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Warum die EZB eine Zinsanhebung nicht nötig haben soll

Inflation entwertet Geld

Die Verbraucherpreise (Inflation) sind heute für die Eurozone für den Monat Juli mit 2,2 Prozent vermeldet worden. Für Deutschland wurde der Wert erst gestern mit +3,8 Prozent veröffentlicht. Warum die EZB dennoch nicht aktiv werden muss oder soll in Sachen Zinsanhebung? Nun, das ifo-Institut hat heute einen Text zum Thema Konjunktur und Inflation veröffentlicht.

Konjunktur und Lieferengpässe

Die deutsche Konjunktur habe sich im zweiten Quartal 2021 nur langsam erholt. Gebremst habe insbesondere eine schrumpfende Wirtschaftsleistung der Industrie. Zwar seien die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt – aber Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten würden eine Ausweitung der Produktion stoppen. Im Gegensatz dazu würden der Handel und viele Dienstleister von den sinkenden Infektionszahlen, dem raschen Impffortschritt und den damit einhergehenden Öffnungen im Frühsommer profitieren. Entsprechend hätten ihre Umsätze im Vergleich zum Jahresbeginn kräftig zugelegt.

Im laufenden dritten Quartal wird die Erholung laut ifo schwach bleiben. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Produktion weiter schrumpfen. Darauf würden die rückläufigen Geschäftserwartungen der Unternehmen in den ifo-Konjunkturumfragen der vergangenen Monate hindeuten. Ursache dafür sei eine spürbare Verschärfung der Lieferengpässe. Im Juli hätten fast zwei Drittel der Industrieunternehmen angegeben durch einen Mangel an Vorprodukten in ihrer Produktion behindert zu sein. Im April lag der Anteil noch bei 45 Prozent. Aber auch die Aussichten bei den Dienstleistern und im Handel hätten sich zuletzt eingetrübt. Wieder steigende Infektionszahlen und eine stockende Impfkampagne bereiten den Unternehmern, deren Geschäftstätigkeit von sozialen Kontakten abhängt, zunehmend Sorgen.

Keine Angst – die Inflation soll wieder zurückkommen

Der Anstieg der Inflation dürfte sich laut ifo in den kommenden Monaten weiter beschleunigen auf über 4 Prozent. Gründe seien steigende Energiepreise und die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz. Anfang kommenden Jahres aber werde die Inflationsrate allmählich wieder zurückgehen in Richtung 2 Prozent. Insofern gebe es für die EZB derzeit noch keinen Anlass die geldpolitischen Zügel zu straffen, so die abschließende Aussage des ifo-Instituts.

EZB-Direktor über absichtliches Warten bei Zinsanhebungen

Die Münchner Wirtschaftsforscher sehen die Lage an der Inflationsfront also ziemlich entspannt. Mahnende Stimmen aus der „Verschwörungsecke“ a la Markus Krall und viele andere sprechen aber von einer Hyperinflation, die uns bevorstehen soll. Während Forscher wie  ifo Entwarnung geben, bringt die EZB eine ganz neue Perspektive ins Spiel, wenn es um die Inflation geht, die wie gesagt aktuell in der Eurozone bereits bei 2,2 Prozent liegt.

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Der italienische EZB-Direktor Fabio Panetta sagte gestern in einem Interview (hier der ganze Text), dass es besser sei die Zinsen in der Eurozone nicht zu früh anzuheben. In der Vergangenheit habe Ungeduld die EZB dazu gebracht Zinsen zu früh anzuheben, was übermäßigen Abwärtsdruck auf die Inflation aufrecht erhalten und das Wachstum gebremst habe. Ein „Heißlaufen“ der Wirtschaft könne notwendig sein um das Inflationsziel der EZB von 2 Prozent (FMW: Aktuell schon bei 2,2 Prozent) zu erreichen. Riskant ist das laut Panetta nicht. Im Gegenteil – dies sei der Weg um die Anstrengungen der Notenbank glaubwürdig zu machen. Dazu ein Top-Analyst:



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2 Kommentare

  1. Wenn die Wissenschaft und die Verantwortlichen bei der EZB völlig anderer Meinung sind, wird wohl die Wissenschaft unrecht haben und die moderne Welle der Weltrettung höchste Priorität haben.

    1. @Mike Lohmann, bei anderen Themen haben Sie es doch auch nicht so mit der Wissenschaft. Warum also plötzlich bei diesem Thema?

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