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Chinas Märkte weiter im Sinkflug – Regierung verliert Kontrolle

Vo Markus Fugmann

Alle Welt fokussiert sich auf Griechenland, während sich in China die Turbulenzen an den Finanzmärkten weiter forsetzen. So fiel der Shanghai Composite um 3,3%, in Shenzhen fielen die Kurse um 6,1%, der start-up-Index ChiNext (vergleichbar mit dem Neuen Markt oder dem Nasdaq) rutschte um weitere 7,9% nach unten, in Hongkong verlor der Hang Seng 2,6%.

Am Samstag hatte die chinesische Notenbank PBOC den Leitzins um 0,25% auf 4,85 gesenkt, und zusätzlich den einjährigen Ausleihesatz ebenfalls um 0,25% auf nun 2% herunter gesetzt. Ausserdem hatte die PBOC den Mindetsreservesatz für Chinas Banken abgesenkt. Das ist das erste Mal seit der Finanzkrise 2008, dass China Notenbank mit einer derart konzertierten Aktion in die Märkte eingegriffen hat. Der Schritt zeigt, wie ernst die Pekinger Führung die Lage nimmt.

Der Shanghai Composite eröffnete daher mit einem Plus, handelte dann aber zwischenzeitlich über 7% im Minus aufgrund der Griechenland-Sorgen. Kurz vor Handelsende sorgte die Regulierungsbehörde noch einmal für einen Aufschwung mit der Aussage, dass die Risiken des Margin-Handels nunmehr im Griff seien – und der Margin-Handel insgesamt noch ausgeweitet werden könne. Dennoch sackten die Kurse dann wieder stark ab und führten zu den oben genannten Verlusten der Indizes.

Zwar ist der sogenannte Margin-Debt durch den Crash der letzten Tage gesunken, befindet sich jedoch nach wie vor in schwindelerregenden Höhen. Chinas Zocker, die 80% des Marktes bewegen, beleihen zum Beispiel Aktiendepots, um neue Kredite für den Kauf anderer Aktien zu erhalten. Fallen die Kurse, verringert sich der Wert des als Sicherheit hinterlegten Aktiendepots der Zocker, ein margin call durch den Broker ist die Folge. So entsteht eine Kettenreaktion, die die Märkte noch weiter in die Tiefe rauschen lassen könnte.

Die Märkte warten nach wie vor auf den ganz großen Stimulus, dem Peking bislang jedoch eine klare Absage erteilt. Solange sich die chinesische Führung so verhält, ist ein Ende des Crashs nicht in Sicht. Chinesische Offizielle haben bereits klar gemacht, dass die Politik Pekings nicht auf den Schutz von Spekulanten ausgerichtet sein könne, die zu hohe Risiken eingegangen sind.

Da helfen auch die Versuche staatlicher Medien nicht, die Lage zu beruhigen. So sprach der Leitartikel im „China Securities Journal“ von einem „goldenden Zeitalter von dreißig Jahren für Chinas Aktienmärkte“. Das „China Securities Journal“ ist gewissermaßen das offizielle Sprachrohr der Regierung in die chinescihen Finanzmärkte. Dass all das ungehört verhallt, zeigt, dass der Crash inzwischen eine Eigendynamik gewonnen hat, die die Regierung nicht stoppen kann. Es sieht so aus, als hätte Peking die Kontrolle über seine Finanzmärkte verloren.



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4 Kommentare

  1. so ist es!! uns wird global bald alles um die ohren fliegen, sagte ja auch nosdredamus und irlmayer voraus….
    danke für den artikel!!

  2. sorry, soll heissen „nosdradamus“

  3. „Chinesische Offizielle haben bereits klar gemacht, dass die Politik Pekings nicht auf den Schutz von Spekulanten ausgerichtet sein könne, die zu hohe Risiken eingegangen sind.“

    Richtig so, hier verlieren endlich mal die Richtigen ihre zusammengezockte Kohle.
    Chinas Wirtschaft wird auch mit dem Sinkflug an den Bòrsen weiter funktionieren. Die werden weiter produzieren und die Chinesen werden auch morgen ihren Tisch gedeckt haben.
    Brocker sind nichts anderes als moderne Raubritter. Brocker treiben Preise in die Hòhe o. in die Tiefe, entscheiden ùber Wohlstand und Armut, ùber Hunger und Tod.
    Es sind die Helfeshelfer derer, die eigentlich fùr das Elend in der Welt verantwortlich sind.

  4. das die Regierung in China die Kontrolle verliert ist eher nicht der fall , das der Finanzmarkt die Kontrolle verliert ist höchste Zeit , Kapital hat keine Rechte über wahre Werte , back to the roots .

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