Europa

Industrieproduktion – Lichtblick oder Strohfeuer in Deutschland?

Nach vier Monaten Rückgang in Folge, jetzt ein kleines Lebenszeichen – gemeint ist die Industrieproduktion in Deutschland, die sich doch so sehr in der Schrumpfung befindet, wie der Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe mit seinen unterirdischen 41,7 Punkten für den letzten Monat so richtig verdeutlicht hat. Jetzt ein Anstieg im August um 0,3 Prozent. Ein Strohfeuer?

 

Industrieproduktion und der Kampf um die technische Rezession

Dieses Szenario, also das Schrumpfen der Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen war eigentlich schon ausgemachte Sache. Doch die jüngsten Daten zur Industrieproduktion setzten dahinter ein kleines Fragezeichen. Es gab nicht nur den kleinen Anstieg im August, auch die Julidaten wurden von minus 0,6 auf minus 0,4 Prozent korrigiert, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Damit sehen die Optimisten bereits die Möglichkeit, dass das dritte Quartal doch noch mit einer schwarzen Null enden könnte. Im zweiten Quartal des Jahres wurde eine Schrumpfung um 0,1 Prozent festgestellt.

Eine Stütze erfährt die deutsche Wirtschaft weiterhin durch den robusten Arbeitsmarkt, bei dem im September eine Herbstbelebung festgestellt wurde. Die Bundesagentur für Arbeit meldete am 30. September einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 0,2 Prozent auf 4,9 Prozent auf insgesamt 2,234 Millionen Arbeitslose.

Beim letzten Ifo-Index sah man zwar eine Erholung von 94,3 auf 94,6 Punkte, aber gleichzeitig wurden die Erwartungen abgesenkt. Der ZEW-Korrekturindex stieg im September von -44,1 auf -22,5 Punkte, allerdings ebenso mit einer negativen Erwartungskomponente.

Bei der Betrachtung der Daten ist zudem zu berücksichtigen, dass es sich bei diesem Zeitraum um die Urlaubszeit handelt, in der es des Öfteren abweichende Zahlen gab.

 

Fazit

Aus den prognostischen Daten ist unschwer festzustellen, dass die deutsche Wirtschaft davon ausgeht, dass es mit Donald Trump in nächster Zeit keine Verbesserung durch die Folgen des Handelsstreits für die Weltwirtschaft geben wird. Aber genau darin liegt ein gewisses Überraschungspotenzial. 58 Prozent der weltweiten Notenbanken haben im dritten Quartal die Zinsen wegen des schwächeren Wachstums gesenkt. Ein Effekt, der sich erst in circa einem halben Jahr auswirken wird.

Was mich absolut verwundert ist, dass die meisten Wirtschaftsinstitute, wie auch viele Wirtschaftslenker, in einem halben Jahr von einer kleinen Belebung ausgehen und nicht von einem Sturz in eine große Rezession – nicht einmal die pessimistischen. Deshalb auch noch die hohen Aktienkurse. In den USA tritt in einem Wahljahr normalerweise keine Rezession auf, zumindest nicht in den letzten Jahrzehnten.

Damit wird der alles entscheidende Faktor deutlich. Wenn es zu keinem Ende oder zumindest zu einem Waffenstillstand im Handelsstreit kommt und weitere Eskalationen in Form von Zöllen eintreten, wird jede wissenschaftlich ausgefeilte Berechnung zur Makulatur. Dafür sorgt schon allein die Psychologie. Man kann eine Rezession in einer solchen Phase auch herbeischreiben – durch die Presse, wie ein Analyst gestern feststellte. Man muss nur genügend Meldungen produzieren, die Angst machen und der Verbraucher wird mit seinem Verhalten für das Eintreten sorgen.

Dazu passt auch die Warnung der neuen Chefin des Internationalen Währungsfonds, der Bulgarin Kristalina Georgiewa: „Jeder wird verlieren“, sagte sie bei ihrer ersten Rede als neue Chefin der Organisation in Washington. Allein der Streit zwischen Amerika und China werde die globale Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr um bis zu 700 Milliarden Dollar sinken lassen – das sei ungefähr so, als lösche man die Wirtschaft der Schweiz aus.

 

Die Industrieproduktion in Deutschland ist auf Talfahrt



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