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Coronavirus: Kommt die koordinierte Aktion der Notenbanken?

Die Börsenreaktionen auf die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat erkennbar Spuren hinterlassen. Bei Regierungen, großen Wirtschaftsorganisationen, Ökonomen, Anlegern und natürlich den Notenbanken. Schließlich ist man sich bewusst darüber, dass sich aus einem Börseneinbruch eine Rezession entwickeln kann, allein wegen des großen Vermögenseffekts nach der jahrelangen Hausse. Auch unterstützt durch die Kaskade an wirtschaftlichen Schreckensnachrichten, die Tag für Tag durch die Medien verbreitet werden.

Coronavirus und ie aktuellen Wirtschaftszahlen

Bereits im Januar war es abzusehen, dass der Wirtschaftsriese China in eine Lähmung verfallen würde. Nach der Totalsperrung des Epizentrums der Virusinfektion, Wuhan, ging es Schlag auf Schlag mit den Quarantänemaßnahmen, die zu einem weitgehenden Stillstand der chinesischen Wirtschaft geführt haben. Zuletzt bestätigt mit dem Einbruch der Kfz-Verkäufe um 92 Prozent im Monat Januar. Wie konnte man da überrascht sein, dass die chinesischen Einkaufsmanagerindizes (Caixin und der staatliche PMI 40,3 bzw. 35,7) für den Monat Februar so richtiggehend „absoffen“? Ein Wert von 50 würde Wachstum bedeuten – und wo soll das bei leeren Fabriken herkommen?

Auch hinkt der Vergleich mit den vergleichbaren Zahlen von 2008/09. Damals brach die Wirtschaftsnachfrage durch die Bankenkrise weltweit ein, aktuell werden Produktion, Tourismus und Konsum durch die Notmaßnahmen infolge Covid-19 unterbunden. Natürlich hatte sich das Wachstum der Volkswirtschaften in vielen Regionen schon deutlich abgeschwächt, mitverursacht durch einen Handelskrieg, um „America great again“ zu machen.

Gut erkennbar an Koreas Exporten, die bereits 14 Monate in Folge gefallen sind, der Februar dürfte der 15. Monat sein. Japan, Südkorea, Hongkong, Italien, Deutschland: in vielen Ländern ist ein rezessives erstes Quartal schon eine ausgemachte Sache.

Australiens Superzyklus wankt

Down Under erlebt den längsten Aufschwung der modernen Wirtschaftgeschichte. 28 Jahre ohne Rezession, aber jetzt ist der Superzyklus in Gefahr. Der Coronavirus bedroht Australien wirtschaftlich ganz besonders, schließlich ist die rohstofflastige Wirtschaft sehr von Chinas Nachfrage abhängig und die lahmt derzeitig gewaltig. Da besteht Gefahr im Verzug für die Ökonomie des Riesenlandes mit seinen über 7,6 Millionen Quadratkilometern, bei gerade mal 25 Millionen Einwohnern. Australiens Notenbank hat heute Nacht bereits versucht, sich mit einer Zinssenkung gegen den Abschwung stemmen.

Eine koordinierte internationale Notenbank-Aktion vor der Tür?

Es gibt einen großen Unterschied zur Finanzkrise 2018. Damals waren sich die großen Notenbanken nicht einig, jetzt plant man eine koordinierte Aktion in den nächsten Stunden und Tagen. Ob die Märkte da vorher nochmals abverkaufen? Allerdings lag in der Finanzkrise das Problem im Finanzsektor, diesmal ist es ein Angebots- und Nachfrageschock, verursacht durch ein Virus.

Gewohnt optimistisch hingegen US-Präsident Trump, der auf die Frage eines Journalisten zu möglichen staatlichen Stützungsmaßnahmen hinsichtlich der Ausbreitung des Coronavirus antwortete: „Die US-Wirtschaft ist so stark, sie braucht keinen fiskalischen Stimulus.“

Deutschlands Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus

Während man sich in der letzten Woche noch überschlagen hatte, mit Prognosen und Spekulationen über die Lungenkrankeit, ihrer Gefährlichkeit sowie ihrer Todesrate, so hat man verbal deutlich abgerüstet. Professor Dorsten, Virologe an der Berliner Charité, hatte noch vor Kurzem davon gesprochen, dass sich 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Coronavirus infizieren könnten, allerdings auf Zweijahressicht. Jetzt hat er in den letzten Pressekonferenzen deutliche Töne der Beruhigung angeschlagen.

Plötzlich spricht man davon, dass Covid-19 weniger gefährlich sei als SARS.

Die meisten Betroffenen hätten nur leichte Erkältungssymptome mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine. Doch 15 von 100 Infizierten erkranken laut Robert-Koch-Institut (RKI) schwer. Dann drohen Atemprobleme oder eine Lungenentzündung.

