Gestern berichteten wir bereits über den seit Montag Abend laufenden Abwärtstrend im europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF. Der wichtigste Fakt: Russland veröffentlichte gestern zwar seine Liste der Export-Verbote – Gas und Öl tauchten dort aber nicht auf. Also kann auch weiter Gas nach Europa gepumpt werden.
Käufer wollen weiter aus Russland kaufen
Wichtig: Die europäischen Käufer wollen weiter Gas in Russland einkaufen. Würden sie russisches Gas komplett blockieren und versuchen in den USA, Katar oder sonst wo auf dem Planeten an große Mengen Flüssiggas zu kommen, würde das einen stark steigenden Gaspreis bedeuten. Aber Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck machte diese Woche klar, dass man erst einmal weiter Gas in Russland einkaufen wird. Und heute hören wir von Ungarns Premierminister Orban, dass es keine EU-Sanktionen gegen Russland geben werde, die sich auf Gas oder Öl beziehen werden. Dies ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass Europa weiterhin Gas in Russland einkauft.
#OOTT | Hungary PM Orban: Will Not Be EU Sanctions Against Russia That Would Apply To Gas Or Oil
— LiveSquawk (@LiveSquawk) March 11, 2022
Verkäufer Russland liefert weiterhin wie vereinbart
Auf der anderen Seite gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass während des Ukraine-Kriegs weniger Gas durch die Pipelines von Russland nach Europa fließt. Wichtig: Gestern Abend sagte Russlands Präsident während einer Regierungsbesprechung, die im russischen Fernsehen übertragen wurde, dass Russland alle seine Verpflichtungen im Bereich Energieversorgung erfülle. „Wir liefern alles, was wir zu liefern haben“, so seine Worte. Das Gas fließt also weiter – dies entspannt den Gaspreis! Dieses Szenario hilft nun schon seit vier Tagen dabei den Preis von über 300 Euro auf 115 Euro heute früh fallen zu lassen. Bis jetzt steigt Dutch TTF aber wieder auf 136 Euro. Eskaliert die Lage in der Ukraine weiter, weiß man nicht, ob Orban, Habeck und Co sich doch noch dazu hinreißen lassen auf russisches Gas zu verzichten. Nach dem Motto „Hauptsache Russland schwächen – dann zahlen wir eben astronomische Preise für Flüssiggas aus Übersee?“ Aktuell hört man zum Beispiel vom belgischen Premier, dass die EU-Kommission in den nächsten zwei Wochen Vorschläge unterbreiten will, wie man am Gasmarkt intervenieren kann. Es bleibt also spannend.
🇧🇪 🇪🇺 BELGIAN PM DE CROO: EU COMMISSION WILL DRAW UP PROPOSALS TO INTERVENE IN #GAS MARKET IN COMING 2 WEEKS – RTRS
— Christophe Barraud🛢 (@C_Barraud) March 11, 2022
Aktuelle Nachrichtenlage
Heute gibt es fast Nachrichten am Fließband. Wie sensitiv der Gaspreis auf Nachrichten reagiert, sieht man aktuell ziemlich gut. Die Anstiege der letzten drei Stunden auf 136 Euro werden auch daran liegen, dass der slowenische Premierminister gesagt hat, dass man russische Energieimporte zügig senken solle. Europa sei stark genug um dies zu managen. Aber leider würden nicht alle seine europäischen Kollegen dieser Sichtweise zustimmen. Es sei Blutgeld, was man derzeit an Gazprom überweise.
Slovenian PM @JJansaSDS tells me he is in favor of cutting Russian energy imports “immediately – Europe is strong enough to manage it. Sadly not all colleagues agree. Is it blood money when you pay Gazprom? Yes.”
— Maria Tadeo (@mariatad) March 11, 2022
Und vor wenigen Minuten hat sich nun Wladimir Putin gemeldet mit der Aussage, dass es positive Entwicklungen in Gesprächen mit Ukraine gebe. Und zack, die Aktienkurse steigen, der Ölpreis fällt. Der Gaspreis könnte also in Kürze wieder fallen. Entspannt sich die Lage rund um die Ukraine, sinkt auch die Angst vor einer Gas-Knappheit.
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