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Fed: Zinssenkung und das Misstrauensvotum der Anleger

Die Reaktion an den Märkten im Anschluss an die Zinssenkung der Fed war extrem - und sie verdeutlicht das Dilemma der Notenbanken

„Zinssenkungen können keine Virusinfektion stoppen“, das war ein geflügeltes Wort an der Wall Street am gestrigen Tag nach der überraschenden 50-Basispunkte-Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Die Reaktion an den Märkten im Anschluss an diesen Schritt war extrem – und sie verdeutlicht das ganze Dilemma, in dem sich die Notenbanken, nicht nur in den USA befinden.

Eine Zinssenkung kann die Märkte stabilisieren – und das war eindeutig die Zielrichtung der Fed. Aber dann die Reaktion: Nach einem Minus des Dow Jones vor der Entscheidung von 300 Punkten, schoss der Markt in Sekunden 600 Punkte nach oben, um dann bis zum Handelsende mit 2,9 Prozent oder 785 Punkten in der Verlustzone zu schließen.

Die Absicht der US-Notenbank Fed

Obwohl die Federal Reserve von vielen Seiten für ihren mutigen Schritt gelobt wurde, gibt es naturgemäß viele Argumente für und wider eines solchen Notschritts.

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Positiv ist zunächst einmal der Wille und die Bereitschaft der Fed zu bewerten, der Wirtschaft in diesem internationalen Krisenfall unterstützend zur Seite zu stehen. Nachdem sich beim G7-Treffen keine konkreten Schritte ergeben haben, sondern nur allgemeine Andeutungen über ein gemeinsames Vorgehen, hat die US-Notenbank Fed gezeigt, dass sie ohne langes Zögern zum Handeln bereitsteht. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds, der angekündigt hat, den von Covid-19 betroffenen Staaten mit Hilfsgeldern unter die Arme greifen zu wollen.

Für die USA selbst ergeben sich daraus natürlich auch ein paar positive konjunkturelle Wirkungen. Die große Zinssenkung schwächt den Dollar und hilft den Multinationals ihre Produkte auf den Märkten besser verkaufen zu können. Sie bringt Entlastungen für den hoch verschuldeten US-Konsumenten bei seinen Krediten, ob im Immobiliensektor, oder bei anderen privaten Schulden. Die Benchmark dafür, der US-Zins der 10-jährigen, fiel unter die Einprozentmarke, ein historisches Ereignis am gestrigen Tag.

Für die Aktienmärkte ergibt sich daraus mittelfristig natürlich ein gewisser Vorteil in der Konkurrenzsituation Aktien versus Anleihen. Das US-Zinsniveau ist jetzt so tief gefallen, dass man am Anleihemarkt keine positiven Realzinsen mehr bekommt, es sei denn, man weicht auf den hochriskanten Junkbond-Sektor aus.

Der Unsinn der aktuellen Zinssenkung

Das negative Szenario ergibt sich zunächst schon einmal aus der unmittelbaren Wirkung der Zinssenkung auf eine biologische Bedrohung der Wirtschaft und ihre Beteiligten durch das Auftreten einer Pandemie.

„Eine Zinssenkung bringt die Leute nicht dazu, ins Kino zu gehen, zu Konferenzen, Sport-Events oder zu anderen großen Veranstaltungen“, brachte es ein Anlagestratege des Brokerhauses JonesTrading auf den Punkt.

Recht unsinnig war auch die Erklärung von Fed-Chef Powell bei der Pressekonferenz mit seinen Hinweisen auf die US-Konjunktur: Die Wirtschaft sei gesund, mit einem starken Wachstum, einem stabilen Arbeitsmarkt und stark steigenden Löhnen. Warum dann ein außerplanmäßiger Zinsschritt in dieser Größenordnung? Weil andere Länder wegen des Coronavirus in Schwierigkeiten geraten? Was für ein Erklärungsnotstand!

Zinssenkungen entfalten ihre Wirkung erst 9 bis 12 Monate nach dem Schritt

Also was soll die Maßnahme bei der aktuellen Konjunkturlage bewirken?

