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Inflationsdaten und Fed-Entscheid Aktienmärkte vor Woche der Entscheidung – Rally auf dem Prüfstand

Aktienmärkte vor Woche der Entscheidung - Rally auf dem Prüfstand
Aktienmärkte - Foto: Bloomberg Creative Photos/Creative Collection

In der kommenden Handelswoche steht der letzte entscheidende Moment des Jahres 2023 bevor. Mit der Zinsentscheidung der Fed wartet eine echte Bewährungsprobe auf die US-Aktienmärkte. Es geht um nichts weniger als die Frage, ob die 4-Billionen-Dollar-Rally ein Ende findet oder neuen Schwung in Richtung der Allzeithochs aufnimmt? Nach dem fulminanten Anstieg im November geriet die Rally zuletzt ins Stocken. Erst am Freitag nahm der US-Leitindex nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts wieder Schwung auf und kletterte auf ein neues Jahreshoch, obwohl die Daten besser als erwartet ausfielen und die Hoffnung auf früher sinkende Zinsen durch die Fed ausbremste. Eine Korrektur im S&P 500 will jedoch nicht kommen.

Aktienmärkte vor Woche der Wahrheit

Den Anlegern steht eine entscheidende Woche bevor, da wichtige Inflationsdaten am Dienstag und die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch den Ton für die Aktienmärkte und die Wirtschaft auf dem Weg ins Jahr 2024 angeben dürften.

Wachsende Spekulationen, dass die Fed die Zinserhöhungen abgeschlossen hat und bereits im Frühjahr mit Zinssenkungen beginnen wird, führten zu einem starken Rückgang der Anleiherenditen und weckten die Risikobereitschaft der Anleger. Wie Bloomberg berichtet, hat der S&P 500 Index seit Ende Oktober rund 4 Billionen Dollar an Marktwert zugelegt, da sich Händler in angeschlagene Marktsegmente wie Small Caps stürzten, die in der Regel von sinkenden Kreditkosten profitieren.

„Die Aktien haben sich in der Hoffnung erholt, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus abgeschlossen hat“, sagte Chris Zaccarelli, Chief Investment Officer bei Independent Advisor Alliance. „Die Aktien-Rally war nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie stark die 10-jährigen Renditen seit Mitte Oktober gefallen sind. Aktuell sieht es so aus, als könnten die Aktienmärkte bis zum Jahr 2024 weiter steigen.

Ein genauerer Blick auf die wichtigen Events der kommenden Woche zeigt jedoch, dass die nächsten Handelstage Anlass zur Sorge geben. Ein Maß für die erwartete Volatilität des S&P 500 in den nächsten fünf Handelstagen ist im Vergleich zu den folgenden fünf Tagen stark angestiegen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt in dieser Woche erreichte das Gap den größten Abstand seit März für einen solchen Zeitraum, was auf eine steigende Nachfrage nach Absicherungen gegen Turbulenzen hindeutet.

Fed-Entscheid: Aktienmärkte vor wichtiger Woche - S&P 500-Rally auf dem Prüfstand
S&P 500: Volatilitätsanstieg in den kommenden Tagen

Inflationsdaten und Zinsentscheidung der Fed

Am Dienstag beginnt mit der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex für November der Doppelschlag der entscheidenden Momente der nächsten Woche. Anzeichen einer nachlassenden Inflation könnten den Aktienmärkten bis zum Jahresende Auftrieb geben, da sie die Erwartungen zementieren, dass die Fed bald zu einer Lockerung übergehen wird. Laut einer Bloomberg-Umfrage stiegen die Verbraucherpreise im November wahrscheinlich mit von 3,1 % zum Vorjahresmonat, dem niedrigsten Wert seit Juni.

Am nächsten Tag wird die Fed ihre Zinspolitik voraussichtlich zum dritten Mal in Folge unverändert lassen. Da Händler im nächsten Jahr mit einer Lockerung um mehr als einen Prozentpunkt rechnen, werden sie die Zinsprognosen (Dot Plots) der Notenbanker sowie die Pressekonferenz des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell besonders aufmerksam verfolgen.

Das Risiko besteht darin, dass eine robuste Wirtschaft die Inflation hoch hält, was die Währungshüter dazu veranlasst, eine weitere Zinserhöhung in Betracht zu ziehen oder die Kreditkosten länger als erhofft hoch zu halten. Dies könnte die zinssensiblen Technologiewerte belasten, die einen Großteil der Marktgewinne im Jahr 2023 ausgemacht haben.

„Was der Vorsitzende Powell nächste Woche sagt, könnte die Meinung am Markt ändern, vor allem wenn er einen hawkischeren Ton anschlägt, als die Marktteilnehmer erwarten“, sagte Zaccarelli. Die starken Arbeitsmarktdaten hatten am Freitag die Erwartung an eine Zinssenkung im März bereits etwas ausgebremst, und der Fed gute Argumente geliefert die Zinsen nicht so schnell wie erhofft zu senken.

Der S&P 500 ist in diesem Jahr um fast 20 % gestiegen und schloss am Freitag auf dem höchsten Stand seit März 2022. Die Händler hoffen, dass, wenn die Anleiherenditen generell weiter sinken, die Aktien bis zum Jahresende auf breiter Front zulegen werden. Seit dem 19. Oktober ist die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen von fast 5 % auf etwa 4,2 % gefallen, während der S&P 500 um fast 9 % gestiegen ist.

Sinkende Renditen als Treiber

Die Geschichte zeigt, dass ein starker Rückgang der Anleiherenditen für die Aktienmärkte von Vorteil ist. Seit 1980 gab es 33 Fälle, in denen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen innerhalb eines Monats um 50 Basispunkte oder mehr fielen, so die von Christopher Cain bei Bloomberg Intelligence zusammengestellten Daten. Der Median der anschließenden Dreimonatsrendite für den S&P 500 lag bei fast 8 % und für den Russell 2000 bei 8,2 %.

Große Anleihe-Rally könnte Aktienmärkte beflügeln
Große Anleihe-Rally könnte Aktienmärkte beflügeln

„Die Art dieser Anleihen-Rally basiert auf Wetten auf eine unterstützende Fed-Politik, was sich letztlich günstig auf Aktien auswirkt“, so Cain.

Die Kleinanleger scheinen sich die Begeisterung zu eigen zu machen. Sie kauften in der Woche bis Mittwoch US-Aktien im Wert von 6,8 Milliarden Dollar, wie aus den von Peng Cheng von JPMorgan zusammengestellten Daten hervorgeht. Das ist der größte wöchentliche Zufluss seit März 2022, als die Fed ihren Straffungszyklus begann.

In der Zwischenzeit versuchen viele aktive Manager, die die diesjährige Rally ausgesessen haben, vor Jahresende verlorenen Boden wieder gutzumachen, was den Aktienmärkten noch mehr Schwung verleiht. Aktive Large-Cap-Fonds hatten es schwer, mit der Rally des letzten Monats Schritt zu halten, wobei nur 41 % ihre Benchmark übertrafen, wie von der Bank of America zusammengestellte Daten zeigen.

„Viele Leute haben das Jahr 2023 völlig falsch eingeschätzt“, sagte Vincent Deluard, Director of Global Macro Strategy bei StoneX, und merkte an, dass viele Anleger zu Beginn des Jahres eine Rezession erwarteten. „Es war ein sehr hartes Jahr für aktive Manager. Viele Leute haben das Makrobild falsch eingeschätzt“.

FMW/Bloomberg



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