Zudem Professor Dorsten: Man sei derzeit in einem Korridor in der Sterblichkeit von 0,3 bis 0,7 Prozent.

Fazit

Wenn das keine Volatlität an den Märkten ist! Erst die Katastrophenwoche Ende Februar und dann am gestrigen Montag der größte Punkteanstieg des Dow Jones in seiner Geschichte mit plus 1293 Punkten. Natürlich nur in Punkten gerechnet, nicht in Prozenten, denn der ehrwürdige Index sah in seiner langen Geschichte schon weit über 50 Anstiege zwischen fünf und 15 Prozent (an einem einzigen Handelstag).

Nach einem Börsenjahr 2019, in dem das Barometer VIX monatelang leblos bei 12 bis 15 Punkten am Boden lag, jetzt der Sprung auf über 49 Punkte und dann der rasche Rückgang auf 33 Zähler – es ist vorbei mit der trügerischen Ruhe an den Märkten. Gestern lief trotz der weiteren Verbreitung des Coronavirus die erwartete Shortsqueeze, da man sich vor dem Wochenende abgesichert hatte, koste es was es wolle. Trotz der Kursrally des Dow Jones mit fast 1300 Punkten, liegt der Fear&Greed-Index mit 12 Punkten noch im Panikmodus. Den Anlegern steckt der Schreck noch in den Knochen nach einer Woche mit einer unglaublichen Serie von Punktabschlägen: Der Wochenverlauf: Montag minus 1031 Punkte, Dienstag minus 879, Mittwoch minus 123, Donnerstag minus 1190 und am Freitag noch versöhnliche minus 357 Punkte, nach einem Rebound aus einem tiefen Tal.

Aber jetzt kommen erst einmal die Notenbanken – mit Ansage. Gilt noch immer der Spruch dessen Nichtbeachtung in der Vergangenheit so viel Geld gekostet hat: „Donˋt fight the Fed“?

Reagieren die Notenbanken heute in einer konzertierten Aktion auf das Coronavirus?



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7 Kommentare

  1. Die Gestützte Marktwirtschaft, prima.
    Eine Auslese findet nicht mehr statt.
    Wo es früher Konkurse gab regiert heute der Pan-Sozialismus.
    So schleppt man marode Systeme durch bis in die Endzeit.
    Jeder Unternehmer bekommt einen Bank-Vertreter mit Scheckdrucker nebenangestellt.
    Wir retten ITB, Münchner Handwerksmesse, Schweinemastbetriebe, KFZ-Werkstätten, Skilifte, Metzgereien.
    Es läuft schlecht? Warte, hier kommt der Scheck vom Staat.
    Was schimpft ihr hier, liebe Leser, auf Hartz4-Heinz, der von der Stütze Urlaub macht?
    Und lasst euch eure Portfolios hochkaufen vom: Staat?

    Noch vor drei, vier Jahren gab es eher vereinzelte „Rettungseinsätze“.
    Heute sind EZB, FED und Co die permanenten Market-Maker im Dauereinsatz.

    1. Chapeau!!!
      Absolut richtig zusammengefasst.

  2. Ich überlege, nochmal short zu gehen wenn die Kurse aufgrund der Interventionen der Notenbanken nach oben gehen. Was meint ihr?

    Einerseits könnten die Notenbanken die Kurse wieder nach oben treiben bzw. stabilisieren. Andererseits ist es fast schon sicher dass die Fallzahlen in Europa und den USA bald nach oben schnellen und damit die Berichterstattung.

    1. Sehe ich auch so. Fahren wir jetzt alle nach Disneyland Paris, nur weil die Notenbanken die Zinsen senken? Das ist ein ganz anderes Game als 2008.
      Des Weiteren macht Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nichts, um die Pandemie zu verhindern.

      Anschnallen!

    2. Hallo Frank,
      Von mir wurden in knapper Form formulierte Einschätzungen erbeten.
      Anhand Ihrer Fragestellung will sie liefern.

      Ich schicke folgende Tatsachen voraus:
      – Die aktuell in allen Märkten (Speziell in den Rohstoffmärkten) extrem hohe Volatilität erschwert ein vernünftiges Stopmanagement sowohl beim Entry und noch mehr im Exit, bzw. erschwert deren Berechnung für jene, die nach charttechnischen Gesichtspunkten operieren.
      – Die extrem hohe Vola ist gleichbedeutend mit hohen Prämien für Optionen und Optionsscheine. Wer zum jetzigen Zeitpunkt KAUFT (egal, ob Puts oder Calls) zahlt einen sehr hohen Aufpreis für den Hoffnungswert.
      Sowohl der zwangsläufig kommende Rückgang der Vola wie der Zeitwertverfall sprechen gegen Optionen (wenn man auf der Käuferseite steht)

