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Herr Draghi, schauen Sie sich bitte nochmal ihre eigenen Charts an…

FMW-Redaktion

Bevor die EZB am Donnerstag die nächste große Ausweitung ihrer Geldschwemme beschließt, legen wir ganz besonders Mario Draghi ans Herz sich nochmal seine eigenen Charts anzuschauen. Der Einfachheit halber haben wir sie ihm hier mal aufbereitet, das spart Zeit beim Nachschauen in der EZB-Datenbank. Diese Daten zeigen ein völliges Versagen der bisherigen EZB-Politik sowie die Aufhebung von bisherigen volkswirtschaftlicher Weisheiten.

Die Daten zeigen erstens, dass die EZB-Politik versagt hat. Die automatische Schlusfolgerung daraus ist: Eine wichtige volkswirtschaftliche Weisheit funktioniert nicht mehr. Denn bisher galt: Senken Notenbanken Leitzinsen dramatisch weit nach unten, steigt die wirtschaftliche Tätigkeit, steigt die Kreditvergabe, steigt die Nachfrage, steigt die Inflation. Nicht nur hat die EZB ihre Zinsen inzwischen unter 0 gesenkt, sie hat auch gigantische Summen von inzwischen mehr als 600 Milliarden Euro (seit März 2015) gedruckt und in den europäischen Kapitalmarkt gepumpt um ihre Zinspolitik noch kräftig anzufeuern.

Mit aller Gewalt sollten Wirtschaftswachstum, Kreditnachfrage und letztlich die Inflation anspringen, aber nichts passiert. Natürlich schiebt man die Schuld immer auf den niedrigen Ölpreis, aber die ist nun mal Teil der Inflationsberechnung. Bei so gigantischen Lockerungsmaßnahmen hätte sich gemäß alter volkswirtschaftlicher Lehre längst etwas tun müssen in Sachen Inflation. Sind die Damen und Herren im EZB-Turm ratlos, könnten sie sich bei der Bank of Japan informieren. Die betreibt die selbe Politik schon viel länger, und ist schon um so länger viel ratloser, warum auch in Japan die Inflation nicht anspringt.

In den USA ist die Inflation nach der selben Politik zwar leicht angesprungen, aber die Löhne zeigen ein Nullwachstum. Getrieben ist die Inflation dort eher durch die explodierende Verschuldung von Staat und Verbrauchern, was sofort in Konsum umgesetzt wird. Also alles auf und den Amerikanern nacheifern? Kräftig die Staatsverschuldung anheizen und an alle Bundesbürger jede Menge Kreditkarten verteilen? Dies ist wohl keine nachhaltige Lösung!

Hier die wichtigsten Charts und Entwicklungen, die für die Damen und Herren im EZB-Rat entscheidend sein sollten. Die Inflation ist seit Jahren rückläufig, jetzt sogar in die Inflation gerutscht. Gleichzeitig sind die EZB-Zinssätze immer weiter gesunken, was eigentlich zu einer stetig steigenden Inflation führen müsste!?! Auch die Kreditvergabe (Chart ganz unten) ist durch die niedrigen Zinsen und die Geldschwemme nicht gestiegen, sondern eher rückläufig. Die alten Weisheiten funktionieren nicht mehr!

Eurozone Inflation
Die Inflation in der Eurozone. Jetzt ist man bei -0,2% angekommen, Deflation.

EZB Zinsen
Die EZB-Zinssätze seit der Jahrtausendwende. Der entscheidende Leitzins der EZB (Einlagenzins) ist ganz am Ende unter 0% gefallen, jetzt bei -0,3%.

EZB PSPP
Das bisherige Volumen des Anleihekaufprogramms, aufgeteilt auf die einzelnen Länder und am Ende mit Gesamtsumme. Jetzt mehr als 600 Milliarden Euro seit März 2015.

EZB Kreditvergabe
EZB-Statistik über die Vergabe von Millionenkrediten an Unternehmen in der Eurozone (Zahlen in Millionen). Seit Start des Anleihekaufprogramms im März 2015 ist dieses Volumen eher rückläufig.

Grafiken: EZB / Eurostat



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4 Kommentare

  1. müsste wohl heißen „deflation“
    Inflation ist seit Jahren rückläufig, jetzt sogar in die Inflation

  2. @FMW Redaktion

    Sie kritisieren mal wieder die EZB-Politik. Vielleicht können Sie mal einen Artikel veröffentlichen, in welcher wirtschaftlichen Verfassung sich die EU-Zone heute befinden würde, wenn die EZB keine Maßnahmen getroffen hätte.

    1. ich meinte Euro Zone

    2. @Marco, aller Wahrscheinlichkeit nach in keiner schlechteren Verfassung!

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