Europa

Erzeugerpreise mit Rekordanstieg von 33 Prozent – Ukraine-Krieg und Energie

Die deutschen Erzeugerpreise zeigen aktuell einen Rekordanstieg von 33 Prozent. Ukraine-Krieg und Energie sind die Gründe. Hier die Details.

Industrieproduktion

Die deutschen Erzeugerpreise für den Monat April wurden vor wenigen Minuten vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht. Mit +33,5 Prozent im Jahresvergleich steigen sie so stark wie noch nie seit dem Beginn der Datenerhebung im Jahr 1949. Im März betrug die Steigerung 30,9 Prozent. Die aktuellen Daten spiegeln laut Aussage der Statistiker auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider. Hauptverantwortlich für den Anstieg der Erzeugerpreise ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie. In der Grafik sieht man den Verlauf der gesamten Steigerungsrate seit 1949.


source: tradingeconomics.com

Grafik zeigt Verlauf der Erzeugerpreise seit dem Jahr 2018

Hier interessante Details, im Wortlaut von den Statistikern:

Die Energiepreise waren im April 2022 im Durchschnitt 87,3 % höher als im Vorjahresmonat. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 2,5 %, nachdem sie im März 2022 gegenüber Februar 2022 um 10,5 % gestiegen waren. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatte Erdgas in der Verteilung mit einem Plus gegenüber April 2021 von 154,8 %. Kraftwerke zahlten für Erdgas gut viermal so viel wie ein Jahr zuvor (+307,0 %). Für Industrieabnehmer war Erdgas 259,9 % teurer und für Wiederverkäufer 170,0 %.

Die Preise für elektrischen Strom waren im April 2022 um 87,7 % höher als im April 2021. Für Weiterverteiler kostete Strom 157,3 % mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 85,6 %. Gewerbliche Anlagen zahlten 15,8 % mehr.

Mineralölerzeugnisse waren 53,9 % teurer als im April 2021, jedoch sanken hier die Preise gegenüber dem Vormonat März 2022 um 4,6 %. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+102,1 %), Kraftstoffe kosteten 46,6 % mehr. Für beide Mineralölprodukte sanken jedoch die Preise gegenüber dem März 2022 (leichtes Heizöl: -14,9 %, Kraftstoffe: -6,8 %).

Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 16,3 % höher als im April 2021 (+3,0 % gegenüber März 2022).

Hohe Preissteigerungen bei den Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen, Dünge- und Futtermitteln sowie Verpackungsmitteln aus Holz

Vorleistungsgüter waren im April 2022 um 26,0 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 4,1 %. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Vorleistungsgüter gegenüber dem Vorjahr hatte die Veränderungsrate für Metalle insgesamt mit einem Plus von 43,3 %. Hier stiegen die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 59,8 %, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 32,8 % mehr. Betonstahl verteuerte sich im Vorjahresvergleich um 79,0 % und allein gegenüber März 2022 um 16,6 %. Die Preise für Aluminium in Rohform waren 58,5 % höher als im Vorjahr.

Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, die sich mehr als verdoppelten (+111,7 %). Allein gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 14,5 %.

Verpackungsmittel aus Holz kosteten binnen Jahresfrist 75,0 % mehr, Industriegase 66,4 %. Die Preise für Futtermittel für Nutztiere stiegen um 52,8 %. Nadelschnittholz war 52,3 % teurer.

Papier und Pappe waren 52,7 % teurer als ein Jahr zuvor. Hier stiegen insbesondere die Preise für Zeitungsdruckpapier (+111,9 %). Wellpapier und Wellpappe, die für die Verpackungsindustrie eine wichtige Rolle spielen, kosteten 41,0 % mehr.

Die Preise für Getreidemehl waren 39,1 % höher als im April 2021. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 5,0 %.

