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Zins-Anhebung in die Rezession hinein? EZB-Problem: Inflation steigt wieder in Europa – Spanien und NRW

EZB Inflation Spanien NRW

Die Wirtschaft in der Eurozone wird immer schwächer – aber gleichzeitig zieht die Inflation wieder an: das ist ein ziemlich unschönes Problem für die EZB! Angesichts der schwachen Wirtschaft müsste die EZB eigentlich die Zinsen senken statt sie weiter anzuheben – aber das kommt wohl angesichts einer wieder steigenden Inflation nicht in Frage. Vielleicht muß die EZB also in eine beginnende Rezession die Zinsen weiter anheben – genau das hat sie in ihrer noch jungen Geschichte bereits dreimal gemacht!

Dabei sind sich einzelne Vertreter der EZB wie der Portugiese Centeno durchaus der Risiken bewußt, wenn die Zinsen weiter steigen: die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft in Europa hätten sich bereits materialisiert, so der Portugiese. Aber das Mandat der EZB lautet nun einmal „Preisstabilität“ – und die ist derzeit offenkundig nicht gegeben, wie frische Daten zur Inflation jetzt bestätigen.

Die EZB hat ein Problem: Inflation in Spanien und NRW steigt wieder

Die Inflation in Spanien hat sich im ersten einer Reihe von Inflations-Berichten aus der Eurozone erneut beschleunigt, wie Bloomberg berichtet.

Wie das spanische Statistikamt am Mittwoch mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im August um 2,4% gegenüber dem Vorjahresmonat, gegenüber 2,1% im Vormonat – Treiber der Teuerung waren vor allem wieder gestiegene Kraftstoffkosten.

Die Daten entsprachen der mittleren Schätzung in einer Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftswissenschaftlern. Es ist der zweite Monat in Folge mit einer Beschleunigung der Inflation in Spanien.

Die Zahlen aus der viertgrößten Volkswirtschaft der Region bilden den Auftakt zu einer mehr als 24-stündigen Reihe von Länderberichten, die dann schließlich am Donnerstag in der  Veröffentlichung der Inflationszahlen für die gesamte Eurozone ihren Ausdruck finden. Analysten erwarten, dass die Inflation in der Eurozone weiterhin hartnäckig über der Marke von 5% liegen wird.

Das ist mehr als das Doppelte des von den EZB-Notenbankern angestrebten Ziels  – daher werden die Daten dieser Woche als ausschlaggebend für die EZB-Entscheidung am 14. September sein, ob sie die Zinsen weiter anheben wird. Sollte die EZB die Zinsen im September anheben, wäre das die zehnte Anhebung in Folge.

Daten aus Deutschland bestätigen Anstieg der Inflation

Wichtiger als Spanien werden für die EZB  die Zahlen zur Inflation aus Deutschland – sie dürften wahrscheinlich zeigen, dass die Verbraucherpreise immer noch mit einem jährlichen Tempo von über 6% steigen.

Am heutigenMittwoch veröffentlichte Daten aus Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland, zeigen eine Inflationsrate von 5,9%, gegenüber 5,8 % im Juli. In Baden-Württemberg stieg die Inflation von 6,8% im Juli auf nun 7,0% im August. Etwas niedriger als im Vormonat waren die Zahlen aus Bayern (5,9% im August nach 6,1% im Juli) und Hessen (6,0% im August nach 6,1% im Juli).

Im Gefolge der Inflations-Daten aus NRW stieg die 10-jährige Rendite in Deutschland um vier Basispunkte auf 2,55% – die Anleihemärkte reagieren damit auf die Daten, die übergeordnet auf eine Beschleunigung der Inflation in Deutschland hindeuten.

Inflation in anderen Länder der Eurozone

Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Zahlen zur Inflation aus Frankreich, die am Donnerstag veröffentlicht werden, eine weitere Beschleunigung auf über 5% zeigen werden, während für Italien eine Verlangsamung erwartet wird, die aber immer noch über dieser Marke liegt.

Die so genannte Kerninflation, bei der die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise ausgeklammert werden und die von den EZB genau untersucht wird, dürfte nach der mittleren Schätzung der Prognostiker bei 5,3% liegen.

EZB-Mitglieder haben die Inflations-Daten als entscheidend bezeichnet für die Zins-Entscheidung im September. Der österreichische EZB-Falke Robert Holzmann erklärte Anfang der Woche gegenüber Bloomberg, dass er eine weitere Zinserhöhung befürworte, „wenn es keine großen Überraschungen gibt“. Diese Überraschung schent es also nicht zu geben – die Daten sind eher auf der Oberseite überraschend.

