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Wer treibt die Rally? Dax: Hohe Skepsis heimischer Anleger wirkt wie Sicherheitsnetz

Dax Allzeithoch Rally

Der DAX ist in der abgelaufenen Woche kräftig weitergestiegen und erreichte zum Wochenschluss ein neues Allzeithoch. Heimische Anleger können gemäß unserer Sentiment-Analyse der beiden Vorwochen nicht die Treiber der Rally sein. Vielmehr schwappt die gute Konjunkturverfassung der USA offensichtlich auf den deutschen Aktienmarkt über. Schauen wir mal, wie unsere Umfrageteilnehmer auf diese Entwicklung reagieren.

DAX: Allzeithoch macht gute Laune

Das Anlegersentiment ist auf 3,0% angesprungen und zeigt die zunehmend gute Laune der Anleger in Deutschland. Kein Wunder, bei den Allzeithochs, die wir verzeichnen können. Wenn überhaupt, dann verwundert es, dass noch keine Euphorie (Werte über 4,0%) zu verzeichnen ist.

Dabei sind sich die Anleger offensichtlich über die Gründe der Rallye nicht wirklich einig. Zumindest deutet die Selbstzufriedenheit mit einem rückläufigen Wert von 0,0% (Vorwoche +0,7%) darauf hin, dass Anleger hierzulande von der Rallye überrascht wurden.

Skepsis macht sich breit, die Zukunftserwartung ist auf -0,8% gesunken. Und entsprechend ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -1,4% so niedrig wie zuletzt im Juni 2020, also mitten im Corona-Lockdown.

Auch das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -7% gesunken und zeigt eine zunehmende Absicherungsneigung an. Die Profis, die sich über die Eurex absichern, haben das Put/Call-Verhältnis auf 1,8% gehoben, was eine moderate Absicherungsneigung signalisiert.

In den USA sinkt das Put/Call-Verhältnis der CBOE auf 0,8%, was der niedrigste, und somit bullischste Wert seit anderthalb Jahren ist. Je mehr Call-Optionen als Spekulation auf steigende Kurse gekauft werden, desto niedriger das Put/Call-Verhältnis.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote auf 102% angehoben, spekulieren inzwischen also sogar gehebelt auf steigende Kurse. Auch das war zuletzt vor anderthalb Jahren der Fall.

Die Bulle/Bär-Differenz steht bei 21%. Bullen machen in den USA 45% der Privatanleger aus, Bären nur 24%.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 78% nunmehr seit einem Monat kontinuierlich extreme Gier an, was als Warnsignal zu werten ist. Auch der Short Range Oscillator des S&P 500 notiert bei +4% und somit genau auf der Schwelle zu einer überkauften Marktverfassung.

Interpretation der Dax-Stimmung

Unterschiedlicher könnte das Bild zwischen den USA und Deutschland nicht sein: Während hierzulande das neue Allzeithoch mit großer Skepsis und Ungläubigkeit dazu genutzt wird, sich auf schlechte Zeiten vorzubereiten, gehen die US-Anleger jetzt erst so richtig in die Vollen und spekulieren auf weiter steigende Kurse. Die unterschiedliche Konjunkturentwicklung mag ein Hinweis auf die unterschiedliche Stimmungslage sein, doch die Aktienmärkte laufen dennoch weitgehend parallel.

Die Stimmung der Anleger ist im Sinne der Sentiment-Theorie ein Kontra-Indikator. Die große Skepsis in Deutschland, gepaart mit der großen Absicherungsneigung dürfte den DAX vor einem heftigen Ausverkauf bewahren. Unserer animusX-Umfrage entnehme ist sogar, dass die Kaufabsicht der Anleger derzeit so niedrig ist wie erst neunmal in den vergangenen sechzehn Jahren. In den sechs Monaten, die jeweils auf eine so niedrige Kaufabsicht folgten, ist der DAX in der Vergangenheit um durchschnittlich 10,3% angestiegen.

Dax Kaufabsicht
animusX Kaufabsicht

Ganz anders sieht es für die USA aus. Als vor anderthalb Jahren, also im November 2021, vergleichbar bullische Werte gemessen wurden, begann der Bärenmarkt, der uns im Jahr 2022 die Laune verdarb. In den USA kann man fast schon von Euphorie sprechen, wenn man sich die Berichterstattung der US-Finanzmedien anschaut.

Doch allein bullische Sentiment-Daten sind kein ausreichendes Kriterium für einen bevorstehenden Abschwung. Vielmehr kann eine so gute Marktverfassung länger anhalten, als die meisten Anleger sich das vorstellen können. Natürlich endet jede Rally in Euphorie, doch bevor die Kurse letztlich fallen, kann sich die Euphorie mitunter sehr lange halten.

In den USA gibt es Grund genug für die gute Performance an den Aktienmärkten. Die Geldpolitik scheint dort die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne das Konjunkturwachstum zu stark zu belasten. Globale Konzerne verzeichnen zweitstellige Wachstumsraten und heben in diesen Tagen ihren Ausblick an. Die Berichtssaison hat schon eine ganze Reihe positiver Überraschungen hervor gebracht.

Somit bleibt durchaus die Möglichkeit bestehen, dass die Rally noch eine Weile anhält, während Rücksetzer weiterhin Kaufgelegenheiten darstellen.

Hiweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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3 Kommentare

  1. Seit Monaten schreib ich mir die Finger wund: „…haben das Put/Call-Verhältnis auf 1,8% gehoben…“
    Bitte? Was soll das sein? 1,8% von was, wann, für wen, warum?

    1. Das Put/Call-Verhältnis gibt an, wie viele Puts im Verhältnis zu Calls gekauft werden. Mit Puts sichert man sich gegen fallende Kurse ab, mit Calls spekuliert man auf steigende Kurse. Je höher das Put/Call-Verhältnis, desto mehr Puts werden gekauft, desto stärker ist das Absicherungsbedürfnis der Anleger.

      Das Put/Call-Verhätnis, das ich betrachte, wird von der Eurex zur Verfügung gestellt (https://www.eurex.com/ex-de/marktdaten/statistik/online-marktstatistiken). Da Privatanleger nicht an der Eurex handeln können, zeigt das Put/Call-Verhältnis der Eurex die Positionierung der institutionellen Anleger.

      Ich hoffe, das hilft :-)

  2. Analysten sind Leute die immer einen Grund für steigende Kurse finden, wem nützen sie ? und wer profitiert von übertriebenen Kursen.
    Einer der wenigen vernünftigen ist der Altmeister Jens Erhardt. Bitte sein letztes Video anschauen und dann vielleicht aussteigen.
    Die Soft Landing Träumer werden enttäuscht werden, die Übertreibung war zu lange und zu stark.

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