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Coronakrise: Das Geldvermögen der Deutschen vor und nach der Krise

Die Pandemie um Covid-19 und damit die Coronakrise erfasst alle Staaten der Welt, auch Deutschland und das Geldvermögen seiner Bürger – eine weltweite Rezession ist unvermeidbar. Das Coronavirus bringt sehr viel Leid zu den Bürgern, es gibt sehr viele Tote unter den älteren Menschen, insbesondere bei denen mit Vorerkrankungen. Auch wird Corona den Wohlstand der Staaten sicherlich dezimieren. Wie steht es dabei um Deutschland und dem Vermögen seiner Bürger? Die Deutsche Bundesbank hat am Freitag Angaben zum Geldvermögen der Deutschen zum Abschluss des Jahres 2019 veröffentlicht, also nicht allzu lange vor dem Ausbruch von Corona und der damit verbundenen Coronakrise.

Vor der Coronakrise: Das Geldvermögen der Deutschen Ende 2019

Es klingt für die unteren Schichten in Deutschland fast wie Hohn, aber das Geldvermögen in Deutschland war zum Ende des Jahres, also vor nicht einmal vier Monaten, auf einen neuen Höchststand gestiegen. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte um 126 Milliarden Euro, oder um zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal auf den Rekordwert von rund 6458 Milliarden Euro. Es war mit 7,2 Prozent zugleich der stärkste Jahreszuwachs seit dem ersten Quartal 2004. Diese Summe setzt sich aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen zusammen – unberücksichtigt dabei sind Immobilien. Das Vermögen kam zum einen durch den weiter sehr stark ausgeprägten Spartrieb der Deutschen zustande, aber auch durch Gewinne am Aktienmarkt (2019).

Was wird dabei die Coronakrise verursachen? Natürlich werden viele Menschen infolge der ansteigenden Arbeitslosigkeit weniger Geld auf der Seite haben, aber wie eine aktuelle Befragung von Boston Consulting Group (BCG) ergab, werden die Menschen ihren Konsum einschränken, um für die Rezession zu sparen – wenn sie es überhaupt können.

Coronakrise: Bargeld und kurzfristige Bankanlagen immer noch favorisiert

Der deutsche Sparer setzt trotz der jahrelangen finanziellen Repression und der Minuszinsen weiter auf Bargeld und Bankeinlagen. Es waren sagenhafte 2590 Milliarden Euro zum Ende des vierten Quartals und man hatte diese Summe gegenüber Q3 trotz der Diskussion um Strafzinsen noch um 48 Milliarden Euro gesteigert.

Das zweite Standbein sind Versicherungen und Altersvorsorgeprodukte in Höhe von 2331 Milliarden Euro, 18 Milliarden Euro mehr als im dritten Quartal.

Interessant auch der Blick auf das Volumen der Privathaushalte in Aktien und Investmentfonds. Es waren 703 Milliarden Euro in Aktien und 680 Milliarden Euro in Investmentfonds. Damit wird auch etwas die ausländische Ausrichtung erkennbar, allerdings ging die absolute Zahl der Aktionäre um 660.000 Anleger zurück, nach Anstiegen in den Jahren 2017 und 2018.

Der Absturz an den Börsen

Als die internationalen Aktienmärkte Ende Februar 2020 innerhalb von gut zwei Wochen um 24 Billionen Dollar abgestürzt waren, hatte es die Deutschen nicht so stark betroffen wie zum Beispiel die US-Bürger. Hierzulande ist die Aktionärsquote einfach viel geringer als in anderen Ländern (8 Prozent direkte Aktienbesitzer, 15 Prozent insgesamt inklusive Fonds), auch betrug die Marktkapitalisierung unserer Aktienmärkte (Dax, MDax, TechDax, SDAX) gerade einmal zwei Billionen Euro – bei weitem nicht einmal ein Zehntel des S&P 500. Was sich langfristig in der Vermögensbildung über Jahrzehnte als Nachteil erweist, ist „zunächst“ bei einem Aktiencrash erst einmal ein Vorteil.

Wie sieht die Verschuldung der Privathaushalte aus?

Die niedrigen Zinsen führen erfahrungsgemäß zu einem Anstieg der Verschuldung der Haushalte, allerdings war diese gegenüber dem dritten Quartal 2019 gesunken. Die Bundesbank errechnete die Verschuldung der Privathaushalte Ende 2019 auf 1876 Milliarden Euro.

Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass das Geldvermögen der Deutschen (nach Abzug der Schulden) vor der Coronakrise dennoch um 111 Milliarden auf rund 4583 Milliarden Euro gestiegen war.

Thema Vermögensverteilung

Wie das Vermögen der Deutschen verteilt ist, wird in der Jahresaufstellung der Bundesbank nicht erwähnt. Es ist ein heikles Thema, in vielen Ländern. Aber aus anderen Studien des letzten Jahres (DIW) ging hervor, dass die oberen zehn Prozent mit 56 Prozent mehr als die Hälfte dieses Vermögens besitzen.

Weitere 40 Prozent der Bevölkerung hätten einen Anteil von 42 Prozent daran gehabt, während die ärmere Hälfte dagegen nur einen Anteil von 1,3 Prozent aufweisen kann.

