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Aktienmärkte: „The Week After“ – geht die Talfahrt weiter?

Es sieht nicht gut aus für die Aktienmärkte, nach den rasant steigenden Infektionszahlen in den letzten Tagen. Reicht der Rettungsversuch der Notenbanken?

Eine turbulente Börsenwoche  – vor allem für die Aktienmärkte – liegt hinter uns, die selbst hart gesottene Börsianer ins Schwitzen brachte. Das Wochenende konnten Viele zum Nachdenken nutzen, doch zu welchem Ergebnis werden die Investoren gekommen sein? Oder anders ausgedrückt: Was setzt sich durch, die Hoffnung auf eine Bodenbildung angesichts der konzertierten Aktionen weltweit oder ein weiterer Rückgang durch die immer brutaler werdenden Auswirkungen der weltweiten Beeinträchtigung durch COVID-19?

Aktienmärkte: Das Kursdebakel im Überblick

Der weltgrößte Aktienindex, der S&P 500 sowIe der Technologieindex Nasdaq beendeten die Woche mit einem Minus von 14 Prozent. Der Dow Jones verlor sogar 16 Prozent. Es war die schlechteste Handelswoche für die Aktienmärkte seit 2008. So ziemlich für die meisten Börsen weltweit, auch der deutsche Leitindex DAX hat in der letzten Woche um 20 Prozent nachgegeben. Insgesamt haben sich schon 17 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung weltweit seit dem Hoch von 89 Billionen Dollar vor gerade mal drei Wochen in Luft aufgelöst.

Dass die Kursverluste der Aktienmärkte  nicht noch deutlicher ausgefallen sind, dafür sorgte eine wundersame Entwicklung am Freitag. Dass man nach dieser Woche vor den freien Börsentagen vorsichtig werden würde, hatte ich noch am Vormittag gemutmaßt. Das US-Angstbarometer Fear&Greed stand mit nur einem Punkt auf dem Maximum, viele Investoren hatten sich mit Shortpositionen bis „zur Halskrause“ abgesichert und es stand zu erwarten, dass Regierungen und Notenbanken über das Wochenende gewaltige Rettungspakete schnüren würden. Eine riesige Short Squeeze lag in der Luft und sie wurde bereits am Freitag Realität.

Der Dow Jones, der im Mittagshandel noch rund fünf Prozent im Minus gelegen hatte, schloss am Freitag schließlich unglaubliche 9,4 Prozent ins Plus, fast genauso viel der S&P 500 und der technologielastige Nasdaq, die beide um 9,3 Prozent nach oben schossen. Der über 20 Billionen Dollar schwere S&P 500 schnellte in nur 25 Minuten sieben Prozent nach oben, es wurde der beste Handelstag in 12 Jahren. Auslöser dafür war die Ausrufung des nationalen Notstandes durch US-Präsident Trump. Wobei einmal mehr die These bestätigt wurde, dass sich die größten Rallys in Bärenmärkten ereignen, 2008 ist dafür beispielgebend.

Aber: Die amerikanischen Aktienmärkte haben den 11-jährigen Aufschwung in der letzten Woche beendet und sind in eine Baisse eingetreten. Der letzte und maßgebliche Auslöser Covid-19 versetzt Regierungen und Zentralbanken weltweit in extremen Zugzwang und zu gemeinsamen Aktionen, die sich lawinenartig in Gang gesetzt haben.

Die Maßnahmen von Regierungen und Notenbanken

Deshalb sind für die absonderlichen (aber höchstwahrscheinlich nicht dauerhaften) Kurssteigerungen am Freitag der weltweiten Aktienmärkte die monetären und fiskalischen Maßnahmen von Staaten und Notenbanken verantwortlich, die in etwa mit dem korrespondieren, was die Vorstandschefs amerikanischer Geldinstitute am Donnerstag beim Treffen im Weißen Haus mit Donald Trump gefordert haben. Und dies ereignet sich in Riesenschritten rund um den Globus.

