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Herabstufung der Bonität der USA Ratingagentur Fitch löst Schock aus – USA verlieren AAA-Rating

Ratingagentur Fitch löst Schock aus - USA verlieren AAA-Rating

Nach dem wochenlangen Hickhack um die Schuldengrenze konnte die Regierungsparteien schließlich ein Kompromiss erzielen. Seitdem darf die Biden-Administration wieder fröhlich neue Schulden machen – ganz nach dem Motto: Schulden machen ohne Reue. Doch das bleibt nicht ohne Konsequenz. Die bekannte Rating-Agentur Fitch hat den USA die höchste Bonitätsstufe entzogen, wie Bloomberg aktuell meldet. Die in New York und London ansässige Agentur bemängelt das steigende Haushaltsdefizit sowie die “Erosion der Staatsführung”. Diese hat in den letzten zwei Jahrzehnten zu wiederholten Konflikten über die Schuldengrenze geführt. Die Herabstufung dürfte Folgen für die USA haben.

Fitch setzte die Bonität der USA um eine Stufe von AAA auf AA+ herab und folgte damit einem Schritt, den S&P Global Ratings bereits vor mehr als einem Jahrzehnt getan hatte. Steuersenkungen und neue Ausgaben in Verbindung mit wirtschaftlichen Schocks haben die Haushaltsdefizite anschwellen lassen, so Fitch, während die mittelfristigen Herausforderungen im Zusammenhang mit den steigenden Kosten für Sozialleistungen weitgehend ungelöst bleiben.

“Die Herabstufung des Ratings der Vereinigten Staaten spiegelt die erwartete fiskalische Verschlechterung in den nächsten drei Jahren, eine hohe und wachsende Staatsverschuldung und die Erosion der politischen Führung im Vergleich zu anderen mit ‘AA’ und ‘AAA’ bewerteten Emittenten in den letzten zwei Jahrzehnten wider”, erklärte Fitch.

Janet Yellen ist not amused

Finanzministerin Janet Yellen nannte die Herabstufung “willkürlich” und “überholt”. Treasuries legten im frühen asiatischen Handel leicht zu.

“Die Entscheidung von Fitch ändert nichts an dem, was Amerikaner, Investoren und Menschen auf der ganzen Welt bereits wissen: dass Treasuries nach wie vor die weltweit wichtigste sichere und liquide Anlage sind und dass die amerikanische Wirtschaft grundsätzlich stark ist”, sagte Yellen in ihrer Erklärung.

Fitch hatte die Herabstufung bereits im Mai angedeutet, als sich Demokraten und Republikaner im Kongress über die Anhebung der Schuldengrenze stritten und die Regierung deswegen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Die konnte zwar letztlich abgewendet werden, aber Fitch stellt fest, dass die wiederholt nur in letzter Minute beigelegten Auseinandersetzungen das Vertrauen in die Haushaltsführung der USA untergraben haben.

Kommentatoren zeigten sich dennoch überrascht. Allianz-Wirtschaftsberater und Bloomberg-Kolumnist Mohamed El-Erian meinte, er sei über “viele Aspekte der Entscheidung verwundert”, unter anderem über den Zeitpunkt.

Reaktion der Biden-Regierung

Einige Beamte der Biden-Regierung haben sich am Dienstag vehement gegen die Entscheidung von Fitch Ratings gewehrt, den USA ihr erstklassiges Kreditrating zu entziehen. Sie sind nun bemüht, die politischen und wirtschaftlichen Folgen zu kontrollieren. Die Entscheidung von Fitch kam zwei Monate nach einem erbitterten Schuldenstreit über die Anhebung des US-Schuldenlimits.

Beamte der US-Regierung betonten am späten Dienstag, dass die US-Finanzpolitik solide sei. Sie sagten, sie hätten vor der Ankündigung erfolglos versucht, Fitch die Herabstufung auszureden.

In einem Telefonat mit Reportern kritisierten andere Regierungsbeamte die Entscheidung als unbegründet und dem gesunden Menschenverstand widersprechend. Die Beamten sagten, die Herabstufung sei eine Reaktion auf das rücksichtslose Verhalten von Präsident Donald Trump und komme trotz der Anzeichen dafür, dass sich die US-Wirtschaft weiterhin stark von ihrem starken Abschwung während der Covid-19-Pandemie erholt.

Es ist unwahrscheinlich, dass der Schritt von Fitch etwas an den politischen Aussichten der USA ändern wird, die eher von fiskalischen Konflikten als von Stabilität geprägt sind, so Bloomberg. Bereits am 1. Oktober droht ein Regierungsstillstand, da sich Republikaner und Demokraten über eine Lücke von 120 Milliarden Dollar bei den Ausgaben für das Jahr 2024 streiten.

Künftige Unstimmigkeiten über die Schuldenobergrenze scheinen ebenfalls unvermeidlich. Die jüngste Schuldenvereinbarung sieht eine weitere Auseinandersetzung nach dem 1. Januar 2025 vor. Das Weiße Haus hat eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet, die Wege finden soll, um eine weitere Schuldenkrise zu vermeiden, aber das Gremium wird von den Republikanern nicht unterstützt, die argumentieren, dass sich die Schuldenobergrenze auch in diesem Jahr als nützliches Instrument erwiesen hat, um Ausgabenkürzungen zu erzwingen.

Fitch: Gründe für die Herabstufung

Fitch begründete seine Entscheidung mit einer Verschlechterung der US-Governance-Standards. Die Rating-Agentur begründete ihren Schritt zudem mit dem Streit um die Schuldenobergrenze und den anhaltend hohen Defiziten sowie mit den langfristigen Finanzierungsproblemen der Sozialversicherung und der medizinischen Versorgung.

