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Ericsscon schließt nach 140 Jahren Produktion am Heimatstandort Schweden – Hauptproblem in Skandinavien ungenannt?

Der Ausrüster für Telekom-Equipment Ericsson, der früher mal durchaus gut nachgefragte Handys herstellte, wird seine letzten beiden Produktionsstandorte am Heimatstandort...

FMW-Redaktion

Der Ausrüster für Telekom-Equipment Ericsson, der früher mal durchaus gut nachgefragte Handys herstellte, wird seine letzten beiden Produktionsstandorte am Heimatstandort Schweden schließen, so berichtet es das Svenska Dagbladet. Das ist ungefähr das selbe, als hätte Siemens nach und nach alle Produktionsstandorte in Deutschland dicht gemacht, und würde jetzt auch noch die letzte Produktion hierzulande einstampfen.

Ericsson hat weltweit 120.000 Mitarbeiter (noch 17.000 in Schweden). Mit der jetzigen Schließung gehen 3.000 Arbeitsplätze verloren im Kernbereich „Network Products“. Betroffen sind die Orte Boras und Kumla. Damit endet eine 140jährige Industrie- und Technologie-Geschichte für Schweden. Offizieller Grund für die Schließung soll laut dem Medienbericht wohl sein, dass die Nachfrage nach Ericsson´s Produkten in den entwickelten Märkten (Industrienationen) stagniert. Hier seien Telekom-Netzwerke bereits großflächig fertiggestellt.

Aber das kann wohl kaum die ganze Wahrheit sein. Bei weltweit immer noch weit über 100.000 Mitarbeitern gibt es also jede Menge Produktion im Ausland, die es in Schweden selbst nicht mehr gibt. Was niemand anspricht, aber allgemein bekannt ist: Skandinavien insgesamt ist für Industrieproduktion so ziemlich der weltweit teuerste Standort aufgrund der sehr hohen Lohnkosten. Gut, das Bildungsniveau ist dafür auch extrem hoch, aber wie Industrie-Experten wissen: Sehr viele Herstellungsschritte, die in Fabriken noch von Menschen ausführt werden, können nach Schulungen auch von Arbeitern in Niedriglohn-Ländern gemacht werden.

Die Grundfrage lautet: Woher sollen in Skandinavien überhaupt noch neue Industrie-Arbeitsplätze kommen? Im Rohstoff-Sektor (Norwegen) geht es bergab. Wohl nur aufgrund des Demographiewandels sind die Arbeitslosenquoten in Norden niedrig. Vor allem Schweden hat in Relation zur Gesamtbevölkerung noch viel mehr Flüchtlinge aufgenommen als Deutschland. Die Industrieproduktion, die als Fundament für alle nachfolgenden Dienstleistungsjobs dient, bricht mit Ericsson wieder ein gutes Stück weg in Schweden, das gerade mal 9,5 Millionen Einwohner hat. Wo sollen für all die Flüchtlinge mittel- und langfristig einträgliche Arbeitsplätze herkommen? Viel mehr als in Deutschland gibt es auf diese Frage auch in Schweden anscheinend noch keine Antwort.



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3 Kommentare

  1. „..Wohl nur aufgrund des Demographiewandels sind die Arbeitslosenquoten in Norden niedrig.“

    Na, so etwas lese ich doch gerne, weil es stimmt.
    Und weil das die eigentliche Lösung ist, damit man nicht die Arbeitslosenstatistik Monat für Monat verschönt darstellen muss.

    „Wo sollen für all die Flüchtlinge mittel- und langfristig einträgliche Arbeitsplätze herkommen? “

    Sollen sie doch in Wirklichkeit auch gar nicht. Zumindest nicht alle. Wichtig ist nur dass sie da sind, als arbeitswillige Reservearmee. Damit auch für Einheimische die Löhne gedrückt werden können.
    Und wenn das ein Eingeborener nicht akzeptiert, übernimmt eben ein Neubürger dessen Arbeitsplatz.

    Damit die nachstehende Aussage bald der Vergangenheit angehört:
    „…teuerste Standort aufgrund der sehr hohen Lohnkosten“

    Obwohl, funktioniert ja letztlich doch nicht.
    wie beim Hasen und Igel.
    Deutschland wird sie im Lohndrücken weiterhin übertreffen, weil hier ja derselbe Plan abläuft.

    1. So ein hanebüchener Unsinn, und zwar in jeder Hinsicht! Die skandinavischen Länder haben durch die Bank kein demographisches Problem, da sie die höchsten Geburtenraten europaweit aufweisen (zusammen mit Frankreich) – und das schon seit vielen Jahren.
      Außerdem verfügen alle skandinavischen Länder (außer Finnland) noch über ihre eigene Währung (wie die Schweiz) und damit über ein Mindestmaß an geldpolitischer Souveränität. Dass eine eigene Währung, gepaart mit einem hohen Maß an Rechts- und Planungssicherheit, eine Volkswirtschaft überaus langanhaltend wettbewerbsstark macht (egal wie hoch die Löhne sind), beweist eben seit längerer Zeit nicht nur die Schweiz…

      http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2016/09/85307/

    2. möp, in meinen augen ist gerds aussage geheuchelt. ganz ehrlich verstehe ich das gejammere um gut bezahlte industriearbeitsplätze gar nicht. jeder unternehmer darf doch bitte da produzieren lassen, wo er es am sinnvollsten hält. es wäre ja das gleiche, dem deutschen konsumenten vorzuschreiben, wo er einkaufen soll, was ja nicht der fall ist. man kann nicht den einen (unternehmer) verteufeln und sich selber (konsument) alle freiheiten rausnehmen. entweder man wählt zwischen freiheit oder zwang. kann sich jeder aussuchen, mir ist freiheit lieber.

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