Zuallererst setzen die Notenbanken auf der ganzen Welt ihre Maßnahmen zur Unterstützung ihrer eigenen Finanzsysteme fort. Begonnen hatte das ganz große Spektakel mit der Notzinssenkung der Federal Reserve um 50 Basispunkte und den Stützungsmaßnahmen für das Bankensystem durch die Europäische Zentralbank, über das schon ausführlich berichtet wurde. Gestern Abend dann der nächste Schritt der Fed mit der 1%-Senkung, dem Beginn einer neue QE-Runde sowie den Swap-Agreements mit anderen Notenbanken.

Die Staats- und Regierungschefs der G7-Nationen wollen sich am heutigen Montag in einer Videokonferenz austauschen. Wird dies alles helfen, oder noch mehr Panik verbreiten? Übrigens gratulierte US-Präsident umgehend der US-Notenbank zu diesem extremen Schritt.

Die Maßnahmen anderer Notenbanken

Die People’s Bank of China folgte mit der Ankündigung den Mindestreservesatz für ausgewählte Banken senken zu wollen. In einer Höhe von etwa 550 Milliarden Yuan (79 Milliarden Dollar), die an Finanzmitteln freigesetzt werden sollen. Dies geschah in großer zeitlicher Nähe zu der Aktion der Reserve Bank of Australia, die 8,8 Milliarden Dollar in den lokalen Repo-Markt pumpte.

Die norwegische Zentralbank senkte ihren Leitzinssatz um 50 Basispunkte, die benachbarte schwedische Riksbank versprach den Banken neue Kredite in Höhe von bis zu 500 Milliarden Kronen (51 Milliarden Dollar) zu gewähren.

Fiskalischer Stimulus – rettet das die Aktienmärkte?

Zum monetären Stimulus hinzu kommen noch die fiskalpolitischen Maßnahmen, die aber immer etwas länger in der Umsetzung brauchen, schließlich gibt es die nationalen Gesetzgebungsverfahren. Diese benötigte US-Präsident Trump nicht, als er am Freitag den nationalen Notstand infolge Covid-19 erklärt hat. Damit sollen den US-Bundesstaaten und den Kommunen Mittel in Höhe von 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden, um die Verbreitung der Virusinfektion einzudämmen. Die Aktienmärkte vor allem der USA stiegen daraufhin impulsiv an.

Dazu gesellte sich noch die Hoffnung auf ein großes Fiskalpaket, welches man in den nächsten Tagen schnüren möchte. So geschen bereits ein paar Stunden später, als die Mehrheitsführerin im demokratisch geführten Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, signalisierte, sie habe sich mit den Republikanern auf ein Stimuluspaket geeinigt, welches noch in der Nacht zum Samstag von ihrer Kammer verabschiedet wurde.

Selbst in Deutschland ist plötzlich extremer Aktionismus seitens der Regierungsvertreter spürbar. Finanzminister Olaf Scholz rückt von der schwarzen Null im Haushalt ab: Es werde ein Konjunkturprogramm kommen, wenn nötig, und die Bundesregierung wolle den Unternehmen mit unbegrenzten Kreditprogrammen helfen. Über einen deutlich erhöhten Garantierahmen bei der Staatsbank KfW könnte eine halbe Billion Euro zur Verfügung gestellt werden, verkündete der deutsche Wirtschaftsminister. Das Ganze solle zunächst mit 20 Milliarden Euro für die KfW starten.

Aber was noch bedeutsamer ist: In Brüssel werden Überlegungen getätigt, ob man die Schuldenobergrenze zur Abfederung der wirtschaftlichen Probleme in den Mitgliedsstaaten nicht temporär aussetzen könne. Für Italien praktisch ein „fait acommpli“.

Aktienmärkte und die die Ausbreitung von Covid-19

Was schossen die Infektionszahlen über das Wochenende in die Höhe! Kein Wunder, denn schließlich sind bereits weit über 100 Staaten von der Virusinfektion betroffen. Die Zahlen rauschen nach oben, in Tausenderschritten und im Stundentakt. Aktuell: Gesamt 169.904 Fälle, 6520 Tote, bei 77.776 Gesundeten.

Europa schattet sich ab. Grenzschließungen in Österreich, Polen, Tschechien, Dänemark und seit gestern auch in Deutschland, sind die Folge.

Ein verzweifelter Versuch, da sich das Virus schon um den ganzen Globus verteilt hat.

Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer – auch für die Aktienmärkte.

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