Märkte

Gaspreis am Terminmarkt steigt über 100 Euro – Blick nach Norwegen

Gas-Flamme auf einem Herd

Am Donnerstag direkt vor dem Osterwochenende war der europäische Gaspreis am Terminmarkt (Dutch TTF-Kontrakt) bis Dienstag dieser Woche deutlich gefallen, von über 100 auf unter 85 Euro. Denn die Lage am Gasmarkt hat sich in den letzten Tagen entspannt (wir berichteten). Die Internationale Energie-Agentur meldete anstehende weltweite Nachfragerückgänge für Gas. Die Gaslager in Deutschland und Europa füllen sich, weil Russland weiterhin liefert und gleichzeitig die Heizperiode in Europa endet. Außerdem unterließ Wladimir Putin zuletzt neue Drohungen zu möglichen Lieferunterbrechungen Richtung Europa. Dies alles half dem Gaspreis dabei sich in den letzten Tagen zu entspannen, und der Gaspreis kam zurück.

Gaspreis steigt – Blick nach Norwegen

Jetzt aber zieht der Preis für Gas wieder etwas an. Dutch TTF ist seit Mittwoch Abend von 93 Euro auf aktuell 103 Euro angestiegen. Mit Blick auf den Chart, der Dutch TTF im Kursverlauf seit Beginn des Ukraine-Kriegs zeigt, kann man noch nicht wirklich von einer Rally im Gaspreis sprechen. Aber seit vorgestern ist nun mal eine gewisse Aufwärtstendenz erkennbar. Und dies liegt vor allem an Vorgängen in Norwegen – nach Russland immerhin der wichtigste Lieferant von Gas für den europäischen Markt.

Kommt es in Norwegen zu Ausfällen bei Produktion, Verarbeitung oder Transport, ist das auch ein gewichtiger Faktor, der den Gaspreis beeinflussen kann. Laut aktuellen Berichten gibt es saisonale Arbeiten am großen Troll-Gasfeld in Norwegen, weswegen heutige Gaslieferungen auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten fallen sollen. Außerdem gibt es ungeplante Ausfälle in der Verarbeitungsanlage Kollsnes.

Nur kurzfristige Verknappungsangst? Norwegen will Lieferungen von Gas stark ausbauen

Aber solche Ereignisse klingen doch eher nach kurzen und beherrschbaren Problemen, die nur zu geringfügigen Versorgungseinschnitten führen sollten. Interessanter ist – so meine Meinung – was von den Betreibern solcher Gasfelder beschlossen und durchgeführt wird, was dann die Produktions- und Exportmengen beeinflusst. Und in Norwegen gibt es klare Bestrebungen im Zuge des Ukraine-Kriegs, dass man als verstärkter Ersatzproduzent anstelle von Russland einspringen will. Auch wenn man es nicht schaffen wird die russischen Mengen komplett zu ersetzen, so kann Norwegen doch einen Beitrag leisten für die Entspannung in der europäischen Versorgung mit Gas. Und dies könnte den Gaspreis mittel- und langfristig wieder zum Sinken bringen.

Laut Berichten hat das norwegische Erdöl- und Energieministerium bereits Mitte März dem Anbieter Equinor gestattet, die Produktion und die Exporte aus den Gasfeldern Troll, Oseberg und Heidrun in den Sommermonaten zu erhöhen. Equinor hat außerdem beschlossen die Abstellarbeiten auf dem Oseberg-Feld von Mai auf September dieses Jahres zu verschieben, um die Produktion zu beschleunigen. Man konzentriere sich darauf den sicheren und effizienten Betrieb der Anlagen aufrechtzuerhalten und in einer äußerst schwierigen Situation ein zuverlässiger Energielieferant für die Märkte in Europa zu bleiben. In engem Dialog mit den Behörden und seinen Partnern ergreife man jetzt Maßnahmen um das hohe Produktionsniveau des Winters aufrechtzuerhalten.

Szenarien

Die am Anfang des Artikels genannten entspannenden Faktoren für einen fallenden Gaspreis bleiben bestehen. Und dass es in Norwegen zu Unterbrechungen kommt, darf man wohl als kurzfristige Faktoren ansehen. Wichtiger scheint zu sein, dass Norwegen im Sommer möglichst viel Gas pumpen will um für seine europäischen Kunden russisches Gas zumindest teilweise zu ersetzen. Abseits davon besteht natürlich jederzeit die Möglichkeit, dass Wladimir Putin eine Aussage zum Thema Gas trifft, die den Gaspreis stark ansteigen lässt – oder dass Europa von sich aus ein Gas-Embargo gegen Russland verhängt. Dies würde aber wohl nur geschehen, wenn der Krieg in der Ukraine nochmal dramatisch eskaliert.
Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit dem 22. Februar



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