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Gaspreis am Terminmarkt steigt – wieso die Lage wieder kritischer geworden ist

Flamme auf Gasherd

Der Gaspreis am Terminmarkt steigt zuletzt wieder an. Vom letzten Tief bei 65 Euro am 10. November kann der für Europa entscheidende Terminkontrakt Dutch TTF heute auf 91,71 Euro ansteigen. Obwohl der Preis am 17. November bereits bei 99 Euro war, so zeigt der Chart am Ende des Artikels, der bis Anfang Oktober zurückreicht, für die letzten Tage doch eine steigende Tendenz. Dies hat Gründe.

Blockade von Nord Stream 2 brachte Push für Gaspreis

Die vor genau einer Woche von der deutschen Bundesregierung (über die Bundesnetzagentur) initiierte Blockade von Nord Stream 2 brachte den größten Aufwärtsschub im Gaspreis in den letzten Wochen. Denn damit war klar: Kurzfristig gibt es keine zweite Pipeline durch die Ostsee, über die Russland voller Freude jede Menge zusätzliches Gas nach Europa pumpen könnte. Daher weniger Angebot, das bedeutet sofort einen höheren Gaspreis am Terminmarkt. Auch die neue Bundesregierung (vor allem dank der Grünen) wird sich bei der Genehmigung von Nord Stream 2 womöglich Zeit lassen.

Neue US-Sanktionen gegen Nord Stream 2

Vorgestern verhängten die USA neue Sanktionen. Auch wenn es wohl eher eine Aktion ohne große Auswirkungen ist, so soll es doch wohl ein Symbol sein, dass die USA sich weiter so gut es geht gegen Nord Stream 2 positionieren. Das Außenministerium verhängte Sanktionen, wonach zwei Schiffe und ein mit Russland verbundenes Unternehmen (Transadria Ltd.) aufgeführt wurden, die an der Nord Stream 2-Pipeline beteiligt sind. Transadria Ltd. wird sanktioniert, und sein Schiff, die Marlin, wird als gesperrtes Eigentum ausgewiesen. Auch hat man 8 Personen sanktioniert und 17 ihrer Schiffe als gesperrtes Eigentum im Zusammenhang mit Nord Stream 2 identifiziert.

Lieferungen von Gas nach Europa zu gering

Laut oilprice.com bleiben die russischen Gasexporte in etwa auf dem Niveau des letzten Jahres, als die zweite Corona-Welle die Nachfrage auf dem Kontinent in die Höhe trieb – sie bewegen sich derzeit um die 3.000 GWh pro Tag. Darüber hinaus habe Gazprom, seit es begonnen hat die europäischen Gasvorräte wieder aufzufüllen, dies mit einer mageren Rate von 5 Millionen Kubikmetern pro Tag getan, so dass die derzeitigen Gasvorräte von Gazprom nur ein Drittel ihres üblichen Niveaus betragen sollen.

So sieht das offenbar auch der Experte Javier Blas, der auf die Speicher blickt. Seiner Aussage nach verschärft sich die europäische Gaskrise mit der zweitschnellsten Leerung der Gasspeicher in den letzten 10 Jahren. Europa könne für den Rest des Winters nicht mehr in dem derzeitigen Tempo Gas entnehmen. Sich leerende Gasspeicher, zu wenig Lieferungen – dies treibt natürlich den Gaspreis nach oben.

Große Nachfrage nach Gas, zu wenig Öl-Reserven kommen auf den Markt

Gestern war es die große Nachricht am Ölmarkt. Die USA und andere Länder bringen Teile ihrer Öl-Reserven auf den Markt. Aber offenbar viel weniger als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Denn der Ölpreis steigt seitdem. Dass nicht genug zusätzliches Öl auf den Markt kommt, könnte folglich für höhere Nachfrage bei alternativen Brennstoffen wie Kohle und Gas sorgen, was den Anstieg im Gaspreis unterstützen könnte.

Und wie man aktuell sieht: Die globale Nachfrage nach Gas scheint weiterhin sehr groß zu sein, gerade jetzt wo der Winter startet. So ist der Anstieg der Gas-Exporte aus den USA heraus offenbar derzeit so groß, dass der Verband der industriellen Energieverbraucher der USA die US-Regierung auffordert exzessive Exporte von Flüssiggas aus den USA heraus zu bremsen.

Chart zeigt Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Anfang Oktober TradingView Chart zeigt Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Anfang Oktober.



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