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Deutsche Bank und Commerzbank Höhere deutsche Inflation: Experten geben Entwarnung

Die Inflation steigt wieder an, auch die Kernrate. Top-Experten geben aktuell aber Entwarnung. Der Trend zeige klar abwärts.

Die deutsche Inflation für Juni wurde heute um 14 Uhr mit 6,4 % höher gemeldet als erwartet (6,3 %) und höher als im Mai mit 6,1 %. Vor allem das vor einem Jahr eingeführte 9-Euro-Ticket und die jetzt wieder höheren Preise im Öffentlichen Nahverkehr sorgen für einen Preisschub. Experten sehen in aktuellen Kommentaren sozusagen nur einen Ausrutscher nach oben. Tendenziell gehe es mit der Inflation weiter abwärts.

Deutsche Bank: Ab September deutlich fallende Inflation

Man muss immer betonen: Sinkende Inflation bedeutet nicht, dass die Preise fallen, sondern dass der Preisanstieg immer noch weiter geht. Nur die Steigerungsrate sinkt! Hier das aktuelle Statement vom Volkswirt Sebastian Becker von Deutsche Bank Research: „Der Anstieg der Jahresteuerungsrate auf 6,4% im Juni ist nicht mit einem Wiederaufflammen des Inflationsdrucks gleichzusetzen. Vielmehr kann der Anstieg der Rate maßgeblich auf zwei größere statistische Basiseffekte zurückgeführt werden, die im Zusammenhang mit der Einführung des dreimonatigen 9-Euro-Tickets sowie des Tankrabatts aus dem vergangenen Jahr stehen. Ohne diese zwei Basiseffekte, die die Jahresteuerungsrate auch noch im Juli und August rechnerisch hochhalten werden, wäre die Inflationsrate in diesem Monat wohl weiter rückläufig gewesen. Unserer Einschätzung nach dürfte die Gesamtteuerungsrate aber ab September wieder deutlicher fallen und könnte schließlich zum Jahresende hin einen Wert von etwa 4,3% erreichen. Trotz dieses Ausblicks ist der Kampf gegen die Inflation aber noch lange nicht gewonnen, denn der zugrunde liegende Preisdruck, der sich in der stark erhöhten Kernrate von 5,8% zeigt, ist noch immer viel zu hoch. Aus diesem Grund erwarten wir auch, dass die EZB die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung abermals anheben dürfte.“

Commerzbank: Inflationsrate steigt nur vorübergehend

Laut den Ökonomen der Commerzbank (CoBa), die ebenfalls vor wenigen Minuten ihr Statement zur höheren Juni-Inflation veröffentlicht haben, ist der Anstieg bei Inflation und Kerninflation alleine auf einen Sondereffekt zurückzuführen. Im Juni des vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung für jeweils drei Monate die Steuern auf Kraftstoffe gesenkt („Tankrabatt“) und ein deutlich verbilligtes Ticket für den öffentlichen Nahverkehr („9-Euro-Ticket“) eingeführt. Dies drückte damals die Inflation, und dieses niedrigere Niveau diente nun als Vergleichsmaßstab bei der Berechnung der Inflationsrate für den Juni 2023. Wie stark dieser Effekt ist, lässt sich laut Commerzbank nicht mit Sicherheit sagen, da die geringere Steuer auf Kraftstoffe wahrscheinlich nicht vollständig an die Kunden weitergegeben wurde. Man geht bei der CoBa allerdings davon aus, dass die Teuerungsrate durch diesen Effekt nun um etwa 1 Prozentpunkt höher ausfiel, sie also ohne diesen Effekt im Juni dieses Jahres knapp 5,5 % betragen hätte. Da die Preise von Kraftstoffen in der Kernrate nicht enthalten sind, sei diese weniger nach oben verzerrt worden. Die Experten schätzen, dass sie ohne das „9-Euro-Ticket“ etwa 0,6 Prozentpunkte niedriger gewesen wäre, also wohl auf knapp 5,25 % gefallen wäre.

Im September werden diese beiden Effekte auf die Teuerungsrate wieder wegfallen. Dann ist mit einem entsprechenden deutlichen Rückgang von Gesamt- und Kernrate zu rechnen, so die CoBa-Experten. Trotz der höheren Inflationsrate im Juni würden sich somit die Zeichen mehren, dass der Hochpunkt der stark steigenden Inflation hinter uns liegt. So fallen die Teuerungsraten für Energie und auch für Nahrungsmittel schon seit einigen Monaten. Bei Energie war sie nur wegen des Tankrabatts im vergangenen Jahr nicht bereits negativ. Seit einigen Monaten weist aber nun auch die Teuerungsrate bei den anderen Waren laut CoBa nach unten. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Schließlich würden die Produzentenpreise (zuletzt nur noch +1 %) zeigen, dass der Kostenschub durch teurere Rohstoffe und Vorprodukte inzwischen größtenteils durch ist.

Kernrate wird hoch gehalten

Hingegen bewegt sich die Teuerungsrate bei den Dienstleistungen, wenn man die Mieten und – zur Bereinigung um den „9-Euro-Ticket-Effekt“ – auch den entsprechenden Teil des öffentlichen Nahverkehrs herausrechnet, seit einigen Monaten seitwärts. Ein spürbarer Rückgang ist hier laut CoBa-Experten vorerst nicht zu erwarten. Denn mit den kräftigen Lohnzuwächsen habe hier der Kostenschub erst richtig begonnen, und diese höheren Kosten werden die Unternehmen sicherlich zu einem beträchtlichen Teil an ihre Kunden weitergeben. Darum dürfte die Inflation in den kommenden Monaten deutlich fallen, und die Kernrate dürfte ihr – wenn auch langsamer – folgen. Insbesondere Letztere dürfte laut CoBa aber wegen der kräftig steigenden Arbeitskosten auch im kommenden Jahr deutlich über dem 2%-Ziel der EZB liegen und damit zeigen, dass das Inflationsproblem noch lange nicht gelöst ist.

Brennender Euro-Schein als Symbol für Inflation Foto: Olesya_Kozlova – Freepik.com



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3 Kommentare

  1. Haben die Experten die aktuellen und kommenden Lohnerhöhungen berücksichtigt? Dann steigen im kommenden Jahr (also in 6 Monaten) die Krankkassenbeträge erheblich – auch berücksichtigt? Letztlich müssen die hohen Zinsen auch verdient werden – auch berücksichtig? Steuererhöhung sind ja auch schon angesagt….

  2. Die Daten steigen und deuten auf eine zweite Welle hin aber Experten sehen die steigenden Werte fallen.

    Dann bin ich mal beruhigt. ;)

  3. Was sind das für Experten… .
    Der Glaube man bekommt was vom Staat geschenkt.
    Zu viel Arbeitgeber die rumprotzen, zu wenig Arbeitnehmer die einzahlen und aufjedenfall zu viel Politiker.

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