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Die Fed kämpft gegen Inflation – geht es dem Konsument an den Kragen?

In der Haut der US-Notenbank Fed möchte man nicht stecken..

Fed Inflation Konsument

Der Kampf gegen die Inflation hat „top priority“ für die US-Notenbank Fed – und langsam gilt das auch in Europa. Er wird gefochten mit den Mitteln der Zinspolitik, also mittels Straffung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Konsumenten. Doch gerade hier äußert sich die Gratwanderung der aktuellen Geldpolitik: Denn wenn in einem Konsumland wie den USA der Verbraucher, der für fast 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steht, unter Wasser gerät, werden die Folgewirkungen in Summa schlimmer sein, als eine Phase der Inflation. Ein Teufelskreis für Staat und Notenbank deutet sich an, denn die Konsumenten haben weltweit begonnen ihre Ausgaben einzuschränken, wie aus einer aktuellen Befragung hervorgeht.

Inflation: Umfragen belegen eine geplante und drastische Reduzierung des Konsums

Wie im Wochenausblick angedeutet, geht es gesamtwirtschaftlich betrachtet, vermutlich in den nächsten Wochen und Monaten um die Frage: Kommt sie oder kommt sie nicht, die Rezession? Das R-Wort erregt immer mehr Aufmerksamkeit, nicht zuletzt erkennbar in den Anfragen bei Google. Die Antwort darauf hängt natürlich ganz entscheidend von der Ausgabefreude der Konsumenten ab, die auch hierzulande für etwa die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich ist.

Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die in der aktuellen „Welt“ veröffentlicht wurde, bringt es zutage: Die Deutschen wollen den Konsum in den künftigen Monaten kräftig drosseln, in anderen Ländern sogar noch stärker als in Deutschland.

Hier ein paar Ergebnisse des „Future Consumer Index“ von EY:

Die Befragten geben an, besonders bei Bekleidung und Unterhaltungselektronik sparen zu wollen. Auch bei Lieferdiensten und bei Ausgaben für Fitness-Studios will man weniger ausgeben.
Bemerkung: Sind nicht Delivery Hero und HelloFresh schon seit vielen Wochen die ganz großen Verlierer im Dax, mit Abschlägen von 40 und 30 Prozent, allein in drei Monaten?

Die Hälfte der Bundesbürger planen teilweise deutliche Einschränkungen beim Konsum.

In anderen Ländern (die Umfrage umfasste 24 Staaten) aber sogar erheblich mehr: In Spanien, Frankreich, Italien, Japan, Australien und selbst in den USA geben etwa jeweils zwei Drittel der Umfrageteilnehmer an, Geld eher zur sparen, statt es auszugeben zu wollen.
Man kann es kaum glauben: In China, Südafrika und Thailand scheint die Sparneigung sogar noch stärker ausgeprägt zu sein.
Die Haushalte der Bürger werden durch steigende Kosten für Strom, Gas, Mieten und Lebensmittel belastet, die Menschen spüren, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange bei der Inflation ist, die Kaufkraft könnte noch durch Zweitrundeneffekte stranguliert werden.

Inflation und die Fed: Die Börse antizipierte den schrumpfenden Konsum

Wieder einmal hat die US-Börse mit ihren vielen Insidern aus Unternehmen die Auswirkungen der kaufkraftschwächenden Inflation in den Teilindizes sukzessive eingepreist – ein Fakt, der von den Masse nichts besonders wahrgenommen wurde. Denn auf Halbjahres- und sogar auf Jahressicht hat der Sektor Consumer Cyclical im S&P 500 am schlechtesten abgeschnitten.

Was die ganze Sache so delikat macht, ist die Tatsache, dass der US-Staat Billionen Dollar an Rettungspaketen in die Wirtschaft aber besonders auch in den Konsum geschleust hat, um eben einen Einbruch der Wirtschaft in eine längere Phase der Rezession zu verhindern. Und aus dieser gut gemeinten Absicht ist eine opulente Inflation entstanden, die den Konsumenten extrem schwächt und jetzt will die US-Notenbank Fed über viele Monate die Zinsen anheben, die Bilanz reduzieren und damit die Finanzierungskosten, sprich die Kreditkosten für den Verbraucher deutlich anheben. Hü-und-hott. Eine Zwangslage ist entstanden, man will eine Nachfrage schwächen, die bereits im Sinken begriffen ist. Man kann den Spruch schon fast nicht mehr hören: „Pest oder Cholera“, aber er passt einfach.

Fazit

„US-Konsum (und Einzelhandel), das Zünglein an der Waage“, hieß es an dieser Stelle vor einer Woche und diese Entwicklung scheint sich mit Sieben-Meilen-Stiefeln zu beschleunigen. Die letzten Daten aus dem Konsumsektor (Walmart und Co) gaben die nächsten Hinweise und jetzt die neuen Umfragen, die eines verdeutlichen: Die Inflation knabbert immer heftiger an den Budgets der Verbraucher, liegt der Verbraucherpreisindex nicht schon 12 Monate in Folge über fünf Prozent.

Hier die Daten des BLS (Bureau of Labor Statistics):

Die US-Notenbank Fed beeilt sich, getrieben durch politische Ambitionen (Midterm Elections), die Geldpolitik zu straffen, die Nachfrage zu senken, „whatever it takes“. Aber wie lange, sollte es dem für die USA so essenziellen Konsum tatsächlich an den Kragen gehen?

Von wegen unabhängige und vorausschauende Fed:  sie ist und bleibt derzeit eine Getriebene der Märkte und insbesondere vom Konsum und der Ausgabefähigkeit des „Shopping-Weltmeisters“ USA. It’s Consumption, Stupid.



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2 Kommentare

  1. Die Konsumenten sind nicht „für die Hälfte des BIP“ verantwortlich, sondern immer für 100%. Denn auch was nicht zum „Konsum“ gezählt wird, wird ohne Konsum nicht gebraucht.

    1. P.S. „Konsum“ ist alles was am Ende einer Produktionskette steht. Militär ist übrigens die extremste Form des Konsums (man produziert Dinge um sie entweder sinnlos in der Gegend rumstehen zu lassen oder um sie kaputt zu machen).
      Übrigens sind auch alle „grünen“ „Investitionen“ Konsum. Faktisch sind sie identisch mit einer Fabrik deren Output man am Ausgang der Produktionshalle direkt in den Müllcontainer entsorgt.

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