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Handelskrieg: Apple genießt Privilegien und Samsung rückt ins Visier

Bereits im Juni hatte Apple zudem angekündigt, 15 bis 30 Prozent der Produktion aus China weg zu verlagern. Einen Zeitplan und einen Zielort der neuen Produktionsstandorte ließ sich das Apple-Management gleichwohl offen. Als Grund für die Produktionsverlagerung gab Apple die unkalkulierbaren Risiken aus dem Handelskrieg mit China an.

Damit entwickelt sich Apple ganz im Sinne von Donald Trump zum Musterschüler in Sachen „America First“-Doktrin und schafft Arbeitsplätze im gut bezahlten Technologiesektor in den USA. Aus Sicht des Apple-Managements ist das absolut verständlich, denn man muss sich an die Gegebenheiten anpassen und sich den ökonomischen Lenkungsmechanismen des Staates unterziehen, wenn man weiterhin erfolgreich wirtschaften will. Aufgrund der Bedeutung des Bundesstaates Texas für die US-Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr hat Apple damit sicher einen Freund gewonnen.

Samsung – die unliebsame Konkurrenz

„Das Problem, das wir haben, ist, dass Samsung ein großartiges Unternehmen ist, aber ein Konkurrent von Apple“, sagte Trump. „Das ist nicht fair. Wir haben ein gutes Geschäft mit Südkorea gemacht. Wir müssen Apple auf einer ähnlichen Basis behandeln wie Samsung“. Die innere Logik dieser Aussage mag sich zwar nicht jedem sofort erschließen, bedeutet aber im Klartext, dass jedes Unternehmen, das auf dem Weltmarkt besser aufgestellt ist als amerikanische Anbieter, die USA unfair behandeln. Mit den noch geplanten neuen Tarifen, die ab dem 15. Dezember gelten und neben Verbrauchsgüter, Kleidung, Spielzeug auch iPhones von Apple umfassen, würden zusätzlich schätzungsweise Zölle in Höhe von 160 Mrd. US-Dollar anfallen.

Interessant ist übrigens, dass inzwischen die meisten Konkurrenz-Modelle zum iPhone 11 von Samsung, also die Samsung Galaxy-Smartphones, für den US-Markt in Vietnam und Indien hergestellt werden. Standorte, die auch immer mehr US-Produzenten, die bisher noch in China fertigen lassen, als alternative Fertigungsstätten ins Auge fassen (Umgehung von Problemen im Handelskrieg). Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis die Zollwalze vonseiten der US-Administration weiter in den asiatischen Süden gerollt wird?

Samsung kann derweil im Handelskrieg entspannt bleiben. Nach der Meinung von Branchenkennern sprechen die Produkte wegen der Preisgestaltung und der verwendeten Betriebssysteme eine zu unterschiedliche Klientel an. „Es scheint nicht so, als würde der Zoll (Verzicht) die Apple-Samsung-Konkurrenz auf dem US-Markt beeinträchtigen“, sagte Joo Won, Leiter der Wirtschaftsforschungsabteilung am Hyundai Research Institute. „Ich glaube nicht, dass sich iPhones und Galaxy-Handys gegenseitig ersetzen.“ Laut dem Marktforscher Counterpoint war Apple in den USA ab dem zweiten Quartal 2019 mit einem Marktanteil von 41 Prozent führend, gefolgt von Samsung mit 21 Prozent.

Fazit

Wie selektiv die Trump-Administration im Handelskrieg vorgeht, wird am Beispiel von Apple sehr deutlich. Wer genug Einfluss in Washington geltend machen kann und gut ist für landesweite Fernsehpropaganda, der bekommt seine Extrawurst. Der kleine Soja-Farmer aus Illinois oder Iowa muss mit den schmalen Unterstützungsgeldern aus Washington zurechtkommen und sich seit dem Beginn des Handelskriegs vor eineinhalb Jahren mit leeren Versprechungen abspeisen lassen.

Dabei hat Apple schon in Form von massiven Steuererleichterungen von der Steuerreform Trumps profitiert, im Rahmen dessen sich das Management die Taschen mit Boni vollstopfte, weil die Gewinne pro Aktien wegen der abnehmenden Aktienanzahl explodierte, bei gleichzeitig stagnierendem iPhone-Absatz, die nach wie vor mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes generieren. Trump ist am Ende eben doch nur Teil des amerikanisch mafiösen Establishments, er gehört lediglich einer anderen Fraktion an.

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Zipfel

    Ich lese Ihre Beiträge gerne, verstehe jedoch Ihre Schlussfolgerung nicht.

    Sie meinen, wenn eine Amputation der Brust bei einem Patienten das eignete Mittel der Wahl des Arztes war, so müsse dies auch bei einem Grippepatienten erfolgen? Schließlich wäre es ungerecht, nicht ebenfalls die teure Behandlung wie der Krebspatient zu erhalten?

    1. @Chris, ich glaube nicht, dass der Konzern mit der höchsten Marktkapitalisierung, den mit Abstand höchsten Gewinnen und einem Umsatz fast so hoch wieder des Energiekonzerns ExxonMobile an Krebs erkrankt ist und eine Brustamputation bzw. Sonderbehandlung braucht. Vor allem, da sie als Arbeitgeber, bezogen auf die Mitarbeiterzahlen, so gerade mal in die Top 40 schnuppern.

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