Im Übrigen bringt sich die US-Notenbank Fed mit ihrer Zinssenkung in der Folge selbst in eine missliche Lage. Wenn der oder die nun folgenden Zinsschritte nur eine Notmaßnahme sind, die den Märkten beim Wüten des Coronavirus Unterstützung geben, was soll anschließend passieren, wenn die Gefahr gebannt und das Virus unter Kontrolle gebracht wurde? Will man dann den Liquiditätsüberschuss wieder einsammeln und die Zinssenkungen wieder rückkgängig machen? Was das für Folgen an den Märkten hätte, weiß die Fed natürlich. Außerdem wird der Spielraum der US-Notenbank immer kleiner (bis zu den Nullzinsen), also auch die Munition weniger, die man beim Aufteten einer ganz normalen zyklischen Rezession in Zukunft zur Verfügung hat.

Fazit

Der überraschende Zinsschritt der Fed war ein „ Preemtive Rate Cut“, also eine präventive Zinssenkung. Man will vorsorglich reagieren und nicht im Nachhinein, wie bei der Finanzkrise 2008. Die Reaktion der Märkte war aber deutlich und brachte zum Ausdruck, dass das Risiko einer Rezession infolge des Coronavirus extrem gestiegen ist. In einem solchen Fall bringt billiges Geld auf kurze Sicht nichts mehr, die Aktienkurse müssen korrigieren, weil die Bewertungen in keiner Weise mehr mit dem dann sich entwickelnden Relationen wie den Gewinnen, Kurs/Gewinnverhältnissen und weiteren Kennziffern übereinstimmen.

Die Märkte haben gestern ein kleines Votum abgegeben. Jetzt liegt es an Covid-19, seiner Entwicklung, den möglichen fiskalischen Maßnahmen der Regierungen und an weiteren Maßnahmen der anderen Notenbanken, ob das Szenario eintritt, welches heißen könnte: Der 11-jährige Aufschwung nach der Finanzkrise ist zu Ende.

Die Fed hat gestern einen riskanten Schritt unternommen



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4 Kommentare

  1. Eigentlich gibt es bei diesen Zinsen zu Aktien keine Alternative, eigentlich. Es gibt da aber ein ganz fundamentales Problem, das jezt durch das Virus beschleunigt wird: von rund 2300 Unternehmen, die an der NYSE und der NASDAQ gelistet sind, haben 2015 rund 40% Verluste gemacht. Das war schon viel, aber mittlerweile ist diese Quote auf 47% angestiegen. Demgegenüber machen die 20 besten Unternehmen gigantische Gewinne.
    Die Aktie bringt gegenüber der Anleihe nichts, wenn das Unternehmen Geld verliert. Wenn ein so hoher Prozentsatz dauerhaft Geld verliert, dann ist die ganze Wirtschaft im Ungleichgewicht. Das Virus kann viele dieser Unternehmen in die Insolvenz treiben und dann auch die Nachfrage für die Top Unternehmen einbrechen lassen. Das Problem scheint mir, dass die Top Unternehmen wie Apple, Google oder Microsoft mit ihrer Marktmacht die Wirtschaft aussaugen. Wenn die leergesaugt ist, gibt es auch für die Großen nichts mehr zu verdienen.
    In Summe ist daher TINA zu einfach gedacht: Eine Rezession wird diese Ungleichgewichte, so weit sie in den letzten zehn Jahren getrieben wurden durch das Billiggeld, mit unbarmherziger Härte zutage fördern.

  2. TIA. ( There is Alternative)

    @ Pigeon, völlig einverstanden. TINA ist nicht unbedingt richtig, denn seit mindestens zwei Wochen hätte man mit Anleihen mehr gewonnen als mit Aktien. Wenn man wegen schlechterer Wirtschaft noch tiefere Zinsen erwartet , müssten die US – Bonds noch weiter steigen u.die Börsen fallen. Das heisst, dass für die nächsten Monate TINA ausser Betrieb. ( in Quarantäne) ist.
    Zudem wenn schon Aktien, müssten es nicht unbedingt die am höchsten bewerteten vom Trumpenland sein.

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