      Meine Einschätzung:
      1.) Der Rebound im Index S&P wird bis in die Spitze des Mittwochsprofiles laufen (ca. 3165-3170, anschliessend eine Weile auf dem Point Of Ccontrol des Mittwochsprofiles verharren (ca. 3140)
      2.) Die hohe Vola wird sich zunächst abbauen

      Beim Erreichen der 3160 kann man diese Tradingidee umsetzen.
      AAAber: Nur wenn der Preis erkennbar mit dünner werdenden Volumen in die Spitze des Profiles läuft und ein reject erkennbar wird.
      Ansonsten schiesst er schnell auf die 3240 hinauf

      Mein Tipp:
      Legen Sie sich Sierra Chart zu (sehr günstig) und beziehen die notwendigen Daten von ihrem Broker (in meinem Fall InteractiveBrokers).
      Dorman, Tastyworks etc. geht natürlich auch.
      Sierra beinhaltet recht passable volume profiles.
      Wenn Sie templates dazu benötigen, lassen Sie es mich wissen. Sie bekommen sie von mir geschenkt :-)

      3. Generell ist zum aktuellen Umfeld der allseits hohen Vola ein Rückgang zu erwarten.
      Efahrungsgemäss folgt ein bis drei Wochen später eine weitere Welle hoher Volatilität. Dort gilt es dann die Vola zu shorten, wenn man mehr Sicherheit als zum heutigen Zeitpunkt haben will.

      Für jene Kritiker, die mir zuviel unkonkretes vorwerfen, lasse ich einmal die Hosen herunter:
      In meinem konkreten Fall halte ich seit Freitag nachmitag 18600 Stück VXX short mit einem Verkaufspreis bei 24,35.
      Ich werde sie halten, bis der VXX ca. auf 8 gefallen sein wird.
      Dies kalkuliere ich grob für den Zeitraum August/September 2020

      Zurück zu Frank:
      Wer abschätzen kann, wann der upmove übertrieben ist, kenn gern shorten – entweder mit einem ETF, oder gehebelt mit einer Long Put Option.
      Im anschliessenden Downmove wird die Vola noch zunehmen. Dies treibt zusätzlich den Preis in die Höhe und damit den Gewinn.
      Ein Trailing Stop bietet sich dann an.
      Viel Erfolg
      Beste Grüsse

  3. Ach ja, die Notenbanken! Sehr interessant und aufschlussreich finde ich folgenden Artikel bzw. Kommentar. Hier ist sehr gut zu erkennen, wie die gepushte Kreditvergabe, die Stimulierung der Konjunktur in Form von Krediten an die Wirtschaft in der Realität so abläuft (oder eben nicht).

    https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-das-ende-von-streetscooter-ist-ein-armutszeugnis-fuer-deutschland/25599856.html?ticket=ST-2230697-6gULhgxbxnU9wKmDpUHE-ap1

  4. Bericht von Reuters – O-Ton Peter Altmeier:
    Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat kleinen Betrieben wegen der Coronavirus-Epidemie Hilfen in Aussicht gestellt. „Wir tun alles, damit dieses Virus die Wirtschaft in Deutschland nicht flächendeckend trifft“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag. „Dazu werden wir die Liquiditätsspielräume von Unternehmen, insbesondere von kleinen und mittleren sicherstellen.“ Details nannte Altmaier nicht. Das Wirtschaftsministerium sichert aber Exporte regelmäßig mit Garantien ab, ebenso Investitionen im Ausland. Außerdem gibt es zahlreiche Fördertöpfe für Unternehmen.

    Bereits beschlossen habe die große Koalition verbesserte Abschreibungsbedingungen für digitale Wirtschaftsgüter, ergänzte Altmaier. Jetzt müssten steuerliche Verbesserungen von Personengesellschaften folgen, oft sind das familiengeführte Unternehmen. „Hierzu ist das Bundesfinanzministerium gefordert. Wichtig ist, dass wir hier jetzt schnell vorankommen.“

    Die Spitzen der großen Koalition tagen am Sonntag. Dabei könnten konkrete Maßnahmen beschlossen werden, zumal es Haushaltmittel im Volumen von 17 Milliarden Euro gibt, die noch nicht konkret vom Bund verplant sind.
    Also, jetzt wird die Zobifizierung noch verstärkt. Wie sagte schon Dr. KRALL:“ Die Banken werden (unterstützt durch die Regierung) allen die nicht bei 3 am Baum sind Kredite zu äußerst günstigen Kondidionen anbieten. Und annehemn werden diese Kredite natürlich jene Unternehmen die ohnehin schon am Ende sind.
    Man könnte fast meinen Dr. KRALL hätte wider seiner Beteuerungen doch eine Glaskugel!

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