Die Regierung bemühte sich, alle Bedenken über die Auswirkungen zu zerstreuen. Regierungsbeamte spielten die Entscheidung herunter und sagten voraus, dass die Herabstufung nur minimale Auswirkungen auf die realen US-Kreditkosten haben würde.

Erste Auswirkungen

Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA von AAA durch Fitch am Dienstag – eine Einstufung, die das Land seit mindestens 1994 innehat – wird wahrscheinlich die Haushaltskämpfe in Washington neu entfachen. Und das zu einer Zeit, in der der US-Präsidentschaftswahlkampf vor der Wahl 2024 an Fahrt aufnimmt, bei der Bidens Umgang mit der Wirtschaft im Mittelpunkt stehen dürfte.

Auch an den Finanzmärkten blieb die Entscheidung nicht ohne Auswirkung. Die zweijährige Treasury-Rendite fiel im asiatischen Handel um einen Basispunkt auf 4,89%, während die zehnjährige um einen Basispunkt auf 4,03% anstiegen. Der US-Dollar gab gegenüber dem Euro und dem Yen nach. An den Aktienmärkten sind die Auswirkungen ebenfalls zu sehen. Sowohl die US-Indizes als auch der Dax handeln am Mittwochmorgen tiefer.

Die Herabstufung durch S&P im Jahr 2011 löste weltweit einen Ausverkauf bei Risikopapieren wie Aktien aus, gab aber ironischerweise den Staatsanleihen Auftrieb, da die Anleger nach Zufluchtsorten suchten.

Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur Fitch - Schulden
Treasury futures steigen, während der Dollar fällt

FMW/Bloomberg



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9 Kommentare

  1. Sicher wissen die Leute von Fitch mehr als wir alle zusammen.
    Gibt es z. B. vielleicht bald eine Alternative um im Welthandel einfacher bezahlen zu können, ohne den Dollar benutzen zu müssen?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Verschwörungstheoretiker

      „Sicher wissen die Leute von Fitch mehr als wir alle zusammen.“

      Vielleicht ist die amerikanische Regierung auch gar nicht so überrascht von dem Rating, wie sie tut. Wie gut das die Ratingagenturen ihren Sitz in den USA haben.

      Die Regierung muss Schuldscheine im Wert von ca. 1 Billionen Dollar im Markt platzieren.
      Wer soll diese Schuldscheine kaufen, wenn die Rendite nicht stimmt bzw. nicht konkurrenzfähig ist?
      Und im Ausland reißt man sich nicht unbedingt um amerikanische Schuldscheine, nachdem der Dollar als Waffe eingesetzt wurde.

      Das Geld muss aus dem Aktienmarkt in den Anleihenmarkt.

      Und dahin geht es nun mal nicht von alleine 😉

  2. Investoren, die in die Ölindustrie investieren, investieren sowohl in die US-Texas-Ölindustrie wegen der Schieferölindustrie, als auch in die Ölindustrie der Öl-Allianz OPEC+. Die Herabstufung der Bonität der USA könnte nunmehr aber zu einer Verschiebung zugunsten der Öl-Allianz OPEC+ führen, die zudem beabsichtigt, die Anzahl ihrer Mitgliedsländer zu erhöhen. Der 45. US-Präsident Donald Trump könnte dies als möglicher erneuter Präsidentschadtskandidat zum Anlaß nehmen, im Rahmen der US-Wahl 2024 mit dem Slogan Make Oil great again! Wahlkampf zu machen.

    1. Braucht er nicht mehr, das hat er schon vor 6 Monaten getan und wiederholt es ständig, da US-Amerikaner nur noch über ein 3- Tage Gedächtnis verfügen. In den News wird das sehr deutlich.
      Unser Schulsystem ist schon lange auf den gleichen Verdummungs-Trip, wie PISA schon seit Jahren belegt.

      1. Antwort an FMW-Nutzer Tim. B am 02.08.23 um 12.57 Uhr: Er ist aufgerufen, seinen Nachfolger, den 46. US-Präsidenten Joe Biden aufzufordern, Rahmenbedingungen, die den Ölpreis stützen, auf den Weg zu bringen.

        1. Oh, wenn @Holger Voss den ehemaligen Trum auffordert, Joe Biden aufzufordern, mehr fuer die Oelindustrie zu tun, dann wird Trump sicher brav folgen.
          Ich fuerchte nur, Trump wird seinen Wahlkampf mit „Waehlt mich, damit ich nicht in den Knast muss“ bestreiten und Joe Biden setzt einfach auf das, was sinnvoll ist: mehr erneuerbare Energien.

          1. Antwort an FMW-Nutzer Horst Schlemmer am 03.08.23 um 08.47 Uhr: Daß, was aus Ihrer Sicht sinnvoll erscheint.

          2. @Holger Voss: Sehen Sie, dass der Unterschied zwischen uns beiden: Sie versuchen sich die Welt nach ihren vorstellen zu traeumen und blenden die Realitaet einfach aus. Ich hngegen betrachte sie einfach so, wie sie ist. Der Vorteil: Ich muss meine Narrative nich staendig anpassen.

            Im uebrigen: Was ist wohl sinnvoller: Auf ein endliches Gut zu setzen oder auf ein Gut, das potentiell unendlich genutzt werden kann?

          3. Antwort an FMW-Nutzer Horst Schlemmer am 03.08.23 um 10.15 Uhr: Wenn Sie das sagen, dann wird das so sein.

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