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Auswirkungen der Energiekrise Erdgaskäufer horten Flüssiggas auf See – für Winter oder Extragewinn

Erdgaskäufer horten Flüssiggas auf See. Es gibt mehr eingekauftes Gas als Kapazitäten zur Umwandlung. Hier dazu ein aktueller Bericht.

Die in Europa vorhandenen Terminals wandeln Flüssiggas von Tankern in normales Gas um, das dann in das europäische Gasnetz weitergeleitet wird. Wenn diese Terminals aber voll ausgelastet sind, bleibt nur noch ein Mittel: Flüssiggas auf Tankern im Meer parken. Wenn Europa – wie es derzeit offenbar der Fall ist – mehr Gas auf dem Weltmarkt einkauft, als man von Tankern in Terminals annehmen kann, bleibt dann wohl nur diese Alternative des Parkens auf See. Man kann sich aber auch fragen, ob Energieunternehmen auf höhere Preise im Winter spekulieren, wenn sie jetzt Flüssiggas auf Tankern parken.

Flüssiggas auf Halde – zu wenig Umwandlungskapazität an Land

Dazu hat Bloomberg aktuell einen Bericht veröffentlicht. Energiehändler und Stromversorgungsunternehmen lagern demnach mehr Flüssiggas (LNG) auf See. Dies ist ein ungewöhnlicher Schritt, um Vorräte für den Winter zu horten, da der Markt vor einer schweren Verknappung steht. Die Energiekrise in Europa hat den europäischen Import von Flüssigerdgas auf Niveaus getrieben, die die vorhandenen Kapazitäten bei der Wiederverdampfung der Lieferungen deutlich übersteigen. Energieversorgungsunternehmen in Europa, die unter Energiemangel leiden, parken LNG-Lieferungen vor der Küste, um russisches Pipelinegas in diesem Winter zu ersetzen. Sie können den Brennstoff nicht einfach in ein Lager an Land importieren, da die Terminals voll ausgelastet sind, und entscheiden sich daher dafür, für den Verbleib des Schiffs in der Nähe zu bezahlen.

Importeure in Asien und Südamerika sind laut Bloomberg ebenfalls auf den Zug der schwimmenden Lagerung aufgesprungen, um zusätzliche Lieferungen von Flüssiggas zu erhalten. Gleichzeitig versuchen die Händler, durch die Lagerung zu profitieren, wenn die Preise in den Wintermonaten in die Höhe schnellen. Nach Angaben des Energieforschungsunternehmens Kpler erreichten die LNG-Mengen in sogenannten schwimmenden Speichern am 2. September weltweit 1,4 Millionen Tonnen, so viel wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das entspricht fast den Gesamteinfuhren Spaniens im August.

Beispiele für geparkte LNG-Tanker

Diese Strategie, die auf dem Ölmarkt häufig angewandt wird, ist bei Flüssiggas selten, da der flüssige Brennstoff in den Schiffen langsam verdampft, was eine längere Lagerung schwierig macht. Dies verdeutlicht, wie weit die Gasimporteure gehen werden, um sicherzustellen, dass sie in diesem Winter über genügend Brennstoff verfügen. Nach Angaben von Bloomberg und Kpler lagern mindestens neun Schiffe LNG auf dem Meer. Der Tanker British Partner lag diesen Monat im Südchinesischen Meer, nachdem er in der Nähe von Malaysia eine zusammengeschusterte Ladung omanischen und katarischen Gases per Schiff-zu-Schiff-Transfer geladen hatte, wie Bloomberg-Daten zeigen. Währenddessen wartet die Aristidis I in der Karibik mit Gas aus der Dominikanischen Republik und den USA an Bord, so sagt es Mathew Ang, Analyst bei Kpler.

Die Erdgaspreise in Europa und Asien befinden sich auf einem Rekordhoch für diese Jahreszeit, da Russland die Lieferungen an wichtige Kunden drosselt und damit den Wettbewerb um Lieferungen von Flüssiggas von Lieferanten wie den USA, Nigeria und Katar verschärft. Die weltweite Nachfrage nach Schiffen treibt die Frachtraten in die Höhe, und laut Händlern haben sie noch Spielraum nach oben. Ein Zeichen dafür, wie knapp der Markt ist, ist die Weigerung der Energiekonzerne, ihre Schiffe freizugeben, wie sie es normalerweise am Ende des Sommers tun.

„Wir erwarten, dass es mehr schwimmende Lager gibt“, sagte Oystein Kalleklev, Vorstandsvorsitzender der Reederei Flex LNG Management AS. „Der Markt für LNG-Gastanker ist jedoch für den Winter weitgehend ausverkauft, so dass wir davon ausgehen, dass die Händler die Schiffe in ihrem bestehenden Portfolio nutzen werden.

Tanker beladen mit Flüssiggas
Tanker mit Flüssiggas. Photographer: Dwayne Senior/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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