Die 10-jährige US-Treasury, aber nur wenn sie nicht deutlich über 1,70 % steigt, denn dort liegt nicht nur die aktuelle US Inflationsrate, sondern auch die Schwelle zu positiven Realzinsen. Die Aktienmärkte warten auch auf den Mittwoch, wo US-Präsident Biden sein Infrastrukturprogramm vorstellt, die entsprechenden Aktien haben schon etwas reagiert. Und es könnte sich sogar etwas Unerwartetes ereignen. Wenn es nicht in Kürze eine Korrektur der Aktienmärkte gibt, könnten einige Fonds wieder einmal der Performance der Benchmark (S&P 500) hinterherrennen. Wie in meinem anderen Tagesartikel erwähnt: Das Smart Money stand an vielen Tagen vorwiegend in der letzten Handelsstunde auf der Verkäuferseite.

Das Window Dressing: Sollte es kurzfristig keine Korrektur vor dem 31. geben, dürften einige Große schon wieder im Rückstand sein zur Benchmark. Zusätzlich könnte die Fed schon bald wieder mit 120 Milliarden Dollar Geldzufuhr am Markt aktiv werden, Jerome Powell hat in den letzten Tagen noch nicht signalisiert von seinem Notfallkäufen zur „Stützung“ der Wirtschaft Abstand zu nehmen.

Kommt das Ungemach mit Zeitverzögerung?

Inflation, Zinsanstieg und die Ever Given, das waren die Themen der Vorwoche, Letzteres hat sich in den letzen 24 Stunden als großer Unsicherheitsfaktor bereits abgebaut. Aber es ist schon ein weiterer wichtiger Termin in zeitlicher Schlagdistanz.

Bereits an diesem Freitag, einem gesetzlichen Feiertag in Deutschland kommen die großen Arbeitsmarktzahlen in den USA, von denen man sich Wunderdinge erwartet.

Sollte es tatsächlich fast 600.000 neugeschaffene Stellen werden, hat Jerome Powell ein echtes Begründungsproblem – und die Aktienmärkte einen wieder hoch schwappenden Unsicherheitsfaktor. Neben dem Thema Preisstabilität ist der Arbeitsmarkt das zentrale Thema für die US-Notenbank und Investoren suchen wie Detektoren nach den kleinsten Andeutungen der Zentralbanker auf eine nur kleine Reduzierung der monetären Stimuli.

Powell selbst hat immer die Arbeitslosigkeit als Grund genannt, warum es weiterhin der Unterstützung durch die Fed bedarf – die Stützung der Wirtschaft kann es nach seinen jüngsten Prognosen zum Wachstum wohl nicht mehr sein.

Fazit

Noch sind es drei Tage Handel im ersten Quartal. Aus Sicht nach dem Wochenende ist es wieder ein gutes Quartal für die Aktienmärkte, wenn man den Nasdaq einmal ein bisschen außen vor lässt. Aber dann kommt die Osterpause und es beginnt der große Vergleich mit dem Ausnahmequartal 2020.

Was machen die Inflationsdaten, was die Wachstumsdaten (Frühindikatoren), wie reagieren die Kapitalmarktzinsen, wie stark wird die Erholung an Arbeitsmarkt, wie schnell schießen die Impfungen nach oben und was machen die Mutationen? Ständig wiederkehrende Fragestellungen, die eigentlich nur in der Frage münden: Bleibt das Geld billig, wird TINA schwächer?

Für Anleger kommt es in dieser Woche durch die Konstellation unserer Feiertage zu einem Zusatzproblem: Wie sich am Donnerstag zu Handelsschluss positionieren, man kann weder am Karfreitag auf die US-Arbeitsmarktzahlen reagieren – in Deutschland auch nicht am Ostermontag (Dax geschlossen)? Zuversicht oder Vorsicht, was wird dominieren?



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