FMW-Redaktion
Wir alle erinnern uns noch an die Zeiten der Finanzkrise, als Ratingagenturen fröhlich noch beste Bonitsbewertungen gegeben hatten, während der Flächenbrand schon längst eingesetzt hatte. Die Krönung war dann, als ein Analyst, der zuvor noch eine gute Einstufung für Lehman Brothers hatte, nach der Insolvenz der Bank sich zu einem downgrade veranlaßt sah!
Und möglicherweise erleben wir nun eine Art Déjà-vu! So hat heute Moody´s seine Einschätzung für den Sektor der deutschen Banken auf „stabil“ belassen!
Die Begründung für diese vermeintliche Stabilität? Deutschland gehe es doch gut:
„Moody’s Investors Service’s outlook for the German banking system remains stable, reflecting the rating agency’s view that the country’s resilient economy and low unemployment will help banks to maintain solid financial fundamentals.“
Was aber haben etwa eine Commerzbank oder gar eine Deutsche Bank mit der deutschen Konjunktur zu tun? Wie erklärt sich also, dass die Aktienkurse der zwei großen deutschen Banken trotz der sehr guten Konjunktur in Deutschland verprügelt werden? Das gute Konjunktur-Umfeld mag sich vielleicht positiv für einige Genossenschaftsbanken auswirken – aber auch dort sind die Klagen groß, weil im derzeitigen Zinsumfeld eben keine Margen mehr verdient werden können, jenseits einer wie auch immer gearteten deutschen Konjunktur!
Moody´s schränkt dann gleich ein, dass die deutschen Banken durchaus ein Einnahme-Problem haben:
„However, persistent earnings pressure will remain a challenge for German banks, mainly driven by the banks‘ high cost base, an issue that is increasingly capturing management attention.“
Genau deshalb baut die Commerzbank 20% ihrer Mitarbeiter ab, die Deutsche Bank 10%. Es sind die im internationalen Vergleich hohen Kosten der deutschen Banken, die auch Moody´s in Gestalt von Andrea Wehmeier Sorgen bereiten:
„The main challenge for German banks remains persistent earnings pressures combined with a high cost base. „German banks‘ deposit and lending margins — their main income source — will continue to erode,“ explains Ms.Wehmeier. „We regard the system’s high cost base compared with the European average as the key challenge and vulnerability for banks, impairing profits and capital generation capacity.“ explains Ms. Wehmeier.“
Richtig ist: bei guter Konjunktur drohen weniger Kreditausfälle, die Bonität der Gläubiger ist recht üppig im Land der Teutonen. Aber die Musik für die großen deutschen Banken spielt international, vor allem bei der Deutschen Bank mit ihrem gigantischen Derivate-Portfolio, dessen Risiken nicht zu kalkulieren sind, die Märkte aber sehr nervös machen!
Und gerade bei der Deutschen Bank stellt sich doch die Frage, ob sie wirklich so leicht an Kapital herankommen kann, wie Moody´s meint:
„Funding and liquidity for German banks should also remain sound over the outlook period, according to the rating agency. Banks will likely retain good access to capital market financing due to Germany’s safe-haven status, and will maintain sufficient liquid assets to fill any short-term funding requirements.“
Daran darf man zumindest im Fall der Deutschen Bank doch zweifeln. Ja: Deutschland hat einen sicheren-Hafen-Status an den Märkten. Noch. Was aber, wenn Deutschland dann für die Deutsche Bank garantieren muß? Da sind Risiken, die gar nicht abschätzbar sind angesichts der Tatsache, dass das Derivate-Portfolio der Deutschen Bank das BIP der EU um den Faktor 20 übersteigt!
Angelsächsische Medien sind sich sicher: Deutschland würde im Fall der Fälle die Deutsche Bank retten. Aber die Widerstände in der deutschen Politik wie auch in der deutschen Bevölkerung sind so erheblich, dass es vorher noch gewaltig krachen müßte, bis Madame Merkel mit einer solchen Rettung faktisch ihre Wiederwahl in den Sand setzen würde. Genau das unterschätzen nicht-deutsche Medien, die meinen, man habe es hier mit Vernunft-gesteuerten Entscheidungen der Politik zu tun. Und das scheint auch Moody´s falsch einzuschätzen. Der deutsche Banken-Sektor, vor allem aber die Deutsche Bank, sind alles andere als stabil!
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Hallo, ist das Derivat Loch wirklich so groß? Markus Koch hat gestern ein tollen Artikel darüber geschrieben. Bei ihm hört es sich fast harmlos an. Würde mich über ihre Meinung dazu freuen
Das hört sich aber auch nur f a s t harmlos an. Finde ich.
Er gibt an, dass von den in Rede stehenden 46 Billionen Derivaten an Nettorisiko letztlich „nur“ ungefähr 46 Milliarden verbleiben. Ui, ui.
Dann vergleicht er diese Zahl mit den entsprechenden Risiken von anderen
Großbanken, die teilweise noch höher lägen.
Das macht es erstens nicht ungefährlicher und zweitens stehen die von ihm genannten Banken meiner Kenntnis nach weitaus kapitalstärker da als die Deutsche.
Die Frage ist doch nicht, wie gut oder schlecht eine Bank dasteht! Die Frage ist vielmehr, warum ausgerechnet Ende September die ganzen medialen Prügel aus den Säcken gezogen worden sind – auch außerhalb der Leitmedien!
Deutsche Bank – ein historisches Desaster
In jahrelanger Arbeit wurde die Deutsche Bank zu einer Derivate-Bombe umgebaut, um sie jederzeit zünden zu können. Es gibt einige wenige Abhandlungen, die messerscharf die Situation klarstellen. Wie es scheint, wurde die Bombe in den letzten Tagen des September 2016 scharf gemacht.
http://www.dzig.de/Deutsche-Bank-ein-historisches-Desaster