Europa

Größtes Minus seit 14 Jahren Erzeugerpreise der Industrie rutschen kräftig in die Deflation

Die Erzeugerpreise der deutschen Industrie rutschen kräftig in die Deflation mit minus 6,0 % im Juli. Hier die aktuellen Details.

Industrieproduktion

Die Erzeugerpreise der deutschen Industrie rutschen kräftig in die Deflation! Nachdem die jährlichen Steigerungsraten von +45,8 % im Herbst 2022 bis zuletzt fast auf Null gesunken waren, so meldet das Statistische Bundesamt aktuell, dass die Erzeugerpreise für Juli im Jahresvergleich um 6,0 % gesunken sind. Der hohe Rückgang ist laut den Statistikern auch auf den sogenannten Basiseffekt zurückzuführen, da in Folge des Kriegs in der Ukraine die Erzeugerpreise im Vorjahr stark angestiegen waren. Einen so großen Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat gab es zuletzt in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2009 (-7,5 % gegenüber Oktober 2008).


source: tradingeconomics.com</a

Entwicklung der Erzeugerpreise seit 2018

Erzeugerpreise für Energie sinken deutlich – Strom fällt besonders deutlich

Energie war im Juli 2023 um 19,3 % billiger als im Vorjahresmonat. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat bei Energie hatten die Preisrückgänge bei Strom. Die Erzeugerpreise für Strom fielen über alle Abnehmergruppen betrachtet gegenüber Juli 2022 um 30,0 %. Erdgas in der Verteilung kostete im Juli 2023 über alle Abnehmergruppen hinweg 16,2 % weniger als im Juli 2022. Dies war der erste Preisrückgang im Vorjahresvergleich seit Dezember 2020, als die Preise im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gefallen waren. Mineralölerzeugnisse waren im Juli 2023 um 16,6 % billiger als im Juli 2022. Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 2,0 % höher als im Juli 2022 und sanken gegenüber Juni 2023 um 0,4 %.

Weitere Details

Hier weitere Details in einer kurzen Zusammenfassung: Die Preise für Vorleistungsgüter waren im Juli 2023 um 3,4 % niedriger als ein Jahr zuvor. Der Preisrückgang im Vorjahresvergleich wurde vor allem durch die Preisentwicklung für Metalle verursacht. Diese waren 10,5 % billiger als im Juli 2022. Besonders stark sanken die Erzeugerpreise gegenüber Juli 2022 auch für Düngemittel und Stickstoffverbindungen (-36,1 %). Holz war 28,9 % billiger als im Juli 2022, Verpackungsmittel aus Holz 27,4 % und Sekundärrohstoffe 21,2 %. Hohe Preissteigerungen gegenüber Juli 2022 gab es dagegen bei Kalk und gebranntem Gips (+40,5 %), Hohlglas (+28,0 %), Zement (+27,4 %) und Transportbeton (+25,9 %). Industriegase kosteten 18,1 % mehr, Baukies und natürliche Sande 17,8 %.

Die Preise für Verbrauchsgüter waren im Juli 2023 um 8,1 % höher als im Juli 2022. Nahrungsmittel waren 9,2 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+87,5 % gegenüber Juli 2022). Verarbeitete Kartoffeln kosteten 32,2 % mehr als im Juli 2022, Schweinefleisch 32,0 %. Die Erzeugerpreise für Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 18,5 % teurer als ein Jahr zuvor, flüssige Milch und Rahm dagegen nur noch 0,1 %. Nur wenige Produkte waren im Juli 2023 billiger als im Vorjahresmonat. So kostete Butter 30,4 % weniger, die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle sanken um 38,8 %.

Gebrauchsgüter waren im Juli 2023 um 5,8 % teurer als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln. Investitionsgüter waren 5,5 % teurer als im Vorjahresmonat, insbesondere verursacht durch die Preissteigerungen für Maschinen.



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9 Kommentare

  1. Ich hoffe es werden -30%, damit die Preise wieder runterkommen.

  2. Laut den Prognosen einiger angeblich besonders schlauer und prominenter Finanzwissenschaftler vor ein paar Jahren, müßten wir uns längst in einer Hyperinflation befinden.
    Was lernt man als Student der Wirtschaftswissenschaften eigentlich auf der Uni?
    Mit derartigen Diagnosen/Prognosen hätte ich in meinem Job nicht lange überlebt.

    1. „Laut den Prognosen einiger angeblich besonders schlauer und prominenter Finanzwissenschaftler vor ein paar Jahren, müssten wir uns längst in einer Hyperinflation befinden.“

      Die da wären?

      Meine Prognose:

      Der Trend zur einer Situation in der eine Hyperinflation entstehen kann ist real.
      Alles hängt davon ab, wie die (Finanz-)Politik jetzt reagieren wird.
      Auf die erste Inflationswelle folgt ein Nachfragerückgang, da einige aus den Konsum fallen (werden).

      In dieser Phase befinden wir uns gerade und stehen aber dort erst am Beginn. Die Wahrscheinlichkeit einer (weltweiten) Rezession ist hoch. Ein Wirtschaftsraum wird den nächsten mit nach unten reißen. Die nachlassende Nachfrage wird sowohl die Wirtschaft schwächen, als auch die Wahrscheinlichkeit von Unfällen an den Finanzmärkten erhöhen.

