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Neues Geld gegen die Krise China: Nach Politbürositzung wächst Hoffnung auf Stimulus

China Stimulus

Die Wirtschaft in China bleibt weiter schwach, nun hoffen die Märkte auf Stimulus durch die Machthaber in Peking.

Während die Sitzung des chinesischen Politbüros Anfang der Woche bei internationalen Beobachtern gemischte Reaktionen hervorrief, blieben die Märkte optimistisch. Insbesondere die staatliche „Securities Times“ enthüllte in ihrer ausführlichen Analyse sieben vielversprechende Felder, in denen die Regierung in den kommenden Wochen und Monaten wirtschaftliche Unterstützung plant. Diese Signale spiegeln die aktuellen Herausforderungen wider, denen die chinesische Wirtschaft gegenübersteht, von einem möglichen Aufschwung des Kapitalmarktes bis hin zur Bewältigung lokaler Schuldenrisiken.

China: Hoffnung auf Wirtschaftsstimuli nach der Politbüro-Sitzung

Die Ergebnisse des Treffens des Politbüros der Kommunistischen Partei am Montag wurden von internationalen Beobachtern eher kritisch aufgenommen, da das Gremium unter der Leitung von Xi Jinping keine konkreten Schritte zur Belebung der Wirtschaft ankündigte.

In der chinesischen Öffentlichkeit wurde die Sitzung hingegen wesentlich positiver aufgenommen. Die staatliche „Securities Times“ veröffentlichte eine ausführliche Analyse, in der sieben Felder identifiziert wurden, in denen in den nächsten Wochen und Monaten Unterstützung durch die Regierung erwartet wird.

Erstens, eine erhöhte Aktivität des Kapitalmarktes, was auf nachhaltiges Wachstum hindeutet. Zweitens, ein deutliches Signal für die Stabilität der Beschäftigung. Drittens, die volle Nutzung geldpolitischer Instrumente. Viertens, Anstrengungen bei der fiskalischen Politik auf beiden Seiten. Fünftens, die Umsetzung einer umfassenden Lösung für lokale Schulden. Sechstens, eine angemessene Bewältigung der Risiken durch lokale Schulden, um systemische Risiken zu verhindern. Diese Signale spiegeln die aktuellen Herausforderungen wider, mit denen die chinesische Wirtschaft konfrontiert ist, und deuten auf die Bemühungen der Regierung hin, die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und zu verbessern.

Auch die Börsen reagierten am Dienstag positiv auf die Politbüro-Sitzung. Sowohl der Hang Seng (HSI) als auch der Shanghai Composite 300 (SCI-300) stiegen, wie seit November letzten Jahres nicht mehr. Der SCI-300 stieg am Dienstag um 2.89% und bis Freitag weitere 1.98% ab, während der HSI seit Dienstag nochmal um 2.46% gestiegen ist, nachdem er von Montag auf Dienstag um 3.98% sprang.

Neben dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) veröffentlichte die Nationale Statistikbehörde diese Woche noch weitere konjunkturelle Daten.

Industriegewinne in China fallen weiter

Die Industriegewinne im ersten halben Jahr 2023 sind gegenüber dem Vorjahr um -6.8% gefallen, etwas weniger stark als in den ersten fünf Monaten (-18.8%). Damit machen die Unternehmen seit Anfang des letzten Jahres kontinuierlich weniger Gewinn. Dabei schwächten sich die Profite von Staatsunternehmen (SOE) um -21% ab, während private Unternehmen „nur“ -13,5% weniger Einnahmen hatten. Betriebe ausländischer Eigentümer wirtschafteten am besten mit -12,8% geringeren Gewinnen.

Kontinuierlicher Abschwung des Wohnungsmarktes

Weitere Daten zeigen den kontinuierlichen Abschwung des Wohnungsmarktes.3 Die Investitionen in Immobilienprojekte nahmen im Juni um 7,9% ab. Damit schrumpfen die Finanzierungen seit Jahresbeginn mit immer höherem Tempo. Bei den Wohnanlagen konnte wenigstens noch ein Zuwachs an verkauften Quadratmetern von 1,1% in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahr festgestellt werden, bei den kommerziellen Gebäuden nahm die verkaufte Fläche um 5,3% ab. Die Mittel, die Immobilienentwickler zur Verfügung haben, nahmen im ersten Halbjahr um 9,8% ab.

Die Krise beim Wohnungsbau spiegelt sich auch bei der Herstellung von Zement wider, die um 18,35% gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 einbrach. Allerdings wurde 3,1% mehr Stahl hergestellt. Der Stahlpreis konsolidiert sich seit einigen Wochen in einer Seitwärtsbewegung. Die Steigerung bei der Stahlproduktion könnte auf die beschleunigten Infrastrukturprogramme zurückzuführen sein, die China davor bewahrt, in die Rezession abzugleiten. Nach einem Bericht der „Securities Times“ nahm die Bautätigkeit an Brückenprojekten in den letzten Monaten stark zu.

Internationalen Flüge erreichen noch nicht einmal 50% zum Vor-Pandemie-Niveau

Ein interessanter Punkt bei der Sitzung des Politbüros war, dass die internationalen Flüge von und nach China ausgebaut werden sollen. Allerdings sind auch ein halbes Jahr nach der Öffnung Chinas nur 3,368 wöchentliche Flüge verfügbar, oder 44% dessen, was vor Covid angeboten wurde. Und die wenigen Flüge sind auch schlechter ausgelastet als vor der Pandemie. Der sogenannte Load-Faktor sank um 12.4%. Gründe für den geringeren Load-Faktor sind u.a., dass die in China so beliebten Gruppen-Fahrten in die gut nachgefragten Ziele, wie Japan, Südkorea oder Australien, noch nicht wieder aufgenommen wurden.

