Aktien

Crash in Shanghai: Index fällt um 6,5%

Von Markus Fugmann

Der Shanghai Composite hat mit 6,5% den größten Tagesverlust seit vier Monaten hinnehmen müssen. In Hongkong gibt der Leitindex Hang Seng um 2,5% nach, in Shenzhen fällt der führende Index um 3,64%.

Auslöser des Abverkaufs ist (einmal mehr) heute Nacht erfolgte Anhebung von Margin-Anforderungen durch zahlreiche Broker: so erhöhte der Leitwolf der Branche, Haitong Securities, die Anforderungen an Margins um 5%. Der mittelgroße Broker Haitong Securities erhöhte die Margin um 10%, Changjiang Securities sogar um 20%.

Damit wird faktisch die Hebelwirkung für die Privat-Trader reduziert, sie können weniger Volumen bewegen. Da der chinesische Aktienmarkt von Privatinvestoren dominiert wird (ca. 80% des Umsatzvolumens), hat das dann sofort Auswirkungen auf die chinesischen Indizes.

Dass praktisch alle Broker in einer konzertierten Aktion die Margin-Anforderungen erhöht haben, ist aber sicher kein Zufall, sondern geht auf eine Intervention Pekings zurück. Die Machthaber behandeln Chinas Zocker wie Kinder, die man spielen und gewinnen läßt, um die Aktienmärkte nach oben zu hieven und die Stimmmung in der Bevölkerung zu heben. Ab und zu aber klopft man den Kindern dann energisch auf die Finger (eben durch Margin-Anhebungen), weil die Märkte zu schnell und zu euphorisch gestiegen sind (noch krasser in Shenzhen als in Shanghai in den letzten Wochen). Das alles aber ändert nichts an dem Willen Pekings, die Aktienmärkte konstant und stetig nach oben bringen zu wollen (gewissermaßen ein Anstieg nach konfuzianischem Muster), zumal so auch die Bedingungen für die Kreditvergabe verbessert werden sollen.

Gestern hatte die Shanghai Stock Exchange und die China Financial Futures Exchange mit der Deutschen Börse ein Joint Venture gegründet (siehe dazu unseren Artikel „China exportiert seine Blase nach Deutschland„) – ab dem vierten Quartal diesen Jahres können dann auch über Frankfurt ETFs gehandelt werden, die die wichtigsten chinesischen Aktienindizes abbilden (und in Yuan denominiert sind, ein wichtiger Beitrag zur Durchsetzung des Yuan als kommende Weltwährung). Das ist für China ein wichtiges Prestige-Projekt – es ist daher unwahrscheinlich, dass Peking ein Interesse an stärker fallenden Märkten in den nächsten Monaten haben könnte.



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2 Kommentare

  1. Der auch auf diese (infantile) Weise praktizierte chinesische Staatskapitalismus liegt zwar immer noch um Etliches vom bösen Stamokap (Staatsmonopolkapitalismus alter UdSSR-Prägung)entfernt, neigt jedoch tendenziell zu vergleichbaren Fehlentwicklungen.

    Jeder direkte Markteingriff zwecks Verfolgung politischer Ziele befördert über kurz oder lang solche Fehlentwicklungen – sowohl für die Marktteilnehmer, die Märkte selbst als auch für die Gesellschaft insgesamt.
    Natürlich bedeuten für sich genommen Marginveränderungen auf politische Anweisung weder einen Weltuntergang noch direkte Verzerrung. Die Gewöhnung an staatliches Eingreifen zum Schutze der Investoren jedoch stellt bereits einen weiteren Pfad in die regulatorische Hölle dar.

    Weltweit ist angesichts des versammelten Fehlverhaltens der Notenbanken zu beobachten, wie Freiheit und Staatsferne als existentielle Bedingungen funktionierender Märkte eingeschränkt und damit bereits die Entwicklung weiteren Wachstums behindert wird.

    Diese fundamental falsche Richtung ist Folge politischen Größenwahns, mit Eingriffen, Regulierung und Beschränkungen – nicht hingegen Verbesserungen – unerwünschte Entwicklungen nachhaltig korrigieren zu können. Damit gleicht das Verhalten dieser Sorte von Politikern – meist Sozialisten oder Staatsgläubige und leider global z.Zt. in der Mehrheit – dem infantilen Mühen des Ahnungslosen, die Fehler in der Relativitätstheorie nachzuweisen und auszumerzen.

  2. Man sollte die Kirche im Dorf lassen….Börsen in China, ich rede im Plural…werden mit vollkommen anderen Geld durch die Anleger gespeist als die mit Kredit, Staatsbankgeld und Derivaten verstopften Westbörsen. Die Chinesen haben eine 50 %prozentige Sparrate von der sie ca. 10% zum spekulieren benutzen. Einen sog. Chrash gibt es in China nicht!!! Er hat weder auf innerchinesische Verhältnisse einen nennenswerten Einfluss noch auf den internationalen Markt.
    Der chinesische Staat tut alles, aber auch alles, kontrolliert, pespektivisch und mit Zielsetzung. Und vor allem mit einer Geschwindigkeit in der Umsetzung an die sich die sog. satte westl. Welt erst noch gewöhnen muss. Die Fünf-Jahrespläne tuen ein übriges. Diese Land, auch wenn es sich für den Markt öffnet hat wesentliche größere und mächtigere Spielräume als es sich auch nur ein westliches Staat erlauben oder vorstellen kann. Man sollte sich mal den chinesischen Wirkungs- und Triebkräften beschäftigen bevor man von einem sog. Chrash redet.
    Der Wirtschaftsboom der mit den Seidenstraßenplanumsetzngen und den gigantischen Investitionen in aller Welt einhergeht wird die Weltwirtschaft regelrecht pushen. Aber nur für die die dabei sein wollen und man verzeihe mir, dabei sein dürfen.

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