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Coronakrise und die Folgen für den Wohlstand der Menschen

Die Pandemie namens Sars-CoV-2 un die dadurch ausgelöste Coronakrise wird das Niveau der weltweiten Schulden in die Höhe treiben. Aber es wird auch den Wohlstand der Vermögenden beeinträchtigen. Wie, das versucht eine Studie von Boston Consulting Group zu ermitteln.

Coronakrise und der Global Wealth Report

Es sind Zahlen, die schwindlig machen und die für den Normalbürger reichlich irreal erscheinen: Nach dem letzten Wohlstandsreport der Boston Consulting Group (BCG), hat sich das weltweite Vermögen seit der Finanzkrise 2009 von 80 Billionen Dollar bis Ende 2019 auf 226 Billionen Dollar fast verdreifacht. Die Zahl der Dollar-Millionäre stieg von 8,9 auf 24 Millionen Menschen. Ein wesentlicher Grund dafür ist natürlich die Rally an den Aktienmärkten, die den längsten Börsenboom in der neuen Geschichte erlebt hat. Allein der Leitindex S&P 500 stieg von seinem Tief von 666 Punkten (2009) bis auf aktuell immer noch über 3100 Punkten und zog damit auch den MSCI World, in dem er über 60 Prozent gewichtet ist, nach oben.

Aber auch der Anstieg der gesamten Vermögen bedeutet, über das Jahrzehnt gerechnet, einen jährlichen Zuwachs von 6,2 Prozent.

All das wird durch Coronakrise jetzt stark einbrechen, wie es auch bei der Finanzkrise vor elf Jahren gewesen ist. Egal wie schnell, man die Pandemie und ihre Folgen in den Griff bekommen wird.

Bei der Finanzkrise belief sich der Einbruch des weltweiten Vermögens auf sieben Prozent. Ähnliches erwartet man auch in der Phase der Pandemie 2020 – man hat drei Szenarien für die nächsten Jahre dargestellt, wie es mit der Entwicklung weitergehen könnte. Beim negativen Ausblick soll es nur noch um eine Steigerung von 1,1 Prozent pro Jahr gehen, im positiven um 4,5 Prozent p.a.

Auch wenn die Weltbevölkerung immer noch um ein gutes Prozent pro Jahr zunimmt – mit einer längeren Schrumpfung des Vermögens der Welt rechnen die Wohlstandsananlysten nicht. Man schielt wahrscheinlich einmal mehr auf die Zeit nach der Finanzkrise, wo die Vermögen bereits nach zwei Jahren wieder neue Höchststände erreicht hatten.

Volkswirte greifen bei ihren Annahmen gerne auf Modelle zurück – aber ich habe bei der Beurteilung der Rezessions- und Wachstumsaussichten der großen Institute infolge der Coronakrise schon öfters darauf hingewiesen: Für eine Beurteilung der jetzigen Situation gibt es keine Modelle.

Das Jahrzehnt der Aktie

Das Vermögen der USA ist im besonderen Maße mit der Entwicklung der Aktienmärkte verknüpft, deshalb auch das Bestreben der US-Regierung und der Notenbank die Aktienmärkte wegen der Coronakrise nicht zu stark einbrechen zu lassen (Rettungsbazookas). Grob gesagt sorgte dafür eine Vervierfachung des Wertes der Wall Street-Indizes, verursacht durch allerlei Künste mittels „Financial Engineering“. Die US-Börsen, die große Achillesferse des Wohlstandes der Vereinigten Staaten – neben der Arbeitslosigkeit die andere große Gefahr in den USA für deren Wirtschaft und der absoluten Dominanz des Konsums. In Europa und speziell in Deutschland liegt die Bedrohung etwas anders gelagert, durch die andere Aufteilung der Vermögen.

Deutschlands Vermögen speziell bedroht bei Inflation

Deutschland ist traditionell ein Volk der Sparer und zwar in Geldanlagen. Bei dem Vermögen der Deutschen (Stand Ende 2019) von 7,7 Billionen Dollar bedeutete dies folgende Aufstellung – in Klammern die Welt:

Bargeld und Bankeinlagen: 41 Prozent (27%)
Anleihen und Zinspapiere: 2 Prozent (4%)
Aktien und Investmentfonds 31 Prozent (36%)
Lebens- und Rentenversicherungen: 36 Prozent (31%)
Sonstiges 1 Prozent (2%)
Das Vermögen der Deutschen ist in der letzten Dekade nicht nur langsamer gewachsen als das der Amerikaner – von 4,1 auf 7,7 Billionen Dollar, im Gegensatz zu 190 Prozent Zuwachs in Übersee. Aber vor allem sind die 41 Prozent des Vermögens in Form von Bargeld und Bankguthaben gebunkert, umgerechnet 2,4 Billionen Euro. Dies ist nicht durch eine lang andauernde Aktienbaisse gefährdet, sondern durch die deutsche Urangst, der Inflation.

Wenn die billionenschweren Rettungssummen auf eine nicht adäquat gestiegene Gütermengen treffen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Der Ökonom Dr. Daniel Stelter hat schon öfters dieses Szenario in Deutschland und Europa beschrieben, denn normalerweise übliche Leitzinsanhebungen zur Bekämpfung inflationärer Tendenzen sind aufgrund der Schuldensituation in Südeuropa auf absehbare Zeit nicht möglich.

Fazit

Auch wenn es derzeit in der Coronakrise wirklich andere Themen gibt, als sich über den Reichtum der oberen Prozente in der Gesellschaft Gedanken zu machen, so wird man doch gerade jetzt an die Tatsache erinnert, dass nicht nur die Verschuldung der Welt in astronomische Dimensionen gestiegen ist.

Wenngleich die Schulden in der nächsten Zeit weiter stark ansteigen werden, so dürfte dies für die Vermögen nicht der Fall sein. Die Coronakrise wird ihre Spuren in den Vermögensaufstellungen der Bürger hinterlassen. Es wird alle treffen, diesseits und jenseits des Atlantiks, ob reich oder arm. Auch wenn man bei längeren Prognosen immer vorsichtig sein muss – es traten die allerwenigsten so ein, wie es die letzten Jahre und Jahrzehnte bewiesen haben –  aber noch so eine Dekade wie die vergangene dürfte angesichts der Bedingungen nicht zu wiederholen sein. Der (Finanz)Bogen ist überspannt.

Die Ökonomen von Boston Consulting Group scheinen die fatale Auswirkung von zu hohen Schulden auf Wachstum und Produktivität in ihrer Projektion ziemlich zu ignorieren.

Die Coronakrise hat erhebliche Folgen für den Wohlstand



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1 Kommentar

  1. „Aber auch der Anstieg der gesamten Vermögen bedeutet, über das Jahrzehnt gerechnet, einen jährlichen Zuwachs von 6,2 Prozent.“

    Das entspricht ja ziemlich exakt der Inflationsrate im Dollarraum auf Basis der bis 1980 verwendeten Berechnungsmethode. Die Bevölkerung ist in der gleichen Zeit deutlich gestiegen. Also das Prokopfvermögen real gesunken. Dabei hat es sich auch noch nach „oben“ verdichtet.

    Willkommen in der Feudalgesellschaft 2.0.

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