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Fonds: Mit künstlicher Intelligenz auf neuen Wegen?

Aktiv gemanagte Fonds sind schon lange unter Druck durch den Siegeszug der ETFs. Bringt die künstliche Intelligenz (KI) nun die Rettung?

Ist KI die Rettung für Fonds?

Aktiv gemanagte Fonds sind unter Druck durch den Siegeszug der ETFs. Nun aber kommt noch die neue Generation Anleger hinzu, die sich durch gegenseitige Information über die sozialen Medien zu Aktienkäufen animiert, aber von klassische Produkten wie Fonds meist nichts wissen will. Dass man jedoch aus der Auswertung von Online-Kommentaren Kapital schlagen kann, ist allerdings nichts Neues. Es gibt bereits Fonds, die mit künstlicher Intelligenz die Stimmung für bestimmte Aktien auswerten und dabei zu guten Ergebnissen kommen.

Fonds und neue Trends: Ein Hedgefonds, der einem Buzz-Index folgt

Es gibt in Kanada einen Hedgefonds, Periscope Capital, gegründet von Jamie Wise, der seit acht Jahren mittels künstlicher Intelligenz die Kommentare im Netz über diverse Aktien auswertet und über die festgestellte Stimmungslage (Buzz) zu bisher sehr positiven Überrenditen gegenüber der Benchmark (S&P 500) gelangt. Der 45-jährige Manager spricht von 20 Quellen, die durchleuchtet werden, von über 1500 Aktien, von denen 300 genauer ins Auge gefasst werden und von denen wiederum die 75 aussichtsreichsten ins Portfolio kommen. Einmal im Monat wird der Index neu angepasst. Die Ergebnisse des Fonds können sich sehen lassen. Während der S&P 500 seit Anfang 2020 gut ein Viertel an Wert zulegen konnte, schaffte der Kanadier mit seinem Fonds das Dreifache.

Grundlage der neuen Methodik ist AI, Artificial Intelligence, zu deutsch KI oder künstliche Intelligenz, ohne die es nicht möglich wäre, Millionen von Nachrichten so schnell auszuwerten. Der Manager weist auf die rasche Weiterentwicklung des Systems hin. Vor fünf Jahren habe man noch zwei Millionen Kommentare monatlich bewertet, mittlerweile sei man schon bei 20 Millionen angekommen.

Die aktuellen Umschichtungen

Für den Monat März hat der kanadische Spezialfonds elf Umschichtungen vorgenommen. Sich etwas von Tech-Titeln getrennt (z.B. Intel) und konjunktursensible Werte aufgenommen, aus den Bereichen Energie und Reisen (Marathon Oil, United Airlines, Norwegian Cruise Line). Allerdings folgt der Fonds auch den großen Trends, denn die größten Positionen im Portfolio sind auch diejenigen, die man aus dem Dickschiff, dem S&P 500 kennt: Apple, Amazon und Tesla.

Aus den gerade genannten Bedingungen werden aus meiner Sicht zwei Problemfelder deutlich: Das Klumpenrisiko und die langsame Reaktion in bestimmten Börsenphasen. Wie lange hatte der Börsencrash infolge Corona im Februar/März 2020 gedauert? Ganze 35 Tage bis zum Tief.

Hendrik Leber und ein Acatisfonds als deutscher Ableger

Der in Deutschland sehr bekannte Fondsmanager, Dr. Hendrik Leber, gilt als sehr technikaffin, dafür spricht schon seine intensive Beschäftigung mit der Blockchaintechnik um den Bitcoin. Dies ist daher kaum verwunderlich, dass der Vermögensverwalter bereits seit drei Jahren einen ähnlichen Fonds kreiert hat, der auch in Deutschland zu handeln ist: Acatis AI BuzzUS Equities.

Auch dieser Fonds entwickelt sich seit seiner Gründung besser als der S&P 500 und damit auch als der deutsche Leitindex. Viel besser, bis zum Ende letzter Woche lautete die Relation 89 zu 46 Prozent. Allerdings ist die Größe des Fonds mit 35 Millionen Euro noch sehr klein, was für unser etwas von Technik-Skepsis geprägtes Land als nicht verwunderlich erscheint.

Fazit

Es ist wieder einmal ein Versuch eines Hedgefonds, mit Hilfe neuester Technik eine Überperformance gegenüber der großen Benchmark, dem S&P 500, zu erzielen. Was wurde in den letzten Jahren nicht schon alles versucht, beispielsweise mit dem teuren Einsatz von Hochleistungscomputern, in großer Nähe zur Wall Street, um mittels von Sekundenbruchteilen einen Zeitvorsprung als Investitionsvorteil zu erzielen.

Es funktioniert immer anfangs, bei einer neuen Technik, einer neuen Methode – bis sie zuviel Nachahmer findet. Gerade bei Hedgefonds, deren Anzahl geradezu explodiert ist. Von ein paar Hundert in den 1990-er-Jahren, bis auf zuletzt über 13.000. Aber die Performance von Periscope Capital könnte erst einmal einige Anhänger finden, bis der „First Mover Advantage“ verloren geht. Die Technik ist längst vorhanden, man braucht sich nur anzusehen, worauf die Google-Analysen alles stoßen.



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