Der Goldpreis notiert vor den wichtigen US-Inflationsdaten weiterhin deutlich über der 2.000-Dollar-Marke. Zeigt sich Gold so stabil, weil die Anleger vor der Veröffentlichung der heutigen Verbraucherpreise ein Win-Win-Szenario erwarten? In der vergangenen Börsenwoche sprang das gelbe Edelmetall am Spotmarkt auf ein neues Rekordhoch bei 2.081 Dollar. Seitdem halten sich die Notierungen auf hohem Niveau, da die Anleger ihr Augenmerk auf die heutigen US-Inflationsdaten richten (14:30 Uhr). Die Daten dürften in die Entscheidung der US-Notenbank Fed einfließen, ob der Zeitpunkt für eine Pause ihres geldpolitischen Straffungszyklus gekommen ist.
Wie Bloomberg berichtet, ist der Goldpreis in dieser Woche um fast 1 % gestiegen, nachdem er in der vergangenen Woche um 1,4 % zugelegt hatte. Aktuell notiert Gold bei 2.031 USD, damit bleibt das Rekordhoch in Reichweite. Es wird erwartet, dass die am Nachmittag erwarteten Zahlen zum Verbraucherpreisindex zeigen, dass die Gesamtinflation in den USA im April im Jahresvergleich um 5 % gestiegen ist. Im März lag die Teuerung ebenfalls bei 5 %. Die Kernrate, ohne Energie und Nahrungsmittel, könnte dagegen von zuvor 5,6 % auf 5,5 % leicht zurückgehen. Dies sind allerdings Werte, die für die Fed immer noch unangenehm hoch sein dürften.
Win-Win-Szenario für Gold?
Optionshändler wetten indessen auf weitere Zinserhöhungen bei den nächsten Sitzungen der Zentralbank im Juni und Juli, obwohl das FedWatch Tool der CME eine Zinspause andeutet. Während höhere Zinssätze im Allgemeinen negativ für unverzinsliche Goldbarren sind, könnte Gold in ein „Win-Win-Szenario“ eintreten, so der leitende Marktanalyst von Oanda, Ed Moya.
„Ein heißer Inflationsbericht wird höhere Zinsen für längere Zeit rechtfertigen, was die Wachstumsaussichten der Wirtschaft lähmen und einen Ausverkauf an den Aktienmärkten auslösen könnte“. Dies dürfte schließlich die Nachfrage nach Gold als kurzfristigen Zufluchtsort ankurbeln, so Moya in einer Notiz. „Eine Abkühlung der Inflationsdaten könnte hingegen die Hoffnung rechtfertigen, dass die Fed mit der Straffung fertig ist. Zudem dürften mögliche Zinssenkungen beispielsweise ab September wahrscheinlicher werden. In diesem Szenario könnten die Renditen und der Dollar weiter nachgeben, was wiederum den Goldpreis beflügeln würde.
In der Zwischenzeit verschlechtert sich die Stimmung der Anleger weiter angesichts der sich abzeichnenden Krise um die US-Schuldengrenze. Sollte es nicht gelingen, eine Lösung zu finden, stellt dies ein echtes Risiko für das Ansehen des Dollars dar, was die Attraktivität von Gold erhöht.
Der Spot-Goldpreis lag um 9:28 Uhr in Singapur unverändert bei 2.032,12 Dollar je Unze. Die heutigen Inflationsdaten dürften wieder Bewegung in den Goldpreis bringen – hier eine Chartanalyse dazu. Der Bloomberg Dollar Spot Index gab leicht nach. Silber zeigte sich wenig verändert, während Platin und Palladium zulegten.
FMW/Bloomberg/Chart von TradingView
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