Der Immobilienbesitz macht den großen Unterschied, diese Inhaber profitieren  von den Vermögenszuwächsen am deutlichsten, auch wenn der Immobilienbesitz nicht in der Vermögensaufteilung der Berechnung der Bundesbank berücksichtigt ist. Hier liegt aber ein kleines Problem, wenn man Länder in ihrem Vermögen vergleichen will. Denn in Deutschland besitzen nur etwa 44 Prozent der Privathaushalte Wohneigentum, eine Quote, die in südlichen Ländern teils deutlich höher liegt.

Fazit

Egal wie lange der Lockdown für die Wirtschaft in Folge von Covid-19 auch sein wird, steht eines dennoch fest: Die Coronakrise wird Vermögen vernichten und den Bürgern insbesondere im Nachgang viel Geld kosten. Sei es in Form höherer Steuern, Zwangsabgaben, Verlusten an den Kapitalmärkten oder durch einen Anstieg der Inflationsraten. Deutschland hat als Exportnation viel zu verlieren, aber auf der anderen Seite auch eine Bevölkerung, die zu einem Teil ein Polster für schlechte Zeiten geschaffen hat. Nichts anderes sagt der aktuelle Vermögensbericht der Bundesbank aus. Viele Menschen stellen sich dennoch die Frage: Wann ist ein Staat pleite?

Wirklich pleite ist ein Staat erst dann, wenn er selbst verkündet, dass er seine Schulden nicht mehr bedienen kann, weil ihm kein anderes Land, kein Bürger und keine Bank mehr freiwillig Geld leiht. Oder wenn er es nicht mehr schafft, neue Kredite aufzunehmen. Davon scheint Deutschland auch in Zeiten der Coronakrise doch noch ein ganz schönes Stück weit entfernt zu sein.

Über die Coronakrise und ihre Auswirkungen auf das Geldvermögen der Deutschen



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5 Kommentare

  1. Buffet wird immer gelobt für seine Vorgangsweisen, seit 2 Jahren hortet er Cash. Also liegen wir Deutsche manchmal doch gar nicht so blöd mit unseren Spareinlagen. Auch haben wir dadurch weniger verloren als das Aktienprofi-Land USA. Paßt doch.
    We are the champions, nicht die von dem BadenBadener regierten!

    1. nun ja, Sabine..die Spareinlagen verlieren ja auch an Wert, nur die Zahl bleibt gleich…wir haben einen Negativzins von 1,5-2%… bei 100 000 Vermögen verlieren wir als0 bis 2000 Euro im Jahr,gut 150 Euro pro Monat.
      Da kommt man gar nicht so schlecht, wenn man doch viele Aktien hat und hat die dann bei Corona-Beginn mit Puts gesichert. An der 8100 war wahrscheinlich, dass der Markt erstmal stoppt, dort Puts raus und mit steigenden Aktien dann wieder geld verdient….haben wohl viele so gemacht

  2. Pingback: Aktuelles vom 20.04.2020 – Teil 2 | das-bewegt-die-welt.de

  3. Naja, der heutige Ölcrash zeigt auch,
    – daß die Produktionen weniger Bedarf haben und crashen (was eigentlich ja klar war! Ich arbeite bis Juni halbe Woche homeoffice. Ab wann wieder produziert wird, erfahr ich noch),
    – daß so auch die Löhne crashen werden,
    – was etwas später auch die Aktien erreichen wird bzw. die ganze Finanzindustrie.
    Marc Faber sagt, daß bei dieser Krise alle verlieren werden. Man solle schauen, daß man so wenig wie möglich verliert. Ein Freund hat mir Ende Februar erzählt, daß er mit Aktien von Anfang 2019 bis Anfang 2020 – 80.000€ Gewinn gemacht hat. Ich weiß nicht, ob das viel ist, aber jedenfalls waren das nicht realisierte Gewinne, hab ich ihm gesagt. Jetzt ist er wohl im Minus, aber wesentlich mehr, als er mit einem Sparbuch gewesen wäre. Ich erinner mich noch an die Telekomaktie, der absolute Renner. 14,57€ war der Einstiegspreis, ging dann auf 103,50€ (Tulpenniveau), und wir sind jetzt bei 11,92€ (1999 bis 2011 etwa 7,30€ / Aktie Dividende. Danach weiß ich nicht.). Ich liebe Bargeld. Aktienmärkte laufen viele Jahre gut, und dann crasht es, bei denen die meisten mehr verlieren, als man vorher gewonnen hat. Stressfrei ist anders.
    Englisches Sprichwort: Die Mehrheit hat nicht recht, sonst wär die Mehrheit reich.

    1. Ich will damit nicht sagen, daß man mit Aktien nicht Geld verdienen kann. Aber es ist eher etwas für Leute wie Markus Fugmann, Marc Faber oder Markus Koch, die den ganzen Tag mit Aktien & Co zu tun haben, dafür einen Riecher entwickelt haben und sich auch sehr gut auskennen.
      Die Masse sollte die Finger davon lassen. Auch ETFs oder so’n Zeugs hilft da nix. Die Händler müssen ja auch von etwas leben, wo soll da der Mehrgewinn herkommen?

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