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„Automatisierung schafft unterm Strich neue Jobs“ – worauf diese Behauptung beruht

Die Automatisierung wird in den nächsten Jahren viele Jobs kosten, aber gleichzeitig noch mehr Jobs neu schaffen. Auf diese aktuelle Aussage sind sofort die großen Medien drauf gesprungen und haben sie präsentiert. Denn das gibt ja gleich ein wahnsinnig gutes Gefühl. Diese Sache mit all den Job-Verlusten und Existenzängsten, das ist doch eben nur übertriebene Angstmacherei, nicht wahr? Alles halb so schlimm, richtig?

Aufgestellt hat diese These aktuell das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einer aktuellen Studie. Dort wird für den gesamten Planeten behauptet, dass bis zum Jahr 2025 nur noch 48% der Arbeit durch Menschen erbracht werden soll. Jetzt sind es noch 71%. In den nächsten vier Jahren könnten weltweit 75 Millionen Arbeitsplätze wegfallen.

Aber: Das „WEF“ sagt auch, dass in den nächsten fünf Jahren 133 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Wo (vereinfacht ausgedrückt) Jobs am Fließband, am Bankschalter und im Büro wegfallen, da werden die neuen Jobs geschaffen für Programmierer, Roboteringenieure usw. Wer nicht mithält in der Bildung, bleibt auf der Strecke.

Aber im Großen und Ganzen wird man sich doch sagen: Hey, alles Bestens. Wir müssen halt nur alle fleißig Programmieren lernen und auf der Abendschule Zusatzkurse belegen, dann wird das alles schon. Wie wir „Kleingeistigen“ von FMW schön öfters zu diesem Thema angemerkt haben, möchten wir auch dieses Mal unsere Bedenken äußern. Natürlich werden durch neue Maschinen und Automatisierung auch neue Jobs geschaffen, das steht außer Frage! Aber dass deutlich mehr neue Jobs entstehen als verloren gehen, das darf man doch in Frage stellen!

Denn der Grundgedanke der Automatisierung ist für jeden Unternehmer stets Kosten einzusparen. Und es wäre völlig schwachsinnig 10 Fließbandarbeiter zu entlassen und dafür 15 Software-Experten einzustellen, die dazu auch noch pro Nase deutlich mehr verdienen. Wozu sollte man dann überhaupt die Automatisierung vornehmen, wenn man danach mehr Kosten hat als vorher?

Die Studie des „WEF“ erweckt den Eindruck, dass all die neu entstehenden Jobs sogar noch deutlich hochwertiger und besser bezahlt sein werden als die alten Jobs. Die Erfahrung zeigt aber, dass in den betroffenen Unternehmen unterm Strich nach so einer Automatisierungswelle deutlich weniger Menschen arbeiten als vorher. Die entlassenen „einfachen“ Mitarbeiter finden langfristig vielleicht wieder eine Arbeit.

Die wird aber in der Regel in einem ganz anderen Bereich gefunden werden, wo auch die Bezahlung geringer ausfällt. So werden vermutlich zahlreiche entlassene Fabrikmitarbeiter mit ehemals gutem Gehalt zukünftig mit hoher Wahrscheinlichkeit in Pflegeberufen unterkommen, weil dort die Nachfrage nach Personal immer größer wird (Thema „Überalterung der Gesellschaft“). Der Lohn wird aber deutlich geringer sein als am Fließband. So gibt es zwar langfristig auch für diese Verlierer der Automatisierung neue Jobs – nur wird das Heer der schlecht verdienenden Menschen immer größer werden.

Das fällt aber in der Gesamtstatistik nie auf – denn dort sieht man nur, dass auch nach der großen Automatisierungswelle alle Menschen in Lohn und Brot stehen. Dass viele deutlich weniger verdienen, und es kaum zum Leben reicht, wird nirgendwo auffallen. Dies ist ein Problem, was sich langfristig immer weiter hochschaukelt und als Geschwür durch die Volkswirtschaft frisst. Denn das wachsende Heer der Niedriglöhner kann sich keine Autos oder iPhones mehr leisten!

So viel zu unserer „kleingeistigen“ Sicht auf die Dinge. Natürlich erheben wir keinen Anspruch darauf es besser zu wissen. Ach ja… wie ist eigentlich das „WEF“ auf sein Studienergebnis gekommen? Man hat die Personalschefs von 300 internationalen Konzernen befragt! Tja, dass man da so eine rosarote Antwort erhält… aber gut, wir vertrauen dieser WEF-Prognose mal blind!

Die ausführliche Erläuterung des WEF können sie hier nachlesen.

