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Einzelhandelsumsätze in der Coronakrise: Offizielle Daten zum Absturz

Einkaufswagen

Im Februar war die Coronakrise in der deutschen Volkswirtschaft noch überhaupt nicht angekommen. Aber in der zweiten März-Hälfe war sie dann nicht mehr zu ignorieren. Wie die Auswirkungen konkret aussehen, kann man an dieser Stelle schon mal sehen. Ganz aktuell meldet das Statistische Bundesamt nämlich die offiziellen Zahlen der Einzelhandelsumsätze für März. Von der Headline-Zahl sollte man sich nicht täuschen lassen, denn in die Gesamtzahl fließen ja auch die Umsätze des Lebensmittelhandels ein. Und wie wir ja alle besichtigen konnten – Hamsterkäufe im März haben in Supermärkten sogar für steigende Umsätze gesorgt!

Insgesamt sind die Einzelhandelsumsätze im März im Vergleich zu März 2019 um 2,8 Prozent gefallen. Im Vergleich zu Februar 2020 ist es ein Rückgang von 5,6 Prozent. Das ist der stärkste Umsatzrückgang gegenüber einem Vormonat seit dem Januar 2007. Und nun kommen wir zu den interessanten Details. Die Lebensmittel-Einzelhändler sind die Gewinner. Zitat der Statistiker:

Im Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren zeigte sich auch im März 2020 eine deutlich erhöhte Nachfrage: Die Branche setzte real 8,9 % und nominal 11,8 % mehr um als im März 2019. Dabei lag der Umsatz bei den Supermärkten, SB-Warenhäusern und Verbrauchermärkten real 10,3 % und nominal 13,2 % über dem des Vorjahresmonats. Der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln setzte im entsprechenden Vergleich real 2,8 % weniger um, nominal blieb er unverändert. Recht deutlich zeigt sich der Einfluss der Krisensituation jedoch im weiterhin hohen Umsatzplus der Apotheken beziehungsweise des Einzelhandels mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten mit real 7,0 % und nominal 8,3 % höheren Umsätzen als im Vorjahresmonat.

Einzelhandelsumsätze bei Nicht-Lebensmitteln sind das Problem

Tja, und wir ahnen es alle. Bekleidungsgeschäfte, Kaufhäuser etc sind die großen Verlierer. Wie auch sonst, wenn die Geschäfte wochenlang geschlossen sind. Im März betraf das ja noch nicht mal den ganzen Monat. Hier das Resultat, im Wortlaut von den Statistikern:

Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln fielen die Umsätze im März 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat real um 10,1 % und nominal um 9,8 %, nachdem sie im Februar 2020 noch um real 5,6 % und nominal um 5,9 % zum Vorjahresmonat gestiegen waren. Dies ist der stärkste Umsatzrückgang im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Den größten seit 1994 gemessenen Umsatzeinbruch in einer Branche des Einzelhandels verzeichnete der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit real -52,6 % und nominal -51,4 % gegenüber März 2019. Einen ebenfalls starken Umsatzrückgang mit real -30,5 % und nominal -29,6 % zeigte der sonstige Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser).

Und auch das folgende Details ist nachvollziehbar. Kann man stationär keine Klamotten oder Elektroartikel kaufen, dann kauft man halt eben online. Der Onlinehandel profitiert. Zitat der Statistiker:

Das größte Umsatzplus mit real 13,4 % und nominal 13,7 % erzielte der Internet- und Versandhandel, wobei hier Veränderungsraten dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich und somit nicht ausschließlich auf einen Sondereinfluss der Corona-Pandemie zurückzuführen sein dürften.

Da März nur gut zur Hälfte betroffen war, wird der April wohl weitaus schlimmer werden für die Einzelhandelsumsätze bei Nicht-Lebensmitteln. Und bei den Supermärkten dürften die Steigerungen sich wieder normalisieren, weil die Hamster merken, dass die Regale doch immer wieder aufgefüllt werden?

Einzelhandelsumsätze im Detail



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1 Kommentar

  1. Hinzu kommt, dass die reinen Umsatzzahlen das Bild auch noch schönen. Einerseits sind Hamsterkäufe nur vorgezogene Beschaffung die inzwischen wieder abgeflaut ist. Und wer im Laden richtig hingesehen hat, konnte sehen, das vor allem margenschwache Noname Basisprodukte gehortet wurden. Ich konnte beobachten, dass teure Markenprodukte selbst bei Hamsterartikeln fast durchgehend verfügbar waren.
    Alle anderen Artikel wurden deutlich schlechter umgesetzt. Und jetzt wo noch alle mit Lappen vor dem Mund rumlaufen, wird das Problem noch zunehmen.

    So konnte ich bei Ikea beobachten, das nach ersten Schlangen am Eröffnungstag (natürlich überhaupt nicht mit dem sonstigen Publikumsverkehr vergleichbar) nur sehr vereinzelt Besucher anzutreffen waren. Wahrscheinlich ist die Öffnung der Läden mit so wenig Umsatz wirtschaftlich noch desaströser als die Läden zuzulassen und Kurzarbeitergeld zu nutzen.

    Nun sind die Beobachtungen natürlich nicht repräsentativ. Aber vielleicht können ja auch andere Leser mal ihre Eindrücke schildern.

    Ich wage mal eine Prognose. Wenn die Maßnahmen Mitte Mai nicht vollständig aufgehoben sind, wird man ganz viel Einzelhandelsfläche für ganz wenig Geld mieten können.

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