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Die seltsame Reaktion der Aktienmärkte auf die Fed

Von Markus Fugmann

Gestern zeigte sich die Fed deutlich weniger „dovish“, als die Märkte das erwartet hatten: nicht nur scheinen die Sorgen über China und die Schwellenländer wie weggeblasen, auch von Turbulenzen an den Finanzmärkten ist nicht mehr die Rede. Und: erstmals hat die Fed konkret gesagt, sie werde im dezember darüber entscheiden, ob sie die Zinsen anheben wird oder eben nicht. Während die Devisen- und Rohstoffmärkte erwartungsgemäß mit einer Dollar-Rally reagierten (zumal die Long-Bestände im US-Dollar so niedrig sind wie schon lange nicht mehr), konnten sich die Aktienmärkte nach anfänglicher Verunsicherung erholen.

Warum? Bislang galt das Motto: eine Zinsanhebung oder die Erwartung einer solchen ist schlecht für die Aktienmärkte, schlecht vor allem für die Schwellenländer. Aber die US-Märkte sahen das gestern offenkundig anders. Nachdem zunächst die Verunsicherung groß war, weil die Fed im September die Zinsen nicht angehoben hatte (vor allem die Begründung China/Schwellenländer sorgte für Unruhe), war dann die Erleichterung groß, als die Fed wieder zurück ruderte und sich entspannter zeigte – man werde vielleicht doch die Zinsen im Dezember anheben, also kann die Lage nicht so schlecht sein, so die Logik der Märkte. Dann kam wieder eine Phase, als die Angst vor einer Zinsanhebung dominierte – und seit gestern scheint das wieder anders zu sein – das zeigt ein Blick auf die Reaktion des Dow Jones auf das FOMC-Statement:

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Man hält die Aussagen der Fed offenkundig für eine Art Vertrauensbeweis in die amerikanische Wirtschaft. Schön. Aber die Fed hat sich in der Vergangenheit nicht gerade als überaus treffsichere Prognostikerin erwiesen. Eher im Gegenteil – die Fed ist schlicht nicht schlauer als die Märkte – auch wenn die Märkte das zu glauben scheinen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Anstieg der US-Märkte von langer Dauer ist – denn der Dollar wird absehbar noch stärker werden, und das ist für die Mehrheit der US-Firmen ein klarer Belastungsfaktor. So könnte der Euro durchaus ziemlich schnell weiter in Richtung 1,04 fallen – Mario Draghi wird schon der gestrige Abverkauf freuen:

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Für die US-Märkte gilt: die positive Reaktion ist wohl eine Art Erleichterung darüber, dass die Fed nur noch auf die USA sieht und das Thema China und Schwellenländer erst einmal ad acta gelegt hat. Aber die Stärke des Dollar, die Schwäche der Rohstoffpreise und vor allem die absehbaren Turbulenzen bei US-Jonk-Bonds sind alles andere als gut für die Aktienmärkte. Stellt sich nur die Frage, wann diese das dann endlich realisieren..



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2 Kommentare

  1. Guten Tag,
    auch wir waren verwundert über die Reaktion der Aktienmärkte, die sich schon seit langem von der Logik, und nun wieder selbst von der inversen Logik des billigen Geldes abgewendet haben. Sie drehen es sich im Nachhinein wie es kommt.
    Vor allem der DAX, der diese Reaktion gestern noch stärker als der US-Markt vollzog, verwundert. Was sehen Sie als Begründung? Billiger Euro und billiges Öl als Grundlage für boomende deutsche Unternehmen?
    Freundliche Grüße.

  2. Die seltsame Reaktion der Aktienmärkte…

    Für „Charties“ sind fundamentale Vorgänge sowieso nicht maßgeblich, da es schon bekannt ist, daß die Märkte völlig unberechenbar auf gute und schlechte Nachrichten reagieren. Steigt der Dax (S&P usw.) z. B. auf eine gute Nachricht hin, äußern die Kommentatoren z. B. „Auf die gute Nachricht von .. .schnellte der Dax heute nach oben“. Fällt der Dax jedoch, heißt es: „Ein typischre Fall von ’sell on good news‘, meine Damen und Herren!“

    Aus charttechnischer Sicht liegt ein Vergleich nach dem jetzigen Crash von Ende August mit dem Crash von März 2008 nahe.
    Ich habe die Dax-Tagesendstände von März 2008 einfach mal angehoben (auf das Dax-Niveau von Aug. 2015) und auf den aktuellen Chart draufgepappt. In grau ist angezeigt, wie sich der Markt in 2008 verhielt: http://www.imagenetz.de/f4da1eda4/Dax-wie-im-M-rz-2008.jpg.html . Danach würde es bis etwa Weihnachten 2015 tatsächlich noch aufwärts gehen.
    Selbstverständlich wiederholt sich nicht alles. Aber man kann dies mal als „Anregung“ zur Kenntnis nehmen.

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