Preisanstieg bei Verbrauchsgütern vor allem durch gestiegene Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse

Die Preise für Verbrauchsgüter waren im April 2022 um 13,2 % höher als im April 2021 und stiegen gegenüber März 2022 um 3,9 %. Nahrungsmittel waren 17,3 % teurer als im Vorjahr (+5,5 % gegenüber März 2022). Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+70,9 % gegenüber April 2021, +11,4 % gegenüber März 2022). Nicht behandelte pflanzliche Öle kosteten 70,0 % mehr als im Vorjahr. Rindfleisch war 41,6 % und Kaffee 30,8 % teurer. Die Preise für Schweinefleisch stiegen gegenüber März 2022 um 14,7 % und lagen damit 22,1 % über den Preisen von April 2021.

Die Preise für Gebrauchsgüter waren im April 2022 um 8,3 % höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+10,5 %).

Investitionsgüter kosteten 6,7 % mehr als im Vorjahr. Eine höhere Veränderung im Vorjahresvergleich hatte es letztmalig im Oktober 1975 gegeben (+6,8 %). Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 7,6 %, gefolgt von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+4,9 %). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für Metallkonstruktionen (+26,1 %), für Teile für Klimageräte, Kühl- und Gefrierschränke (+25,2 %) sowie für Teile und Zubehör für Datenverarbeitungsmaschinen (+19,5 %).



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5 Kommentare

  1. Dazu der wahrscheinlichste Kommentar der EZB:

    Das wird schon wieder.

    Wir denken wir könnten vielleicht oder auch nicht und dann aber ganz bestimmt die Inflation bekämpfen wenn es denn nötig werden sollte, aber so weit sind wir ja noch nicht.

    In er Zwischenzeit kümmern wir uns um das Klima, das Gendern, die Gleichberechtigung, Diskriminierung und natürlich den Weltfrieden.

  2. Und den Vorschlag des Wirschaftsweisen zu weiteren gemeinsamen EU Schulden für den Wiederaufbau der Ukraine (Warum nicht auch gleich ganz Afrika, Afghanistan, Irak etc. ???? Die sind ja auch nicht in der EU), werden unsere Politiker auch sicherlich gerne umsetzten.

    https://www.welt.de/wirtschaft/article238863157/Kriegsfolgen-Wirtschaftsweiser-fordert-gemeinsame-EU-Schulden-fuer-Ukraine-Wiederaufbau.html

    Da wir ja kein Inflations- und Schuldenproblem in der EU haben, können wir doch einfach noch mehr gemeinsame EU Schulden machen (für die vor allem Deutschland mit dem noch vorhandenen Vermögen haftet).

    Und wer dagegen ist, der ist für den Krieg, für Mord und Totschlag und sowieso ein schlechter Mensch.

    1. P.S.

      Wer kauft eigentlich die ganzen Anleihen, die wir nun für den Green Deal, voraussichtlich auch den Wiederaufbau der Ukraine etc. erschaffen müssen, wenn die EZB als Anleihekäufer aufgrund der Inflation ausfällt?

      Wo es einen Schuldner gibt, da muss es ja auch einen Gläubiger geben.

      Kann es sich die EZB wirklich leisten nicht mehr als Käufer von Anleihen aufzutreten um dann die Inflation ernsthaft zu bekämpfen?

      Wenn die Inflation nicht von alleine verschwindet, dann sind diese ganzen Programme vielleicht nur Luftschlösser…..

  3. Und was machen DAX & Co…sie steigen und steigen. Selbst der Euro

    1. Gut analysiert Peter ;-)

      Einige werden enteignet und merken es anscheinend noch nicht einmal oder war das ironisch gemeint?

      Der Dax ist ca. 8 Prozent in den letzten 12 Monaten gefallen.

      Der Euro ist gegenüber dem Dollar in den letzten 12 Monaten ca. 13,5 Prozent gefallen.

      Der Kaufkraftverlust beträgt ca. 7,5 Prozent auf das Jahr gerechnet.

      Real hat jemand also mit dem Dax jetzt einen Kaufkraftverlust von ca. 15,5 Prozent erreicht.
      Der Kaufkraftverlust gegenüber dem Dollar beläuft sich auf ca. 21 Prozent.

      Aber gut das DAX und Euro gegen Dollar jetzt mal ein paar Prozent steigen und steigen ;-)

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