Allgemein

"EZB kümmert sich nicht um wirtschaftlichen Schwierigkeiten" EZB: Kritik von Italien und Portugal nach Anhebung der Zinsen

"Fehler, Inflation durch Anhebung der Zinsen zu bekämpfen"

EZB Zinsen Italien Portugal

Die EZB hat gestern die Zinsen angehoben, aber gleichzeitig signalisiert, dass der Zinsgipfel erreicht sein könnte – dennoch kritisieren Politiker aus Italien und Portugal die Zinsentscheidung der europäischen Notenbank.

Italien und Portugal kritisieren EZB für Anhebung der Zinsen

Die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank löste eine Gegenreaktion in Italien und Portugal aus, während Spaniens stellvertretende Ministerpräsidentin ihre Erwartung äußerte, dass die Straffung der Geldpolitik nun beendet sei. Darüber berichtet Bloomberg.

Die knappe Entscheidung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihren Kollegen in Frankfurt, die Zinsen um einen Viertelpunkt zu erhöhen, löste in der gesamten Region Reaktionen aus, die an frühere Vorfälle in diesem Jahr erinnerten.

„Die EZB, die sich nicht um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Familien und Unternehmen kümmert, erhöht die Kosten des Geldes“, sagte der stellvertretende italienische Ministerpräsident und Lega-Chef Matteo Salvini am Donnerstagabend im Sender Rete 4, wie Ansa berichtet. „Lagarde lebt auf dem Mars.“

Während der Präsident der EZB warnte, dass „jetzt schwierige Zeiten anbrechen“, nachdem die Notenbanker ihre Geldpolitik für eine Wirtschaft, die zugegebenermaßen am Rande eines Abschwungs steht, erneut verschärft hatten, konzentrierten sich kritische Politiker auf die stockende Expansion.

„Diese Entscheidung der EZB stellt das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr vor große Herausforderungen, und es ist mit einer Verlangsamung des Wachstums zu rechnen“, sagte der portugiesische Finanzminister Fernando Medina bei seiner Ankunft zu einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Santiago de Compostela im Westen Spaniens vor Reportern. „Ich habe mehr als einmal gesagt, dass ich der Meinung bin, dass eine Erhöhung der Zinsen zum jetzigen Zeitpunkt ein größeres Risiko für den Fortschritt der Wirtschaft darstellen würde.“

EZB Zinsen Wirtschaft Portugal Italien

EZB sieht kaum Wirtschaftswachstum für den Rest des Jahres 2023

„Fehler, die Inflation in Italien und Europa durch eine Anhebung der Zinsen zu bekämpfen“

Italien hat sich in der Vergangenheit als Epizentrum des politischen Ärgers über die Entscheidungen der EZB erwiesen. Es ist dort typisch, dass Mitglieder der Koalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Zinserhöhungen mit zunehmender Intensität kritisieren, je stärker der Druck auf die Wirtschaft und die Kosten für den Schuldendienst mit jedem Schritt zunimmt.

Salvini meldete sich zu Wort, nachdem Adolfo Urso, ein Minister in Melonis Partei Brüder Italiens, gesagt hatte, dass der Schritt „meiner Meinung nach nicht zur wirtschaftlichen Erholung Europas beitragen wird“. Forza-Italia-Chef Antonio Tajani, ein weiterer stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister Italiens, äußerte sich ebenfalls kritisch.

„Ich bin entmutigt, weil ich seit Monaten sage, dass es ein schwerer Fehler ist, die Inflation in Italien und Europa durch eine Anhebung der Zinsen zu bekämpfen“, sagte er im selben Sender wie Salvini und fügte hinzu, dass das Preiswachstum von den Rohstoffen angetrieben wurde. „Die Verteuerung des Geldes bedeutet, dass Investitionen und Unternehmen behindert werden – dann kommt die Wirtschaft zum Stillstand und es gibt keine Arbeitsplätze.“

Tajani bezeichnete die Politik der EZB als eine, die „sicherlich nicht gut für Italiens Wirtschaft ist“, auch wenn sie den nordeuropäischen Ländern gefallen mag. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner zeigte sich mit der Entscheidung durchaus zufrieden.

„Die Inflation ist nach wie vor zu hoch“, sagte er vor Reportern auf dem Treffen der Amtskollegen der Europäischen Union und der Zentralbanker in Westspanien. „Die Entscheidung der EZB ist verständlich.“

Die spanische Vizepremierministerin und Wirtschaftsministerin Nadia Calvino, die Gastgeberin des Treffens ist, drückte sich in ihrer Reaktion diplomatisch aus, signalisierte aber gleichzeitig ihre Erwartung, dass die EZB genug getan hat.

„Wir werden sicherlich den Erklärungen der EZB zu ihrer gestrigen Entscheidung große Aufmerksamkeit schenken, die anscheinend – und ich nehme an, sie wird dies bestätigen – dem sehr schnellen Zinsanstieg, den wir in den letzten 12 Monaten erlebt haben, ein Ende setzt“, sagte sie gegenüber Reportern.

In der Tat sind sowohl Anleger als auch Wirtschaftsexperten der Meinung, dass die Notenbanker in Frankfurt nun mit den Zinserhöhungen fertig sind, und zwei typischerweise restriktivere EZB-Notenbanker sagten am Freitag, dass die Beibehaltung der Zinssätze bei den derzeitigen 4% für einen längeren Zeitraum ausreichen könnte, um die Inflation zu zügeln.

FMW/Bloomberg

Lesen Sie auch



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Hochbegabter Scheissebauer

    Klar ist es jetzt hart wenn Zinsen und Rohstoffe gleichzeitig steigen, aber man hätte früher auch sagen können man dürfe die Zinsen nicht senken, weil der Inflationsrückgang der Globalisierung und den tiefen Energiepreisen geschuldet war.
    Fazit, man hat übertrieben und jede Übertreibung wird immer korrigiert.Man war ja bereits soweit,dass man sagte Schuldenmachen sei rentabel weil die Emmissionskurse der Anleihen unter 100% lagen.Die MMT Scheisse kann durch die KI Scheisse nur noch kurz verlängert werden.

    1. Wie recht Sie haben, man erkennt hier, wie überflüssig die EZB ist, denn wenn jedes Land seine eigenen Zinsen den wirtschaflichen Verhältnissen anpassen könnte, hätten wir dieses Drama nicht. Frau Lagarde sollte öffentlich Stellung beziehen, warum sie die Zinsen zu spät erhöht hat. Ich kann es mir vorstellen, darf aber dazu keine Stellung beziehen! Unsere Qualitätsjournalisten würden mich sofort steinigen.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage