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Goldman Sachs erhöht Ölpreis-Ziel auf 100 Dollar

Goldman Sachs erhöht sein Kursziel für den Ölpreis von 93 auf 100 Dollar. Ist damit folglich nur noch wenig Luft nach oben vorhanden?

Öl-Lagertanks
Öl-Lagertanks. Foto: Tawatchai07 - Freepik.com

Seit mehr als zehn Wochen ist der Ölpreis massiv angestiegen. Die weltweite Referenzsorte Brent stieg seit Anfang Juli von 74 Dollar auf das Hoch von 95,82 Dollar gestern Nachmittag. Auch wenn wir heute (endlich mal?) eine technische Abwärtsreaktion auf 93,41 Dollar sehen: Goldman Sachs ist laut Bloomberg in den Club der 100-Dollar Prognostiker eingetreten, und hat sein Preisziel für Rohöl wieder auf eine dreistellige Zahl angehoben, da die weltweite Nachfrage ein noch nie da gewesenes Niveau erreicht habe, und die Angebotsbeschränkungen der OPEC+ den Markt weiter verengen.

Ölpreis-Prognose auf 100 Dollar angehoben – aber größter Teil der Rally bereits erledigt

Goldman Sachs hebt seine 12-Monats-Prognose für den Brent-Ölpreis von 93 auf 100 Dollar pro Barrel an. „Der größte Teil der Rallye bei diesem wichtigen Rohstoff liegt jedoch hinter uns“, so die Bank in einer Mitteilung. Der Ölpreis hat sich in den letzten Monaten stark erholt und ist auf ein 10-Monats-Hoch gestiegen, was auf die erheblichen Angebotsdrosselungen der OPEC+-Hauptakteure Saudi-Arabien und Russland zurückzuführen ist. Bessere Aussichten in den beiden größten Volkswirtschaften den USA und China haben den Ölpreis-Anstieg ebenfalls gestützt, da die Lagerbestände rasch abnahmen. Derzeit seien die meisten großen Volkswirtschaften weiterhin auf dem Weg zu einer sanften Landung, so Goldman Sachs. Im Chart sehen wir den Brent-Verlauf seit Ende 2021.

Kursverlauf im Brent-Ölpreis seit Ende 2021

Spanne von 80 bis 105 Dollar

„Wir glauben, dass die OPEC in der Lage sein wird, den Brent-Ölpreis bis 2024 in einer Spanne von 80 bis 105 US-Dollar zu halten, indem sie das robuste globale Nachfragewachstum in Asien nutzt“, so die Analysten Daan Struyven, Callum Bruce und Yulia Zhestkova Grigsby in ihrem heutigen Bericht. Gleichzeitig ist es unwahrscheinlich, dass die OPEC die Preise auf ein extremes Niveau anhebt, was ihre langfristige Restnachfrage zerstören würde“, so die Analysten.

Andere Expertenaussagen

Der Markt werde in diesem Quartal ein Defizit von schätzungsweise 2 Millionen Barrel pro Tag aufweisen, gefolgt von einem Defizit von 1,1 Millionen Barrel pro Tag in den letzten drei Monaten des Jahres 2023, so Goldman. Der weltweite Verbrauch sei auf einem Rekordniveau, hieß es. Der Anstieg im Ölpreis hat die Diskussion über die Möglichkeit eines Preises von 100 Dollar pro Barrel wieder angefacht. In dieser Woche erklärte Chevron CEO Mike Wirth unter Hinweis auf das knappere Angebot und die schrumpfenden Lagerbestände, dass dies durchaus möglich sei. Amrita Sen, Leiterin der Forschungsabteilung von Energy Aspects Ltd. schloss sich dieser Ansicht an und sagte voraus, dass die Preise „für eine Weile“ über 100 Dollar liegen könnten.

Selbst Ed Morse von der Citigroup, einer der hartnäckigsten Bären des Marktes, sagte, dass die Geopolitik und der technische Handel den Ölpreis „für kurze Zeit über 100 $ treiben könnten“. Ein gut versorgter Markt – von Produzenten außerhalb der OPEC – sollte jedoch bedeuten, dass „90 Dollar-Preise nicht nachhaltig sind“, fügte er hinzu.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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7 Kommentare

  1. Das Investmentbanking-Unternehmen Goldman Sachs beurteilt die Situation der Ölindustrie kompetent. Von daher gehe ich davon aus, daß sich der Ölpreis eine Weile lang im Bereich von ca. 100 US-Dollar bewegen wird.

    1. Ja, die Abkehr von den Fossilen ist wirtschaftlich gesehen wirklich eine schreckliche Idee…
      nicht.

      1. @Florian, wirtschaftlich ist es wirklich eine schreckliche Idee, wie eine neue Studie zeigt:
        „Das Märchen vom ökonomischen Nutzen der Energiewende“
        https://www.welt.de/wirtschaft/plus247574330/Klimaschutz-und-Wachstum-Das-Maerchen-vom-oekonomischen-Nutzen-der-Energiewende.html

        1. @Markus Fugmann
          Leider verbirgt sich der WELT-Artikel hinter einer Bezahlschranke, sodass nicht ersichtlich wird, um welche Studie es sich handelt. Haben Sie dazu nähere Infos? Wer hat die Studie beauftragt, wer hat sie durchgeführt? Handelt es sich um eine seriöse Studie, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt (Peer-Review, Quellenkritik, wissenschaftliche Publikation in einem Fachmagazin usw.)? Ist es eher eine Fallstudie oder Metastudie im Auftrage der WELT? Gibt es einen Link zur Studie in dem WELT-Artikel?

          1. @Andreas, hier:

            „Für eine Energiewende, die erklärtermaßen international als Vorbild dienen soll, berücksichtigt die Politik viel zu wenig auch die ambitionierten Nebenbedingungen der Transformation“, erklärt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am RWI, in einer Studie, die er gemeinsam mit Jörn Quitzau, Leiter Wirtschaftstrends bei der Hamburger Privatbank Berenberg, verfasst hat.“

          2. Ganz herzlichen Dank für die Info, Herr Fugmann!
            Die Studie ist anscheinend leider nur auf WELT verfügbar, doch ich durchforste noch ein wenig die wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Publikationen.

  2. Der Gesamtenergiebedarf wird sinken, wenn ein Komet einschlägt.

    Die Idee, man könne aus fossilen Energieträgern einfach so aussteigen, ist in kranken Hirnen erwachsen, die ganz andere Ziele verfolgen. Auch Elon Musk weist darauf hin, dass dies unmöglich ist.
    Vielmehr müssen alle existierenden Möglichkeiten weiter genutzt werden und zusätzlich neue gefunden werden.

    Wenn man kurzfristig weniger CO2 haben will, dann wird man es abscheiden und deponieren müssen. Zusätzlich ist Aufforstung eine gute Möglichkeit.

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