Holzmanns finnischer Kollege Tuomas Valimaki sagte am Dienstag, dass der EZB-Rat „völlig offen“ sei, was zu tun sei, und dass jeder Schritt „von den eingehenden Daten abhängig“ sei.

Insgesamt ist die EZB gespalten – ddie Vertreter der Nordländer wollen die Zinsen weiter anheben, die Vertreter der Südländer wollen das nicht. Für Letztere ist die Stützung der Wirtschaft derzeit wichtiger als die Bekämpfung der Inflation.

FMW/Bloomberg

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9 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Frage stellt sich nicht! Beispiel 1992: Deutschland Leitzins bei 8,75 Prozent trotz der hohen Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern.

    Aber Inflation 5 Prozent deshalb 8,75 Prozent Leitzins. Ganz einfach. Die Bundesbank unter Schlesinger stellte die Arbeitslosigkeit hinten an und bekämpfte zuerst die Inflation.

    Es ist also im Wesentlichen immer eine Sache der Prioritäten. Was will ich und was nicht?

    Inflation oder Rezession, Crash oder Blase, Bereinigung oder weiter so…

  2. Tja, so ist es nun – wenn man vor einem Jahr die richtige Entscheidung, den Zins rechtzeitig anzuheben, verschläft. Jetzt bleibt nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ein Trost bleibt: durch den anstehenden Kollaps der Wirtschaft werden die Zinsen dafür abrupt gesenkt werden und nicht in kleinen Schritten – genau wie schon 3 mal in den letzten 20 Jahren

  3. NRW bestätigt also den Inflationstrend für Europa… das nennt man dann wohl: “das eigene Narrativ bedienen, koste es was es wolle”. Kein Wunder, dass die Einschätzung so oft daneben liegt!

    1. @Strahlemann – was meinen Sie damit?? NRW gilt als wichtigstes Bundesland in Sachen Inflation, weswegen die Märkte darauf immer stark reagieren – dazu kommt, dass NRW die Daten immer als erstes Bundesland veröffentlicht..

    2. So viel dummes Gelaber,
      man merkt so lang sind Sie noch net dabei, weil es so ist wie Fugi sagt.

      Erinnert mich stark an Fahnenstangen Sven…..

  4. Irgendwie wird das wohl nicht so richtig etwas mit der groß angekündigten „Disinflation“ und den daraus resultierenden „stark fallenden“ Inflationsraten.

  5. Wer den Zweitrundeneffekt der Inflation nicht sieht, hat noch Nacholbedarf in Sachen Wirtschaft. Selbst in der Schweiz mit der weltweit tiefsten Inflation von unter 3% sorgen die nachlaufenden Faktoren noch nicht für Entwarnug.Und soeben sind auch die Auftragseingänge stark eingebrochen. Das heisst im Moment noch alles gut, aber die Kuh ist noch nicht vom Eis.Der beste der ALTEN FÜCHSE ,Oskar Grübel, hat im Januar schon gesagt – Das wird zu Rezessionen führen – obwohl die Vollprofi- Konjunkturforscher der ETH dies für unmöglich hielten.
    Die Japaner verstrahlen das Meerwasser und Herr Strahlemann verstrahlt FMW mit Unwissen über Wirtschaft.
    P.S. Die Wetterkapriolen werden die Agrar – Lebensmittel noch arg belasten und der Winter könnte mit höheren Energiepreisen weiter für Furore sorgen.

  6. GIERFLATION kann man nicht mit höheren Zinsen bekämpfen, sondern mit Strafen gegen die Preistreiber
    durch die höheren Zinsen wird das instabile System weiter geschwächt und das gesamte Wirtschaftssystem ZERSTÖRT.
    Lagarde & Co sind Terroristen, die Europa vorsätzlich zerstören wollen. ab ins Gefängnis und Zinsen wieder runter !

    1. Lagarde hat absolut nicht die Ahnung, die notwendig ist, die EU / EZB auf den richtigen Weg zu bringen. Sie hat sich im entscheidenden Moment lieber mit neuen hübschen Euro-Geldscheinen befasst.
      Wenn Preisstabilität tatsächlich im Vordergrund der EZB stände, hätte es nie eine EZB geben dürfen ! Der Euro hat im Vergleich zu Gold oder dem CHF seit Bestehen dermaßen an Kaufkraft verloren ! Der Links-Kurs der EU ist u.a. daran schuld. Aber es tut sich langsam etwas – einige Länder haben das bereits begriffen und ziehen nicht mehr am selben Strang

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