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Deutscher Energieverbrauch sinkt auf Rekordtief Industrie in Deutschland im Rückwärtsgang – Blick auf Indizien

Der Energieverbrauch in Deutschland fällt dieses Jahr auf ein Rekordtief. Der Hauptgrund: Die energieintensive Industrie produziert weniger.

Industrie-Anlagen
Industrie-Anlagen. Foto: Tongstocker1987 - Freepik.com

Die gesamte Wirtschaftsleistung in Deutschland, also das Bruttoinlandsprodukt (BIP), bewegt sich seit mehreren Quartalen an der Null-Linie. Mal minimal rauf, runter, rauf, runter. Eine leichte Schwäche ist erkennbar, aber das ist noch verkraftbar? Das Bild kann täuschen, denn in das BIP fließen neben der Industrie auch Faktoren wie Dienstleistungen und Investitionen ein. Wer aber nur auf die Industrie schaut, kann eine verstärkte Schwäche erkennen.

Industrie im Rückwärtsgang – Energieverbrauch sinkt auf Rekordtief

Öfters hört man dieser Tage von der Flucht der Industrie aus Deutschland. Manche Stimmen sehen das anders, und sprechen von Panikmache. Klar sind die Verbandsumfragen unter Betrieben, dass viele Unternehmer neue Investitionen im Ausland tätigen wollen, und eben nicht mehr in Deutschland. Ein klares Indiz dafür, dass die Industrie in Deutschland bereits jetzt massiv dabei ist abzubauen, bieten gestrige Aussagen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V. Sie meldet, dass der Energieverbrauch in Deutschland in 2023 auf ein Rekordtief fallen wird.

Jetzt könnte man dazu sagen: Toll, dies liegt sicherlich an den Sparanstrengungen der braven Verbraucher, und man dreht in öffentlichen Gebäuden Lampen früher aus, man heizt weniger, verwendet energiesparende Technik etc? Nein, die Industrie verbraucht weniger Energie, weil sie weniger produziert! So sagt der Verband, der Energieverbrauch in Deutschland werde 2023 insbesondere von der wirtschaftlichen Entwicklung geprägt. Die diesjährige wirtschaftliche Leistung könnte in der Größenordnung von 0,5 Prozent zurückgehen. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichnen laut Verband Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch habe. Einen verbrauchssenkenden Effekt auf den Bedarf an Raumwärme hatte bisher die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung. Nach Berechnungen der AG Energiebilanzen dürften von der gesamten prozentualen Verbrauchsminderung etwa ein Fünftel witterungsbedingt gewesen sein.

Der Energieverbrauch in Deutschland wird 2023 voraussichtlich auf ein Rekordtief fallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen rechnet gegenüber dem Vorjahr mit einem Rückgang um knapp 8 Prozent auf 10.784 Petajoule (PJ) oder 367,9 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Damit läge der Verbrauch um knapp 28 Prozent unter dem bisherigen Höchststand im Jahre 1990, als 14.905 PJ erreicht wurden.

Siemens investiert global in Produktionsstätten

Zwar investiert Siemens in Bayern 1 Milliarde Euro in einen neuen Campus und Produktionsanlagen. Aber das Unternehmen führt derzeit eine globale Industrie-Offensive durch. Der Konzern investiert spürbar im Ausland. Siemens wird laut Bloomberg 510 Millionen Dollar in neue US-Fertigungskapazitäten investieren, darunter ein Werk für elektrische Ausrüstungen in Texas, um seine Lieferkette in Nordamerika zu erweitern.

Die Investitionen werden sich auf den Ausbau der Produktion von Datenzentren, Halbleitern und Batterien konzentrieren, teilte der deutsche Industrieriese am Freitag in einer Erklärung mit. Siemens wird außerdem 150 Millionen Dollar in den Bau eines Werks in Fort Worth, Texas, investieren, in dem Ausrüstungen für die Stromversorgung von Industrieanlagen und Rechenzentren hergestellt werden sollen. Insgesamt wird der Plan 1.700 Arbeitsplätze schaffen, davon 700 in Fort Worth.

Die Ankündigung ist ein weiterer Segen für Fort Worth, das im vergangenen Jahr den größten Bevölkerungszuwachs aller US-Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern verzeichnete. Die Stadt in der Nähe von Dallas ist bereits Sitz der American Airlines Group Inc. und der Fabrik, in der die Lockheed Martin Corp. die F-35-Jets herstellt. Siemens stellt die Mittel für die USA im Rahmen eines umfassenderen 2,2-Milliarden-Dollar-Plans zur Verfügung, mit dem das Unternehmen seine High-Tech-Produktion weltweit ausbauen will. Das Unternehmen plant außerdem ein neues Werk in Singapur und die Modernisierung einer bestehenden Anlage in Chengdu, China.

In den USA stehen die Hersteller in der Chip-Lieferkette Schlange, um Mittel aus dem letztjährigen Chips Act zu erhalten, der Halbleitersubventionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar vorsieht. Und der Inflation Reduction Act, der ebenfalls im Jahr 2022 verabschiedet wurde, bietet Subventionen mit dem Ziel, die Lieferkette für Elektrofahrzeuge und nachhaltige Energieprojekte zu verlagern.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. LUDWIG ERHARD, wo bist Du?

  2. Das geniale an Ludwig Erhard war, dass er fast nichts geregelt hat.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut
      Dass Ludwig Erhard nichts geregelt hat, ist so keinesfalls richtig. Er setzte den bis dahin bekannten und gängigen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwürfen ein Ordnungsmodell entgegen, das eine regulatorische Rolle des Staates ebenso vorsah wie Instrumente des sozialen Ausgleichs. Und das alles basierend auf einer ethischen Maxime, welche die Märkte von ihrer Gewissenlosigkeit befreien sollte.