Ein anderes Problem ist die Visa-Vergabe. Viele Konsulate haben ihre Kapazitäten, die sie während der Corona-Pandemie abgebaut haben, noch nicht wieder aufgestockt. Selbst Antragsteller, die alle Unterlagen eingereicht haben, warten z.T. monatelang auf ein Visum. Davon betroffen sind auch viele Studenten, die im Ausland studieren wollen und nun bangen, dass sie rechtzeitig zum Studienbeginn in das Land ihrer Ausbildung reisen dürfen.

Innerhalb von China werden im Vergleich zu 2019 auf Tagesbasis 3,25% mehr Flüge durchgeführt, auch wenn die geflogenen Meilen noch unterhalb des Wertes von vor der Pandemie liegen.

Anteil an Erneuerbaren Energien geht leicht zurück

Die einfachste Methode, die Angaben über das Wirtschaftswachstum zu validieren, ist den Stromverbrauch mit dem BIP zu vergleichen. Im ersten Halbjahr 2023 stieg die Stromproduktion um 5,35% gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 und damit etwas geringer als das Wachstum des BIPs von 5,5%.7 Der Energiemix besteht aus 70% Kohle, 5% Atomkraft und 24% erneuerbaren Energien. Gegenüber dem ersten Halbjahr wurden aus Kohle 2% mehr Strom erzeugt, während aus erneuerbaren Energiequellen 1,9% weniger erzeugt wurden. Dies ist auf den niedrigeren Anteil von Strom aus Wasserkraftwerken zurückzuführen, der wegen der Dürre im Frühsommer reduziert werden musste.

Das verfügbare Einkommen der chinesischen Bevölkerung stieg um 6,5% bzw. 5,8% nach Abzug der Preissteigerungen. Die Konsumausgaben stiegen dabei um 8,4%, was eine leichte Diskrepanz zu den 8,2% Steigerung der Einzelhandelsumsätze aufweist.

VW kooperiert mit XPeng, Mercedes mit Nio?

Gestern gaben das chinesische Elektroauto-Start-up XPeng und Volkswagen bekannt, dass sich VW mit 4.99% an XPeng beteiligen wird.9 Beide Unternehmen wollen vollelektrische PKWs auf Basis der Wolfsburger MEB-Plattform sowie batteriebetriebene Kompaktwagen auf Basis der G9-Plattform entwickeln. Zusätzlich wollen die beiden Entwicklungsbüros für Software von VW und XPeng zusammenarbeiten.

Volkswagen vertreibt mit seiner ID-Serie in China Autos im mittleren Preissegment, während XPeng Luxusautos verkauft. Die Vision von Henry Xia ist es, einen rollenden Konzertraum zu schaffen. Allerdings befindet sich XPeng auf dem chinesischen Markt im Abwärtstrend. Im ersten Halbjahr 2023 verkaufte XPeng 41,435 Autos, 40% weniger als im Vorjahr.

Volkswagen war über Jahrzehnte hinweg der Marktführer in China. Allerdings haben VWs ID-Modelle nicht den Geschmack der chinesischen Kunden getroffen. Der Innenraum hat eine billige Anmutung, die nicht im Verhältnis zu seinem Preis steht. Mit einem vorgezogenen Facelift versucht VW nun verlorenes Terrain zurückzugewinnen.

Audi und der bisherige VW-Joint-Venture-Partner für Verbrenner-Autos, SAIC, wollen ebenfalls ihre Zusammenarbeit vertiefen. Dem Vernehmen nach will Audi die elektrische Plattform von SAIC-Premium-Marke IM Motors nutzen, um sein Angebot zu erweitern. Gerüchten zufolge bedeutet dies einerseits kleinere PKWs und zum anderen Großraumlimousinen.

In China wird zudem darüber spekuliert, dass Mercedes in Zukunft mit Nio kooperieren könnte. Diese Gerüchte erhalten neue Nahrung, nachdem der CEO der Mercedes-Benz Group, Ola Källenius, zusammen mit dem Nio-Gründer William Li ein Nio-Haus besuchte. In einem Interview mit dem staatlichen Sender CGTN beschrieb Källenius, China sei „Heimat fern von daheim“ und stehe im Mittelpunkt der Mercedes-Strategie, da China der wichtigste Markt für Mercedes sei.

Allerdings ist der Automarkt in China generell im Wandel. Der Trend geht hin zu chinesischen Autoherstellern, die besser die Preis- und Geschmacksvorlieben der heimischen Kunden treffen, auch wenn die Qualität oft nicht an ausländische Hersteller heranreicht.

Insgesamt ist der Automarkt dieses Jahr schwierig. Nach ersten Zahlen der China Passenger Car Association (CPCA) wurden im Juli 1,73 Millionen Einheiten verkauft, was im Vergleich zum Juni 8,6% weniger Autos wären und im Jahresvergleich 4,8%. Autos mit alternativen Antrieben steigerten ihren Marktanteil auf 35,8%, was geringfügig mehr ist als im Juni.

Frachtpreise steigen auf China-USA-Routen

In dieser Woche stiegen die Frachtpreise laut dem Drewry World Container Index (WCI) um 2,5%.14 Preistreiber waren die erhöhten Frachtraten in die USA, die um 5% nach New York und 6% nach Los Angeles stiegen, während die Frachtraten nach Europa sich kaum veränderten. Dies lässt darauf schließen, dass die Käufer in den USA doch auf eine bessere Weihnachtsaison setzen.



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