Gas

Globale Energiekrise China: Zu viel Gas – für gutes Geld weiterverkauft auch nach Europa

Energiekonzerne in China haben derzeit offenbar einen Überschuss an Gas, und verkaufen ihn weiter - auch nach Europa.

Eigentlich hat auch China einen gigantischen Energiehunger. Aber da das Land seit Monaten ständig Corona-Lockdowns verhängt, lahmen Konsum, Konjunktur und die Nachfrage nach Energie. Daher scheint es in China derzeit zum Beispiel einen Überschuss an Gas zu geben – und sogar auch einen absehbaren Überschuss an Gas, das noch nicht mal nach China geliefert wurde. Auf der einen Seite haben Unternehmen feste Lieferverträge mit ihren Lieferanten, und es stehen noch Lieferungen an, die man aber nicht benötigt. Auf der anderen Seite weiß man, dass Europa und auch einige asiatische Länder händeringend um jede Ladung Flüssiggas (LNG) konkurrieren. Es wird klar, dass hier ein gutes Geschäft winkt.

Dementsprechend leiten Chinas größte Energiekonzerne mehr Flüssiggas von ihrem schwächelnden Heimatmarkt ab und bieten verzweifelten Käufern, die unter Versorgungsengpässen in anderen Teilen der Welt leiden, eine gewisse Erleichterung. Bloomberg berichtet nach Angaben von Händlern, die mit der Angelegenheit vertraut sind, dass der chinesische Konzern Cnooc den Verkauf einer LNG-Ladung anbietet, die im November aus dem Exportprojekt North West Shelf in Australien geladen werden soll. Dies geschah, nachdem andere große Verlader, darunter Sinopec und PetroChina im Laufe des Jahres mehrere LNG-Ladungen aus US-Projekten an das energiehungrige Europa verkauft hatten, so Händler.

Die Lieferungen dürften den Erdgasmärkten, die durch die Einstellung der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 für europäische Kunden durch Russland erschüttert wurden, eine bescheidene Atempause verschaffen. Die Erdgaspreise in Europa und Asien sind für diese Jahreszeit so hoch wie nie zuvor, und zwingen die Regierungen, beispiellose Maßnahmen zum Schutz von Unternehmen und Verbrauchern zu erwägen.

China war 2021 der weltweit größte Abnehmer von LNG. Doch aufgrund der strengen Nulltoleranz-Politik bei Corona in China und des wirtschaftlichen Abschwungs ist die Nachfrage nach Gas in diesem Jahr um mehr als 20 % zurückgegangen. Die Divergenz zwischen China und dem Rest der Welt bedeutet, dass die globalen Käufer bereit sind viel höhere Preise zu zahlen. Selbst kleinere chinesische LNG-Importeure wie ENN Energy Holdings Ltd. und JOVO Group haben aktiv angeboten, Lieferungen an Häfen in Asien zu verkaufen, so Händler.

Der Bloomberg-Energieexperte Stephen Stapczynski drückt es in Kurzform so aus: Chinas führende Energiekonzerne leiten mehr LNG an verzweifelte Käufer in Asien und Europa weiter. Große Importeure, darunter Cnooc und Sinopec, verkaufen die Lieferungen mit hohem Gewinn weiter. Chinas LNG-Nachfrage im Inland bleibt aufgrund der Null-Covid-Politik schwach.

Terminal für Gas in China
Photographer: Qilai Shen/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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