Automatisierung
Roboter bei der Arbeit. Foto: KUKA Roboter GmbH, Bachmann – KUKA Roboter GmbH, Zugspitzstraße 140, D-86165 Augsburg, Germany, Dep. Marketing, Mr. Andreas Bauer, http://www.kuka-robotics.com



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8 Kommentare

  1. …wenn es immer mehr Menschen geben wird, die weniger Einkommen generieren werden, wer, bitteschön, soll am Ende denn die Produkte der wundersamen Automatisierung erwerben und bezahlen? Diverse Studien fassen schlicht zu kurz und sind nicht wirklich realitätsnah, denke ich.

  2. Die Automatisierung schafft weitere Arbeitsplätze, wenn wir mehr Produkte für die Selbstverwirklichung und Lustbefriedigung herstellen.
    um z.B nicht erst alle 2 Jahre ein neues Auto für das eigene Selbstwertgefühl, sondern jedes Jahr ein neues Auto kaufen zu können

    Die sich ein schickes Autos nicht leisten können befriedigen ihre Lüste und Wünsche mit anderen Mitteln (z.B Massenkonsumgüter, legale Drogen (auch so ein leidiges Thema… Stichwort: Badesalze) ) Diese könnten mithilfe der Automatisierungstechnik recht günstig und besonders billig produziert werden.

    Natürlich kann auch das schwer verdiente Geld für einen Urlaub verbraucht werden.
    Bevorzugt in Ländern die vom Tourismus leben. (bzw. abhängig gemacht worden sind… weil einfach nicht mehr Konkurrenzfähig zur automatisierten Fertigung, Massentierhaltung usw..)

    Da unser Tun und der Inhalt unserer Arbeit eigentlich nur noch für den nächsten Kick/Schuss dient sieht die Zukunft sehr friedlos (Werteverfall, keine Moral und ohne Gottesfurcht) aus.

    Es werden neben den Programmierarbeitsplätzen und Projektmanageraufgaben immer mehr Arbeitsplätze in der Seelsorge, Daseinsfindung (Esoterik, Sinnfindung), Suchtklinik und Pflege von zermürbten Menschen (mittleren Alters) entstehen.

    1. Quod erat demonstrandum,Jora.Die ernüchternden Ergebnisse der neoliberalen,alternativlosen,gesetzesbrecherischen Politik,der Jahre seit der Wiedervereinigung.Das dicke Ende kommt erst noch,Erwachet!(ich gehöre nicht den Zeugen an!)

  3. Wenn keine Arbeitsplätze wegfallen, drängt sich doch sofort die Frage auf, warum dann überhaupt automatisiert wird?

  4. Die Wahrheit steht doch schon ganz am Anfang beschrieben.
    Zitat: Dort wird für den gesamten Planeten behauptet, dass bis zum Jahr 2025 nur noch 48% der Arbeit durch Menschen erbracht werden soll. Jetzt sind es noch 71%. In den nächsten vier Jahren könnten weltweit 75 Millionen Arbeitsplätze wegfallen.
    Ist programmieren eine Arbeit vom Menschen erbracht? Ja und diese sind in den 48% auch enthalten.
    Eine Anlage (Bandstraße) die einmal läuft braucht nur noch 1 Programmierer und fertig, die 25 Fließbandarbeiter fallen weg und dem gegenüber steht noch ein Programmierer ein Schlosser und ein Elektriker. Die nächste Einsparung ist dann der Elektriker oder der Schlosser, die Berufe werden zusammengelegt und schon spart man wieder eine Person.
    Die Frage die mich dann beschäftigt ist die Migration, was sollen denn diese Leute hier machen? Kaum Deutsch Kenntnisse, Analphabeten, keine Lehre?????? Warum holt man diese Leute wenn doch die Automatisierung im vollen Gange ist?

  5. Die Automatisierung würde nur positiv sein, wenn die Mehrgewinne wie bei der Globalisierung ???
    der ganzen Bevölkerung zugute käme. Hat man doch auch immer gesagt alle profitieren davon.Nur weil das eben nicht stimmt werden Leute wie Trump u.s.w. gewählt.
    Nätürlich werden doch die Gewinne über Boni u. Aktienkurse die oberen 10% noch ein wenig reicher machen u.die Schere öffnet sich weiter bis sie zuschnappt.

  6. Anstatt hirnlos Kinder zu zeugen,sollte man sich Gedanken machen,ob sich nicht eine Investition in einen Roboter lohnt,der dann an div.Konzernen verliehen werden kann.
    Ich geh mal davon aus,dass in DE nicht nur ITler geboren werden,denn der Zug in Punkto Digitalisierung ist bereits abgefahren!

  7. Ich glaube auch, dass die Automatisierungstechnik einer der wichtigsten Bereiche ist. In diesem Bereich sollten wir investieren, denn die Automatisierung schafft schlussendlich tatsächlich neue Arbeitsplätze. Vor allem aber nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern qualitative Arbeitsplätze.

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