      Als Antwort auf die Phase mit deflationären Tendenzen, vor allem und zuerst bei den Vermögenspreisen, wird man nichts anders machen können als noch mehr Liquidität in das Wirtschaftssystem zu pumpen.

      Sehr wahrscheinlich werden die deflationären Phasen bzw. Zyklen, welche dann von immer heftigeren inflationären Phasen abgelöst werden, um dann wieder eine deflationäre Phase auszulösen, jetzt immer schneller abwechselnd hintereinander kommen. Das geht so lange, bis ein exponentielles Wachstum der Geldmenge/ Schulden erreicht wird. Und dann wird es kein halten mehr geben und eine Hyperinflation wird Realität, wenn man nicht vorher eine Währungsreform durchführt.

      Und an diesem Punkt bin ich der Meinung, dass der Mensch eben doch aus der Vergangenheit seine Schlüsse ziehen wird.
      Die heftige (Hyper-) Inflation, gefolgt von der ebenso katastrophalen Deflationphase, Anfang des 19. Jahrhunderts, ist doch jedem bekannt. Es war mit einer der Gründe, für die größte Katastrophe in der Menschheitsgeschichte und dem Aufstieg des schlimmsten Regimes, welches die Welt je gesehen hat.

      Das wird man nicht nochmal Riskieren. Davon bin ich fest überzeugt.

      Wahrscheinlicher ist, dass an einem Freitagabend irgendwann die Einführung einer neuen elektronischen Währung verkündet wird.
      Da dann die Schulden vollkommen außer Kontrolle (also schlimmer als jetzt) sein werden, müssen diese auf ein rückzahlbares Niveau gebracht werden.
      Der Wechselkurs von alter Papiergeldwährung zu neuer elektronischen Währung wird daher nicht 1:1 sein können.
      Wahrscheinlicher ist es, das Guthaben zu 90 Prozent abgewertet werden, aber Schulden nur zu vielleicht 70 oder 80 Prozent (also im Verhältnis zu den Guthaben werden Schulden höher bewertet sein).

      Und dann leben wir in einer Welt, in der bisherige Werte neu bewertet werden können.
      Und das wäre auch gut so und besser als ein Weltkrieg.

      1. Hyperinfaltion anfang des 20. Jhdt. wollten Sie meinen.
        Allerdings nur in Deutschland

        1. Danke für die Korrektur.

          Natürlich war die Hyperinflation und Deflation Anfang des 20 Jahrhunderts in Deutschland gemeint :-)

          Ich persönlich halte eine Währungsreform aus den genannten Gründen für am Wahrscheinlichsten.

          Wann auch immer die kommen mag.

          Und man muss sich auch nicht streiten, wie man sich dagegen Wappnen kann.

          Aktien von profitablen Unternehmen, Edelmetalle, Immobilien etc. (Sachwerte)

          Alles gut. Die Mischung machts. Kauft alles, was ihr euch leisten könnt! Und zwar jetzt und nicht irgendwann.

          Und bleibt dabei, auch wenn die Buchwerte mal stark schwanken sollten.

          Wichtig ist nur, nicht zu viele Schulden anhäufen.

          Schulden ist und bleibt die Währung der Sklaven.

    2. @Columbo: Das frage ich mich auch oft.

  3. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich das sich dies in sinkenden Preisen niederschlägt. Warum sollten die Unternehmen das auch tun und somit ihre sich vergrößernden Gewinnspannen aufgeben?

  4. Bitte beachten,dass die Erzeugerpreise nicht sehr aussagekräftig sind da sie nur einen kleinen Teil des Endpreises an den Konsumenten ausmachen. Wenn irgendein Produkt in der Herstellung 25 bis 30% des Endpreises ausmacht ist es wichtig wie sich die andern Kosten von 70 bis 75% entwickeln. Das sind Transport und Lagerkosten sowie Lohnkosten und Margen von Zwischenhändlern die allesamt nur höher sein können.
    Fazit: Der Konsumentenpreis ist wichtiger.

  5. Das größte Problem ist dass wir von unfähigen Schwachköpfen regiert werden , die ihrerseits von unfähigen Beratern + Lobbyisten die nur IHREN VORTEIL sehen beraten werden ( Greichen ) schon 2008 hätte eine € Abwertung erfolgen müssen aber stattdessen wurden kräftig Schulden gemacht . Unsere Regierenden können mit dem Geld der Steuerzahler nicht Haushalten.Das wird ihnen ständig vom Bund der Steuerzahler vorgehalten . Aber selbst wenn eine neue Währung kommt , sind die Ersparnisse der kleinen Leute futsch .Wer hat denn schon eine schuldenfreie Immobilie und auf Aktien kann man in einer Weltwirtschaftskrise wie ’29 auch nicht setzen ,da sind die Aktionäre aus dem Fenster gesprungen, um dann die Wirtschaft wieder abzuwerfen braucht es wieder einen globalen Krieg, der Löst dann auch das Problem der Überbevölkerung+ damit die Klimakrise also alles in Butter (Galgenhumor)

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