Europa

Erzeugerpreise Landwirtschaft: Höchster Anstieg seit 11 Jahren – ganz ohne Ukraine-Krieg

Getreide wird eingeholt

Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte in Deutschland sind laut aktueller Mitteilung des Statistischen Bundesamts im Februar um 22,5 Prozent gestiegen. Dies ist der stärkste Anstieg seit dem Jahr 2011. Im Monatsvergleich von Januar auf Februar ist es ein Anstieg um 3,3 Prozent! Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte stiegen um 23,8 Prozent und für tierische Erzeugnisse um 21,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Und jetzt kommt das Entscheidende: Diese Daten enthalten noch keinerlei Auswirkung des Ukraine-Kriegs, der am 24. Februar begann. Die Statistiker sagen dazu, dass die Erhebung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise nämlich bereits zum Stichtag 15. Februar erfolgt ist. Also kann man wohl für die März-Zahlen mit einem weiteren kräftigen Schub rechnen.

Grafik zeigt Verlauf der Erzeugerpreise in der Landwirtschaft seit dem Jahr 2016

Hier weitere Details der Erzeugerpreise in der Landwirtschaft von den Statistikern im Wortlaut:

Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die seit Juli 2020 steigenden Getreidepreise zurückzuführen. Diese lagen im Februar 2022 um 31,3 % über dem Vorjahresmonat. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Monate fort. Im Januar 2022 hatte die Vorjahresveränderung +28,5 % betragen. Ausschlaggebend für die Preissteigerungen bei Getreide ist die hohe Nachfrage sowohl von deutschen Mühlen als auch aus dem Ausland.

Preise für Obst und Gemüse leicht gesunken, für Kartoffeln und Raps gestiegen

Die Erzeugerpreise für Obst waren im Februar 2022 um 12,5 % niedriger als noch vor einem Jahr. Preisrückgänge gab es unter anderem bei Tafeläpfeln mit -8,3 %.

Auch Gemüse war im Februar 2022 um 5,6 % günstiger als im Februar 2021. Ausschlaggebend waren vor allem die Preisrückgänge bei Salat mit -9,9 %.

Speisekartoffeln verteuerten sich im Februar 2022 nochmals. Die Preise stiegen im Vergleich zu Februar 2021 um 87,6 %. Im Januar 2022 hatte die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat bereits +66,4 % betragen. Der Preisanstieg im Februar ist vor allem auf witterungsbedingt geringe Erntemengen und ein relativ niedriges Preisniveau im Februar 2021 zurückzuführen. Damals gab es aufgrund von großen Erntemengen und der fehlenden Nachfrage der Gastronomie durch Corona einen Preisrückgang im Vorjahresvergleich von 51,7 %.

Die Preise für das Handelsgewächs Raps verteuerten sich im Februar 2022 um 52,2 % im Vergleich zu Februar 2021. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Monate weiterhin in abgeschwächter Form fort. Im Januar 2022 waren die Preise noch um 60,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die weiterhin hohen Preise liegen hier vor allem an der knappen Versorgungslage bei gleichzeitig hoher Nachfrage, beispielsweise für Herstellung von Biogas oder die Verwendung von Raps als Treibstoff (Biodiesel).

Preise für tierische Erzeugnisse um 21,4 % gestiegen, für Milch um 30,1 %

Die Preise für tierische Erzeugnisse lagen im Februar 2022 um 21,4 % über den Preisen von Februar 2021. Im Januar 2022 hatte der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat bereits 19,2 % betragen. Der Milchpreis lag im Februar 2022 um 30,1 % über dem Vorjahresmonat; im Januar 2022 waren es +25,9 % im Vorjahresvergleich. Grund hierfür ist weiterhin vor allem ein knappes Rohmilchangebot.

Die Preise für Rinder haben sich im Februar 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 32,5 % erhöht. Damit setzte sich der schon in den vergangenen Monaten zu beobachtende Trend steigender Preise fort (Januar 2022: +30,7 % gegenüber Januar 2021). Im Wesentlichen ist der Preisanstieg hier auf die gesunkene Produktion bei gleichzeitig gestiegener Nachfrage zurückzuführen. Auch bei Schafen und Ziegen wurden steigende Preise beobachtet (+12,3 % gegenüber Februar 2021).

Die Preise für Schlachtschweine lagen im Februar 2022 um 3,6 % über denen des Vorjahresmonats. Der Preisanstieg im Februar 2022 ist durch eine geringere Schlachtschweineproduktion und eine etwas stärkere Nachfrage unter anderem durch die Gastronomie begründet. Im Februar 2021 war die Nachfrage aufgrund coronabedingter Schließungen und fehlender Großveranstaltungen vergleichsweise gering, die Preisveränderung gegenüber dem Vorjahresmonat betrug damals -36,0 %.



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