      Die ungebremste „Freiheit“ – oder besser Willkür – des industriellen Kapitalismus früherer Epochen wurde mit einer bis dahin unbekannten Regulierung durch den Staat konfrontiert. Nur fiel es kaum jemanden negativ auf, betraf es doch nur eine winzig kleine Oberschicht von Adeligen und Industriellen, die sich mit viel Opportunismus und noch mehr Profit durch die Kriegswirren mogeln konnten.

      Und sogar die profitierten schlussendlich natürlich wie immer von der veränderten Situation. Dieses Phänomen wird als „Fahrstuhleffekt“ bezeichnet. Die gesamte Gesellschaft fuhr nach oben, ohne dass sich die Abstände zwischen den sozialen Schichten und Klassen zwangsläufig sehr signifikant verändern mussten. Die prinzipiellen Grundstrukturen der deutschen Klassengesellschaft blieben also weiterhin intakt.

      Sie glorifizieren hier eine gute alte Zeit mit einzigartigen historischen Umständen, als eine riesige Unterschicht hauptsächlich aus Trümmerfrauen, Kindern und Jugendlichen wie Phönix aus der Asche erstmals die Trümmerwüste eines in Schutt und Asche liegenden Landes verlassen und zu einer breiten bürgerlichen Mittelschicht aufsteigen konnte.

      Ludwig Erhard propagierte Wohlstand für alle und meinte damit etwas wie einen Kühlschrank für jeden, ein TV-Gerät oder einen VW Käfer für viele Haushalte. Durch den bescheidenen Wohlstand und das Mehr an Freizeit konnten Arbeiter erstmals dank der neuen Regulierungen und sozialen Errungenschaften ihre neue Rolle als Konsumenten genießen.
      Dass daraus Massenhedonismus, ungezügelte Energieverschwendung, unvorstellbare Umweltzerstörung und eine neue völlig neue unbekannte Dimension von Raubtierkapitalismus und Sozialdarwinismus erwachsen sollte, konnte seinerzeit weder der gute alte Zigarren rauchende Ludwig, noch sonst jemand erahnen.

      Im Nachhinein betrachtet war es der größte Fehler damaliger Politiker, weiterhin auf einen wirtschaftspolitischen Kurs zu setzen, der fast ausschließlich auf industrielle Produktivität und Exporte setzte. Man knüpfte einfach weiterhin an die Industriearbeitsgesellschaft an, die sich im späten 19. Jahrhundert herausgebildet hatte – bis in der früher 70er Jahren die Bergwerke im Ruhrgebiet schlossen und die Textilfabriken ihre Produktion ins Ausland verlagerten.

      Erhards Amtszeit war geprägt durch eine Intensivierung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA. Damit zählt er zu den sogenannten Atlantikern, ein Status, für den Sie ihn heute sicherlich mehrmals täglich verbal kreuzigen würden.
      Bereits durch die erste kleinere Rezession (die Teuerungsrate hatte 3,6 Prozent erreicht, die Arbeitslosenquote stieg von 0,7 auf 2,1 Prozent) nach vielen Jahren wirtschaftlicher Prosperität und wegen nicht eingehaltener Versprechen gegenüber der US-Regierung sank Erhards Rückhalt in der Bevölkerung und auch in seiner eigenen Partei beträchtlich, bis er schließlich 1966 von seinem Posten als Kanzler zurücktrat.

      Etwa an diesem Zeitpunkt könnte man also die Geburtsstunde dessen festmachen, was Sie heute als Teil religiöser Sektenideologie in der Gesellschaft bezeichnen. Wenig hinterfragte Gläubigkeit in Versprechen von Politikern und blindes Vertrauen in Amerika.

      Überhaupt scheint die zweite Hälfte der 60er Jahre eine prägende Zäsur in Ihrem Leben darzustellen. Im zarten Alter von 14 machten Sie sich auf, den Traum vom bescheidenen fleißigen Wirtschaftswunderkind zum Millionär zu leben. Wenig später und doch viel zu früh im Leben trafen Sie Ihre große und einzige Liebe für alle Zeiten und fällten eine einschneidende Entscheidung gegen ein breites Spektrum an emotionaler Entwicklung, Reife, Ausgeglichenheit und Toleranz durch Veränderung, Ausprobieren, neue Erfahrungen und Vielfalt.
      Und das zu einer Zeit, als große Teile der jüngeren Generationen das pure Gegenteil als neue kulturelle und gesellschaftliche Strömung zu leben begannen.
      Jene für Sie im jugendlichen Alter internalisierte Ablehnung, die konservative Sozialisierung und die fehlenden emotionalen Erfahrungen spiegeln sich auch im Rentenalter deutlich erkennbar in mangelnder Toleranz, stets unterschwelliger Wut und mantraartig wiederholten Vorurteilen wider. Die Entwicklung erklärt Ihre nie abgelegte Abscheu sowie die emotionalen Defizite und Unreife gegenüber allem, was Sie als grün und links empfinden.

      P.S. Da Sie so gerne den SPIEGEL zitieren, wenn es um Arschlöcher geht, erlaube ich mir, Sie auf eine mehr als fragwürdige Schnapsidee hinzuweisen:
      https://www.spiegel.de/politik/deutschland/erhards-angebot-an-die-udssr-hundert-milliarden-mark-fuer-die-deutsche-einheit-a-789418.html

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