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Trotz Staats-Krediten: Country Garden kippt Immobilien: In China droht eine Katastrophe mit Country Garden

Branchenriese fliegt aus dem Hang Seng

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In China droht eine Katastrophe: Auf die Horrornachrichten des chinesischen Immobilien-Entwicklers Evergrande folgt der bislang scheinbar relativ stabile Immobilien-Riese Country Garden mit besorgniserregenden Nachrichten: Schulden können nicht mehr bedient werden und die Aktien des Konzerns fliegen ab dem 4. September aus dem prestigeträchtigen Hang Seng Index.

Immobilien-Krise in China: Country Garden – Anleihen können nicht zurückbezahlt werden

Am Freitag teilte die Geschäftsleitung des aktuell noch neuntgrößten chinesischen Immobilienentwicklers laut Bloomberg News mit, dass die Aktien der Holdinggesellschaft ab dem 4. September aus Hongkongs Benchmark-Index Hang Seng Index (HSI) rausfliegen. Ersetzt werden die Papiere durch den Pharmakonzern Sinopharm Group Co. sowie im Hang Seng China Enterprises Index durch die Trip.com Group.

Die Betreibergesellschaft Hang Seng Indexes Co. begründete die Änderungen nach der letzten vierteljährlichen Überprüfung so: „Die Repräsentation von New-Economy-Aktien zu erhöhen“.

Die Begründung ist im Fall von Sinopharm insofern befremdlich, da der halbstaatliche Konzern ein 51 zu 49-Joint Venture zwischen der staatlichen China National Pharmaceutical Group und der privaten Fosun Pharmaceutical ist und die Pharmaindustrie nicht gerade zu den klassischen New-Economy-Branchen zählt.

Vielmehr dürften die akuten Schuldenprobleme des noch im Jahr 2014 gemessen am Umsatzerlös sechstgrößten Immobilienentwicklers Chinas der Grund für diese Entscheidung sein. Zuletzt setzte das Unternehmen den Handel mit elf Onshore-Anleihen aus. Country Garden schlug seinen Gläubigern alternativ eine Verlängerung der Tilgungsfrist um ganze drei Jahre vor.

Insgesamt hat das Unternehmen aus Guangdong Verbindlichkeiten von insgesamt 200 Milliarden US-Dollar bei einem Marktwert von 2,76 Milliarden US-Dollar am 17. August. Einen Monat zuvor waren es noch 5,25 MilliardenUS-Dollar.

Kurschart Country Garden

Country Garden soll den HSI wohl nicht noch weiter mit nach unten ziehen, da der Index seit Juli fast 11 Prozent einbüßte und auf den vierten Jahresverlust in Folge zusteuert:

Hang Seng Immobilien China Country Garden

Country Garden: All-in oder Kollaps

Zunächst sah es im vergangenen Jahr noch so aus, als würde die Country Garden Group aufgrund seiner mannigfaltigen und angeblich „werthaltigen“ Vermögenswerte in ganz China sowie des soliden Service-Geschäfts gut durch die Immobilien-Krise kommen. Anders als Evergrande schien das Unternehmen zunächst auch keine Liquiditätsprobleme zu haben.

Das über 30 Jahre alte Unternehmen war zwischenzeitlich umsatzmäßig der größte Bauträger im Reich der Mitte. Im Jahr 2005 übertrug der Gründer Yang Guoqiang seine Firmenanteile an der Country Garden Holdings Company Limited an seine Tochter Yang Huiyan, die im Oktober 2007 vom Forbes-Magazin mit einem Nettovermögen von 16 Milliarden US-Dollar zur reichsten Frau Asiens gekürt wurde.

Doch mit dem Platzen der größten Immobilien-Blase weltweit und dem demographischen Wandel in China ging es auch mit Country Garden bergab. Im Jahr 2020 versuchte die Regierung in Peking mit finanzieller Unterstützung (Liquiditätsspritzen) und neuen Regularien (Aufweichung der Red-Lines) das Vertrauen in die großen chinesischen Bauträger und deren private und geschäftliche Investoren wieder herzustellen.

Doch die Immobilien-Blase war bereits geplatzt: Es fehlte nicht nur an Vertrauen, sondern auch an bezahlbaren Objekten und ausreichend neuen Investoren. Mehr als 65 Millionen Wohnungen standen im Jahr 2020 in China leer und Käufer machten sich rar. Das Kartenhaus kollabierte und Country Garden droht nun das gleiche Schicksal wie Evergrande, sofern die Regierung in Peking nicht via Notenpresse All-in geht und dabei den Wert des Yuan aufs Spiel setzt.

Country Garden hat sich gewaltig verrechnet

Country Garden erhielt 2022 eine Kreditlinie in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar von der Pekinger Postal Savings Bank of China (PSBC) – das Management sowie die Regierung in Beijing dachten, damit die Investoren beruhigen und die Liquiditätsprobleme lösen zu können.

Doch sehr weit hat diese gewaltige Kreditsumme zu Vorzugszinsen das Unternehmen nicht gebracht: nur ein dreiviertel Jahr später droht der Immobilien-Riese, dessen Eigentümerfamilie noch vor wenigen Jahren zu den Reichsten Asiens zählte, umzukippen: den 200 Milliarden US-Dollar Unternehmens-Schulden steht ein Verlust von fast 7,6 Milliarden US-Dollar allein im ersten Halbjahr 2023 gegenüber. Damit ist die Liquiditätsspritze der PSBC in nur sechs Monaten verpufft. Somit bewegt sich Country Garden bei einem weiter strauchelnden Immobilienmarkt auch operativ am Abgrund.

Abschreibungen auf Objekte im eigenen Bestand und den „Good Will“ (u. a. das kaputte Image) drohen nun sogar den Firmenwert nach Marktkapitalisierung zu übertreffen.

Die Tatsache, dass ein Branchenriese mit Systemrelevanz derart in Schieflage gerät, nachdem die Regierung der betroffenen Firma bereits massiv unter die Arme griff, birgt die Gefahr, dass Evergrande und Country Garden nur die Spitze des Eisbergs sind und in China, wo fast 30 Prozent der privaten Vermögenswerte aus Immobilien bestehen, eine ökonomische Katastrophe droht.

FMW / Bloomberg



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